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PIETER LAURENS MOL »FORTY-FIVE FEATHERS FALLEN ON A FIELD“

Stuttgart 4. Februar – 19. März 2016 Eröffnung Donnerstag 4. Februar 2016, 19 – 21 Uhr

Pieter Laurens Mol (*1946 in Breda, Niederlande) begann Ende der Sechziger Jahre eine höchst eigenwillige künstlerische Produktion, die von konzeptuellen Überlegungen getragen ist und in unterschiedlichen Medien ihren Ausdruck findet: Fotografie, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Installation. Ein wesentlicher Teil seiner Fotografien der siebziger und achtziger Jahre sind Selbstinszenierungen des Künstlers, in denen er sich mit metaphorischen Begriffen des „Fallens“, des „Verlustes“ oder dem romantischen Topos der "Suche" auseinandersetzt. Von den neunziger Jahren an verschwindet die menschliche Figur zunehmend aus Mols Arbeiten. Deutlich findet eine Verschiebung zu traditionelleren Genres statt, wie der Landschaft und dem Stillleben, wobei diese Bilder, den früheren vergleichbar, als eine metaphorische Aussagen über die "conditio humana" erfahrbar werden. Das heroische, aber auch komische Scheitern charakterisiert zahlreiche seiner Arbeiten. In seiner Kunst gehe es, wie Mol selbst beschreibt, darum Bilder für eine »extreme Existenz« zu finden. Sein »künstlerisches Leben« stellt eine solche Existenz dar, an der er die Betrachtenden Teil haben lässt. Wobei das Leben des Künstlers wiederum nur ein Bild des »schöpferischen Lebens« des Menschen ganz allgemein ist. Und dieses schöpferische Leben beruht auf physikalischen oder anderen, höheren Gesetzen, die in seinen Arbeiten poetisiert werden.

Mol scheint sich der kombinatorischen Methode der Surrealisten zu bedienen, wenn er seine sogenannte »Fotoskulpturen« entwickelt, die häufig auf ein Undarstellbares oder vielmehr die Uneinholbarkeit der Realität im Bild verweisen: Wörter und Bilder gehören getrennten Wahrnehmungssystemen an, die stets nur als Stellvertreter auf eine Realität verweisen, diese jedoch nie selbst verkörpern können (Magritte, 1967).

Nicht die Abbildung der Realität, sondern die Visualisierung von Ideen ist sein fotografisches Anliegen. Dem »Romantischen Konzeptualismus« (Jörg Heiser) Bas Jan Aders nahe stehend, untersucht Mol die Bedingungen bildnerischer Bedeutungsproduktion anhand eines ironischen Spiels mit emotionalen Projektionen. Hierbei zielt Mol augenzwinkernd auf die Spannung zwischen der Inszenierung und dem Effekt großer Gefühle. Die Grenzen von künstlerischem Objekt und Alltagsgegenstand werden kontinuierlich neu ausgelotet und die ästhetische Definitionsmacht von Museen, Galerien und Kunstkritik damit ins Spiel gebracht. So durchkreuzen die Arbeiten Mols den üblichen Gegensatz von romantischer Innerlichkeit und konzeptueller Rationalität. Mol ist nicht an einer Kunst interessiert, die sich lediglich als Plattform der Inszenierung seiner eigenen künstlerischen Subjektivität versteht. Er gibt sich der Betrachtung und Wiedererweckung des Vertrauten und Alltäglichen hin, indem er es erfahrbar macht innerhalb des geschützten Raumes der Kunst, wo die kleinste Justierung einen großen Einfluss darauf ausüben kann, wie das Leben, die Welt und unsere eigene Position innerhalb des großen Schemas der Dinge wahrgenommen wird.