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Nachdem das Landesmuseum in Münster im vergangenen Jahr abgerissen wurde, ist der Kunstverein für die kommenden Jahre ohne festen Ausstellungsraum. Parallel zum Bauabschnitt der zukünftigen Räumlichkeiten am Domplatz bezieht sich das diesjährige Programm daher im Sinne der aktuell gelegten Fundamente an die grundlegenden Ideen der eigenen Institution. Es ist der Geist des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit seinem bürgerlichen Engagement, dem die Kunstvereine Ihre Legitimation verdanken, dennoch sind es vor allem die künstlerischen Avantgarden der 1960er und 70er Jahre, die heute die programmatische Ausrichtung der Institution nachhaltig prägen.

Der Kunstverein besinnt sich daher mit dem aktuellen Programm auf seine existierende Basis und schafft sich neue Grundlagen für die Zukunft. So sollen neue Fundamente gelegt werden – mit künstlerischen Projekten, die nach der Substanz des Kunstvereins aber auch des künstlerischen Handelns fragen. In den letzten Jahren haben sich viele junge Künstler in ihrer Arbeit auf die Zeit der 1960er und 70er Jahre mit ihrer neuen Formsprache und ihren radikalen Inhalten bezogen. Eine Zeit, in der sowohl der Autor, das Format der Ausstellung als auch der Werkbegriff fundamental in Frage gestellt wurde. Heute werden daraus aber vor allem aktuelle Sichtweisen entwickelt und die Ideale der Generation der Eltern dieser Künstler wird kritisch hinterfragt und ästhetisch aktualisiert. Der diesjährige Förderpreis des Westfälischen Kunstvereins richtete sich daher an Künstler, die eine konzeptuelle Herangehensweise als Fundament ihrer Arbeit verstehen, gleichzeitig aber aktuelle thematische Anknüpfungspunkte und eigenständige Ausdrucksformen dafür finden. In der Ausstellung werden sowohl Malereien, als auch Fotografien neben performativen Video- und Rauminstallation gezeigt. Es sind darunter formale wie auch dokumentarische und kontextbezogenen Ansätze zu sehen, die eine vielfältige und spannende Bandbreite künstlerischer Auseinandersetzung präsentieren.

Mit dieser Ausstellung wird der Westfälische Kunstverein vorübergehend die Räumlichkeiten einer ehemaligen Schule an der Scheibenstraße beziehen. Die Atmosphäre der verlassenen Räume lässt gleichzeitig den Geist vergangener Zeiten als auch der Neugierde am Lernen, Erzählen und Ausprobieren nachvollziehen.

Seit 1951 vergibt der Westfälische Kunstverein alle zwei Jahre den mit insgesamt 5.200 Euro dotierten Förderpreis. Er wendet sich an junge Nachwuchskünstler und -künstlerinnen, die aus Westfalen kommen, hier leben oder studiert haben. Die Fachjury setzte sich in diesem Jahr aus Melanie Bono (Kuratorin für zeitgenössische Kunst, LWL-Landesmuseum Münster) Prof. Dr. Gregor Stemmrich (FU Berlin), Mirjam Thomann (Künstlerin, Berlin), sowie Katja Schroeder (Direktorin Westfälischer Kunstverein) zusammen.

Aus den zahlreichen Einsendungen hat die Jury zwei Künstler und eine Künstlergruppe ausgewählt, die sich den Preis teilen. Zusätzlich werden in der Ausstellung fünf weitere prägnante Positionen gezeigt, die der Jury positiv aufgefallen sind: Tim Dannenberg, Till Gathmann, Lena Henke, Cem Kozcuer und Peter Schloss.

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Placed in the heat of the night
Förderpreis 2010
Künstler: Thomas Baldischwyler, Tim Dannenberg, Till Gathmann, Lena Henke, Cem Kozcuer Katinka Pilscheur, Peter Schloss, TWIG  (Inga Krüger & René Haustein)