press release only in german

Der irrwitzige Kunststreit rund um die Skulptur "Mocmoc" der Künstlergruppe Com&Com spaltete dieses Jahr nicht nur die Ostschweizer Bodenseegemeinde Romanshorn, sondern auch weite Teile der Schweizer Kulturlandschaft. Schliesslich musste gar eine Volksabstimmung über den weiteren Verbleib des Denkmals entscheiden. Im Cabaret Voltaire sind nun erstmalig in der Schweiz Arbeiten (Installation, Zeichnung, Film) zum Projekt ausgestellt. Der begleitende Katalog äussert sich vielschichtig zu Mocmoc und allgemeinen Fragen und Problemstellungen der zeitgenössischen Kunst im öffentlichen Raum.PROVOKATION

Thema Ist Provokation ein legitimes Mittel, um in unserer Gesellschaft etwas zu verändern oder nur eine strategische und verkaufsfördernde Massnahme? Muss man heute provozieren, um noch wahrgenommen zu werden? Was erregt die Menschen im Zeitalter der Tabubrüche noch? Wer lässt sich provozieren, was sind die Regeln und welche Rolle spielen dabei die Kunst und die Medien? Schon für die Dadaisten war Provokation ein gezielt eingesetztes Kommunikationsvehikel und in den letzten 40 Jahren wurde die bewusste Regelverletzung zu einem der beliebtesten, erfolgreichsten, aber auch oft verschmähtesten Werkzeuge in Kultur, Politik und Gesellschaft.

Macher Com&Com, das sind die beiden Schweizer Medienkünstler Johannes M. Hedinger (1971) und Marcus Gossolt (1969). Sie gründeten 1997 das Kunstlabel Com&Com (Commercial Communication) und produzieren Filme, Kunst, Theaterstücke, Musik, Bücher und Denkmäler, die die Grenze zwischen High Art und Low Culture thematisieren. Parasitär besetzen sie vorhandene Kommunikationswege der Werbung und Massenmedien für ein Inszenierungsspiel von Original und Fälschung.

2003 entwarfen sie eine Legende sowie ein Denkmal mit Namen Mocmoc für das Städtchen Romanshorn am Bodensee. Das bunte Denkmal, die gefälschte Gründerlegende und die Form der Inszenierung lösten anhaltende Bürgerproteste und eine veritable politische Krise aus, was in einer Volksabstimmung am 16. Mai gipfelte. Com&Com's erster Film "C-Files: Tell Saga", ein perfekt inszenierter Trailer zu einem nicht existierenden Spielfilm, wurde 2001 an die Biennale Venedig eingeladen und ihr Video-Clip Side by Side (2002) landete in den Top 10 der Schweizer Charts. Derzeit arbeitet Com&Com an einem Roadmovie, der in der Wüste zwischen Los Angeles und Las Vegas spielt. Johannes M. Hedinger und Marcus Gossolt leben und arbeiten vorwiegend in Zürich und St. Gallen/Schweiz. Das Pozessdesign des Symposiums stammt von Beauty Case (John Bellicchi, Simon Grand und Ruedi Alexander Müller-Beyeler). Beauty Case ist ein Projekt angewandter Innovationsforschung, das sich mit der Strukturierung von Raum, Zeit und Medialität in menschlichen Gestaltungsprozessen auseinandersetzt. Das Setting, welches idealerweise auf Prozesse von anderthalb bis zwei Tagen angewendet wird, wurde von Dr. Simon Grand, Ruedi Alexander Müller-Beyeler und John Bellichi entwickelt und getestet, um transdisziplinär zusammengesetzten Gruppierungen einen experimentellen Rahmen für gedanklichen Austausch zu bieten. Durch gezielte Brüche in Raum und Zeit und durch Verrücken der medialen Gewohnheiten im Ausdruck und in der Interaktion werden Erfahrungsräume geschaffen, die Bekanntes in anderem Licht erscheinen, vielleicht Neues emergieren lassen.

Symposium, öffentlicher Teil P-Faktor: Die Kunst der Provokation

Ist Provokation ein legitimes Mittel, um in unserer Gesellschaft etwas zu verändern oder nur eine strategische und verkaufsfördernde Massnahme? Muss man heute provozieren, um noch wahrgenommen zu werden? Was erregt die Menschen im Zeitalter der Tabubrüche noch? Wer lässt sich provozieren, was sind die Regeln und welche Rolle spielen dabei die Kunst und die Medien? Schon für die Dadaisten war Provokation ein gezielt eingesetztes Kommunikationsvehikel und in den letzten 40 Jahren wurde die bewusste Regelverletzung zu einem der beliebtesten, erfolgreichsten, aber auch oft verschmähtesten Werkzeuge in Kultur, Politik und Gesellschaft.

Mit dem Symposium soll versucht werden, den oft rein emotional gebrauchten Begriff zu objektivieren und zur Diskussion zu bringen. Weiter soll mit dem neu geschaffenen Terminus ‚P-FAKTOR’ eine Messgrösse für Provokation eingeführt und längerfristig als Marke etabliert werden.

Pressetext

only in german

Provokation
Ausstellung "Mocmoc-das ungeliebte Denkmal", Filmreihe, Symposium, Aktion
Kuration: Künstlergruppe com & com
Provokation - Website

22.1.05 Symposium, öffentlicher Teil
P-Faktor: Die Kunst der Provokation
ReferentInnen: Werner de Schepper, Ursula Pia Jauch, Güzin Kar, Elke Krystufek, Franz Liebl, David Signer, Wolfgang Ullrich, com & com