press release only in german

Die BAUKUNST GALERIE eröffnet am Mittwoch, dem 30. Juni 2004 ihre bisher zweite Einzelausstellung mit der chinesischen Künstlerin Qin Yufen, zu der Angelika Stepken, Leiterin des Badischen Kunstvereins in Karlsruhe, eine kurze Einführung geben wird. Im Innen- und Außenraum der Galerie werden raumgreifende Klanginstallationen zu sehen sein, die größtenteils direkt für die Ausstellung in der Baukunst Galerie konzipiert wurden, sowie kleinere Klangobjekte und Papierarbeiten Qin Yufens.

Die 1954 in Qingdao in China geborene Künstlerin reiste 1988 mit Hilfe eines DAAD-Stipendiums aus Peking nach Deutschland aus und ließ sich in Berlin nieder, wo sie seitdem hauptsächlich lebt und arbeitet. Qin Yufen hat den Blickwinkel der chinesischen Immigrantin in einer westlichen Umgebung in ihre künstlerische Arbeit aufgenommen. Fremdheit ist ihr originäres Thema. Diese Fremdheit ist jedoch nicht einseitig auf ihre Wahrnehmung der Kultur ihrer neuen Heimat bezogen: Auch von den traditionellen chinesischen Kunstformen hat sie sich seit Ende der 80er Jahre entfernt. Ihre künstlerische Entwicklung beschritt einen spannenden Weg von den kalligraphischen Zeichnungen in China zu der ihr bis dahin völlig unbekannten westlichen Kunst der Installation, die sie als künstlerische Sprache neu für sich entdeckte und der sie sich seitdem nur noch widmet. In ihrer Installationskunst gelingt es Yufen, die Einflüsse der chinesischen Tradition und Kultur mit den westlichen Ausdrucksmitteln auf eine neue Art und Weise zu vereinen. Qin Yufen war bereits in zahlreichen Museumsausstellungen vertreten, wie "Zeitwenden" im Jahr 1999 im Kunstmuseum Bonn oder "Heimat Kunst" im Jahr 2000 im Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Einzelausstellungen widmeten ihr beispielsweise bereits der Kunstverein Solothurn (2001), der Kunstverein Göttingen (2001), das Kunstmuseum Heidenheim (2002), die Kunsthalle Bremen (2002) und zuletzt der Kunstverein Marburg (2003). Der Hamburger Bahnhof, Museum für Kunst der Gegenwart, Berlin, zeigte 2002 eine große Rauminstallation der Künstlerin.

Seit 1990 wurde der Klang zu einem zentralen Bestandteil der Installationskunst Qin Yufens. Material für die akustischen Elemente ihrer Arbeiten liefern der Künstlerin beispielsweise die Musik der traditionellen Peking-Oper oder Geräusche, die in der Natur oder den Straßen Pekings oder Berlins aufgenommen worden sind. Aus diesen Grundlagen formt die Künstlerin aufwendige abstrakte Kompositionen, die durch elektronische Bearbeitung des Ausgangsmaterials im Tonstudio entstehen. Diese Klänge läßt sie synchron mittels kleiner Lautsprecher an den Objekten erklingen. Sie sind leise und nicht raumfüllend, dadurch bleiben sie an das Objekt gebunden. Der Klang verstärkt die poetische und immaterielle Dimension der Installationen.

Yufen berichtet von Alltag und Leben in unterschiedlichen Rollen, Kulturen und Lebenswelten. Ihre Installationen sind komplex, bestehen aus unterschiedlichen Zusammenstellungen von Objekten: "Alltag oder Szenerie" ist der Titel einer ihrer Arbeiten. Auf einem Tisch liegen Farben und Malutensilien. Daneben steht ein Wäscheständer, an dem bemalte Papierbögen wie zum Trocknen hängen. Zwischen den Papieren sind kleine Lautsprecher angebracht, von denen Kabel wegführen und aus denen Klänge ertönen. Die Künstlerin bringt uns vertraute Elemente, einklappbare Wäscheständer, mit fremden Elementen, wie beispielsweise Klängen chinesischer Musik, zusammen. Die Wäscheständer begegneten Yufen während der ersten Zeit, die sie in Deutschland verbrachte, als fremde Objekte, deren besondere Ästhetik die Künstlerin durch die Zweckentfremdung in ihren Installationen bewußt werden läßt. Die Künstlerin kombiniert dieses profane Gerät oft mit traditionellen Materialien und Objekten aus ihrer Heimat, mit Reispapier, Seidenstoffen, Bambusrohr, etc.. Hier sind es mit Tusche bemalte Papierbögen, Produkte einer traditionellen künstlerischen Tätigkeit. Qin Yufen reflektiert über sich selbst als chinesische Frau und Künstlerin und die Umgebung, in der sie lebt. Sie regt einen Austausch über die verschiedenen Kulturumfelder und gleichzeitig die globale kulturelle Umgebung an. Yufen betont das Fragile, Immaterielle und Unergründliche. Sie bindet ihre künstlerische Argumentation in Konstellationen poetischer Schönheit und liefert gleichzeitig irritierende Verweise auf aktuelle und immer gültige Themen. Die Künstlerin möchte "eine besondere Atmosphäre schaffen, in der der Betrachter den Alltag überwindet" (Qin Yufen).

Qin Yufens Interesse an den formalen Eigenschaften der Gegenstände und der präzise Einsatz der Objekte innerhalb der künstlerischen Form der Installation oder als Klangobjekt brechen die Ausstrahlung des scheinbar Authentischen und lassen eine unvorbelastete, neue Sichtweise und Rezeption der visuellen und akustischen Teile ihrer Werke zu. Qin Yufens Arbeiten verweisen auf das Fremde im Vertrauten. Sie führen zu einer Beschäftigung mit dem Gegensatz und der gleichzeitig untrennbaren Zusammengehörigkeit von Neuem und Altbekanntem, von Moderne und Tradition.

Pressetext

only in german

Qin Yufen - Klanginstallationen