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Der Titel radikal lokal spricht mit unverhohlener Ironie die Tatsache an, dass Bodenständiges gerade in Wien letztlich Resultat von Importen oder zumindest kulturellen Transfers ist, vom Wiener Schnitzel bis zum kleinen Mokka. Das verhält sich in Sachen Kunst noch radikaler als in Sachen Küche. Und doch gibt es inhaltlich oder referenziell ‚radikal lokale’ Positionen oder Werkzyklen von KünstlerInnen. Die hier zur Aufführung gelangenden Projekte verbindet eine Melange aus lokalen und internationalen Bezügen, aus unterschiedlichsten Medien und Ausdrucksformen sowie das Bewusstsein, dass jedes Lokalkolorit seine Brillanz dem Austausch von Farben verdankt.

* Lena Lapschina 1000 mm/oder Das Schlafzimmerfenster Doppel-Projektion, DVD, 22 min. 33 sec., Musik: Nuclear LOS, Novosibirsk Hunderte von Hyperzoom-Bildern aus einem Fenster des Gasometer B in Wien-Simmering zeigen die ‚ganze Welt’ der Vorstadtlandschaft zwischen Schrebergartenidylle und Supermarktparkplatz. Als ‚White Studies’, Untersuchungen des täglichen/nächtlichen sozialen Verhaltens, takten sie über die Leinwände.

Seit über zwei Jahren richtet Lena Lapschina ihre Zenit-Kamera mit aufgepflanztem Hyper-Teleobjektiv (1000 mm) aus immer dem gleichen Fenster im 7. Stock des Gasometer B in Wien-Simmering auf die ihr zu Füßen liegende Vorstadtlandschaft. Was sie einfängt und festhält – manchmal scharf, manchmal verschwommen – ist die „ganze Welt“ Simmerings zwischen Schrebergartenidylle und Supermarktparkplatz: Sandler und Biedermeier, Punks und Superstars, Sprayer und Polizisten, Pinkler und Liebende, Hundebesitzer und Briefträger, Jugendgangs und Exhibitionisten … „White Studies“, Untersuchungen des täglichen/nächtlichen sozialen Verhaltens an der Bannmeile von Ostbahn und Zentralfriedhof, als Bilderfolgen getaktet auf zwei Projektionsleinwände, untermalt vom „porno jazz“ (einem Gemenge aus acid-jazz, trip-hop und leichter cocktail music) der Novosibirsker Electronic Band Nuclear Los. Lena Lapschina lebt und arbeitet als Künstlerin und Kuratorin in Wien. Geboren in Kurgan, Westsibirien, UdSSR.

* Carola Dertnig Lara Sana Tonintervention / Performance, ca. 30 min. Teilweise überarbeitete Interviews mit ZeugInnen der legendären Aktion Kunst und Revolution sowie Modellen und Produzentinnen der Aktionen von 1968 bilden eine Erzählung, in der gefragt wird, wer damals nicht zu Wort gekommen ist. Welche Rolle haben Frauen gespielt, wie hat die lokale Geschichtsschreibung diese Aktionen bewertet …? Carola Dertnig lebt und arbeitet als Künstlerin, Kuratorin und Autorin in Wien und New York.

* Ingrid Moschik recollectinX: family of art Projektion und Video-Livestream, ca. 20 min., Programmierung und Sound: Kai Podhraski Akteure und Statisten des ‚Betriebssystems Kunst’ werden von Ingrid Moschik bei Kunst-Events fotografisch festgehalten, als ‚datenstrukturen’ bearbeitet und im Netz publiziert. Das Publikum ist stets Teil und Beobachter einer lokalen wie auch internationalen ‚family of art’. Ingrid Moschik hat Mathematik und Physik studiert, arbeitet seit 1993 an den 'datenstrukturen-Projekten' und ist Mitbegründerin von Comart.http://kultur.wkstmk.at/comart/comart.htm

* TA MA MU ENSEMBLE Der tanzende Pinsel Multimediale Performance, ca. 30 min. Mit Roman Scheidl (Malerei und Live-Lichtzeichnung), Katharina Puschnig (Malerei und Sprache), Magda Loitzenbauer (Tanz), Dieter Strehly (Shakuhachi und Sax). Mit Kompositionen von Kyoko Abe und Texten von Wolfgang Hermann. „Was den Zuseher so sehr verblüfft ist, dass er Zeuge wird beim Entstehen von feinem, filigranen Material, einem Hauch, einem Schleier von Illusion, der sich, wenn das Licht angeht, in Nichts auflösen wird.“ (W. Hermann) TA MA MU ENSEMBLE wurde 1997 gegründet und umfasst bis zu 14 Mitglieder aus KünstlerInnen aller Sparten. 2005 tourt das Ensemble mit Der tanzende Pinsel u.a. zur EXPO 2005 in Aichi/Japan. www.tamamu.com/

* Gerhard Leixl Tango (Arbeitstitel) Performance mit Live-Malerei, Projektion und Musik, ca. 30 min. Gerhard Leixl entwickelte eine spezielle Form ‚automatischer’ Malerei, bei der er simultan beide Hände einsetzt. Ein weiteres Ausdrucksmedium fand er im argentinischen Tango. ‚Außer Kontrolle’ scheint der ordnende Verstand zu geraten, wenn beide Medien zusammenwirken. Gerhard Leixl arbeitet als Künstler in zahlreichen und übergreifenden Sparten in Wien.

Ab 21.00h Lounge im Otto Wagner Pavillon am Karlsplatz mit DJ Female Obsession Spezial

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