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Raimund Kummer (geb. 1954) gehört zu den Künstlern, die seit den siebziger Jahren die Produktions- und Präsentationsbedingungen von Kunst thematisiert, an der Erweiterung des Material- und Skulpturbegriffs gearbeitet und das Erzählerische wieder in die Bildhauerei eingeführt haben. Mit der Eroberung des öffentlichen Raums als Kunstraum und seinen kontextbezogenen Arbeiten hat er zudem inzwischen etablierte künstlerische Ansätze vorweggenommen.

1977 beendet Raimund Kummer sein Studium der Malerei, gibt aber die Arbeit in dieser künstlerischen Disziplin schnell auf. In der erklärten Absicht, die Hermetik des Bildes und des Ateliers aufzubrechen, unternimmt er Exkursionen in den Straßen von Berlin und New York. Dort entdeckt er seine Faszination für vorgefundene skulpturale Situationen, die er teilweise durch Eingriffe pointiert und mit Hilfe der Fotografie festhält. Die Untersuchung und Neubewertung des Alltäglichen, Situativen und Ephemeren, das Einschleusen visueller Impulse in den Alltag, rücken in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit.

Seine Infragestellung des ‛Betriebsystems’ Kunst und die Erweiterung bis dahin bekannter Formen und Rahmenbedingungen künstlerischer Praxis münden in die Gründung des inzwischen legendären Büro Berlin (1980, zusammen mit Herman Pitz und Fritz Rahmann). Büro Berlin avanciert zum Synonym für die Einführung eines neuen Produktionsbegriffs von Kunst in Diskurs und Praxis, die zur Eroberung von neuen Kontexten führt: Wie die Fotoarbeit ‛Skulpturen der Straße’, (1978/79) belegt, kann jeder Ort ein möglicher Ort von Kunst sein.

Das schließt die Welt der Museen keineswegs aus, in denen er in den achtziger Jahren mit den medialen Mischformen der ‚Fotoskulpturen’ auftritt. Auch hier erobert er künstlerisches Neuland, mit Installationen, die zuweilen den Charakter von Rauminstallationen annehmen können. Gleichzeitig rücken Sehen und Wahrnehmung in den Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung und ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk. Das Sujet des Sehens verweist gleichzeitig auf den Kosmos der fünf Sinne, auf das Schmecken, Riechen, Tasten, Hören, die implizit Themen von Raimund Kummers Werk sind.

So stellt sich seine Kunst als Appell an die Sinne dar, der seinen Ausdruck in teilweise ‛barocken’ raumgreifenden Installationen findet. Die größte Arbeit dieser Art, die das Sehen und sein Organ, das Auge, zum Gegenstand hat, besetzt denn auch folgerichtig den zentralen Raum des Kunstmuseums. Die Bodenskulptur ‛Byssodomein’, entstanden 1994/95, bildet das Zentrum und den Schlusspunkt der Ausstellung. Die reptilienartig belebten Glasaugen sind ein wahrer Blickfang für den Betrachter; zugleich machen sie aber deutlich, welch zentrale Rolle die sinnliche Wahrnehmung für unsere Orientierung in der Wirklichkeit und, weiter greifend, auch für unser Denken spielt.

Die speziell für Bonn entwickelte Ausstellung präsentiert einen mehr als drei Jahrzehnte seines Schaffens umfassenden Werküberblick und wird von einem von Raimund Kummer entworfenen Künstlerbuch begleitet. Zur Ausstellung, die von der Kunststiftung NRW unterstützt wird, ist ein 400 Seiten umfassender Katalog erschienen.

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Raimund Kummer
For your eyes only
Werke 1978 - 2009