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„Der eine Maßstab in der Kunst ist Einheit und Schönheit, Richtigkeit und Reinheit, Abstraktheit und Vergänglichkeit. Das eine, was über die beste Kunst zu sagen ist, ist ihre Atemlosigkeit, Leblosigkeit, Todlosigkeit, Inhaltslosigkeit, Formlosigkeit, Raumlosigkeit und Zeitlosigkeit. Das ist immer das Ziel der Kunst.“(1) Ad Reinhardt

Titel der Ausstellung und einer Werkserie von Ralf Brög, die er seit 2007 entwickelt, beruft sich auf den Begriff der ‚fuzzy logic’; „eine Theorie welche vor allem für die Modellierung von Unsicherheiten und Unschärfen von umgangssprachlichen Beschreibungen entwickelt wurde“.(2) Die mathematisch-wissenschaftliche Logik lässt sich als Steuerungssystem nicht nur auf abgegrenzte Mengen anwenden, sondern auch auf undeutliche, dazwischen liegende Besonderheiten. Übertragen auf die neuen, abstrakten Bilder des Düsseldorfer Künstlers kennzeichnet diese dessen besonderen Umgang mit der Ding- und Farbwelt.

Der Bildsinn der mehrschichtigen Leinwände des Künstlers erschließt sich, wenn der Betrachter ein „anderes“ Sehen, eine abstrakte Wahrnehmung entwickelt.

Zwischen 2000 und 2005 entwickelte Ralf Brög abstrakte, serielle Arbeiten, deren monochromer Hintergrund von Punkten und Farbflecken durchzogen und durchbrochen wurde. FEC_COAST SCENE, 2005, belegt eindrucksvoll das entwickelte, dynamische Punktesystem aus den sogenannten ‚dots’. In den großformatigen Arbeiten dieser Phase schweben diffus farbig angelegte Kreise als Einzelformen vor einem monochromen Hintergrund unterschiedlicher Farbdichte. Diese Werke entstehen aus der visuellen Strategie, die „genaues Sehen“ und „differenziertes Betrachten“ ins Zentrum der künstlerischen Untersuchungen rückt welche für Ralf Brögs Bildfindungen kennzeichnend ist.

Hier ist auch die Serie der Fuzzy Logics einzuordnen, welche der Künstler anlässlich seiner Einzelausstellung EXM.EM.0907 Un bar aux Folies-Bergère in der SITEGALERIE, Düsseldorf, erstmals ausstellte(3). Die Werke werden charakterisiert durch ihre farbigen Rasterstrukturen, die allerdings keine lineare, geometrische Dominanz besitzen.

Die aktuellen Bilder der Serie weisen dagegen eine pointierte Betonung der Farbe als Ausdrucksmittel auf und unterstreichen die Strategie, die Farbe allein mit den inneren strukturellen Qualitäten zu präsentieren. Die Fokussierung dieser Autonomie und die Verschlossenheit dieser Bilder ohne Sujet, ohne Kompositionsinhalt, ohne mimetische oder expressive Bedeutung, rücken deren Wahrnehmung in die Nähe der ‚Radikalen Malerei’ der 80er Jahre.(4)

Ralf Brögs offensive, anti-idealistische Nüchternheit, welche die neuen Arbeiten der Fuzzy Logics-Serie prägt, die nun in der Petra Rinck Galerie präsentiert werden, betonen die Erfahrung und das Erlebnis der Farbe. Brög hat eigens für diese Kompositionen, ein neues kombinatorisches Bearbeitungsverfahren entwickelt, das auf mit der Hand gemalten Flächen, wie auch auf diversen Drucktechniken (Siebdruck, Digital- und Analogdruck) beruht. Die verwischten und verschwommenen Farbschichten scheinen im Raum zu stehen. Die durch eine dichte Gitterstruktur geprägte Oberfläche und der monochrome Bildraum der Kompositionen, sind nicht in einer Einheit verbunden.

Die Wahrnehmungswirklichkeit dieser Farbwelt liegt nicht auf der materiellen Oberfläche des Gemäldes. Die Verwischung der Grenzen zwischen Vorder- und Hintergrund ermöglicht eine phänomenale Wirklichkeitserfahrung. Ralf Brög entwickelte sein eigenes Formvokabular und seine spezifische Farbskala an der Neustrukturierung der Beziehung zwischen Bildraum und Realraum. In den Farbfeldern der neuen Arbeiten von Ralf Brög steckt zudem eine unerwartete Wendung; die ungewöhnliche Kombination erzeugt eine Aura von Bedeutung. Brög bricht die klassische Deutungsebene der Farben auf und findet völlig andere Imaginationskerne. Charakterisiert werden diese durch gegensätzliche Spannungsfelder, die sich zwischen Wahrnehmungsobjekt und räumlich-plastischen Untersuchungen ausdehnen. Für einen Augenblick meint der Betrachter, an einen anderen Ort, in eine andere „Landschaft“ versetzt worden zu sein – so entsteht eine Ort- und Zeitlosigkeit.

In der Vielfalt seiner Bildvorstellungen liegt die Intensität des Künstlers. Sie eröffnen einen Erlebnisraum, in dem unsere Wahrnehmung ihren vertrauten Weg verlässt.

Necmi Sönmez

(1) Ad Reinhadt, Kunst-als-Kunst, in: Art International Zürich, Vol. VI, No. 10, 20. Dezember 1962. Übersetzung: Ad Reinhardt, Letzte Bilder, Josef Albers Museum Quadrat Bottrop, Bottrop 2011, S. 99. (2) Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Fuzzylogik, besucht am 14.8.2011. (3) 21.09.-03.22.2007. (4) Malerei-Radikale Malerei, hg. v. Armine Haase, in: Kunstforum International, Bd. 88, März/Arpil 1987.

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Ralf Brög
Fuzzy Logics
DC OPEN, Düsseldorf/Köln