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Vernissage: Freitag, 29. August 2008, 20h Künstlergespräch: Sonntag 31. August 2008, 17h

Der Berliner Künstler Reiner Maria Matysik beschäftigt sich auf vielfältige Weise mit Konzeptionen zukünftiger Lebewesen und hat in den letzten Jahren an der Schnittstelle zwischen Kunst und Biologie ein eigenes System postevolutionärer Lebensformen entwickelt. In seinen Installationen, Videos, Aktionen und Publikationen spielt der von Matysik geprägte Begriff "Biologische Plastik" eine wesentliche Rolle.

In diesem Kontext hat er in den letzten Jahren Prototypen zukünftiger Lebensformen entwickelt. Diese Modelle wurden von Matysik systematisch erfasst und in ihren Qualitäten genau klassifiziert nach Größe, Gewicht, Geschlecht, Extremitäten, Ausrichtung, Art der Haltung, Lebensweise, etc. In seiner Publikation WESEN (Gutleut-Verlag, Frankfurt/ Main, 2007) präsentiert er zum einen die Inokuli (Augenlosen), die Leukobionten und einige Formen der von ihm entwickelten Mikroorganismen. In Anlehnung an die Mikrobiologie und in Auseinandersetzung mit der Klassifizierungssystematik von Carl von Linné entwirft Matysik hier eine ganz neue Ikonographie mit starker ästhetischer Qualität.

Im Rahmen der Reihe "Kunst und Naturwissenschaft" wird er in der Ausstellung Failed Organisms speziell für Art Laboratory Berlin neu geschaffene prototypmodelle zukünftiger lebensformen (2008) zeigen. Im Gegensatz allerdings zu ihren Vorgängern, die als Phänotypen neuen Lebens ungekannte lebensfähige Eigenschaften versprechen, sind diese hier zu schwach und so zum Scheitern verurteilt. Im starken Kontrast zu diesem Konzept des Scheiterns, das sich bereits im Titel der Ausstellung ankündigt, steht die verheißungsvolle Proklamation zukünftiger Lebensformen in der Videoarbeit biofakte (2008), in welcher die schöne neue Welt ungekannter zukunftsträchtiger und -fähiger Organismen vorausgesagt wird. Weitere Arbeiten Matysiks in dieser Ausstellung bewegen sich ebenfalls im Spannungsfeld zwischen Verheißung und Scheitern einer biotechnischen Zukunft.

Sowohl in der visuellen Umsetzung (beispielsweise in der ästhetischen Beschaffenheit der Objekte), als auch in der sprachlichen Form (beispielsweise der spezifischen Lexik der Beschreibung der Prototypmodelle) werden hier wesentliche künstlerische Strategien erkennbar, mit denen sich Matysik in einen eigenen Zwischenraum zwischen biotechnologischer Forschungswelt und pseudowissenschaftlicher Fiktion einschreibt.

Regine Rapp

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Kunst und Naturwissenschaft III
Reiner Matysik – Failed Organisms