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Reisen ins Paradies
Die Erfurter Südsee-Sammlung im Spiegel der Kunst
Ausstellung zum kulturellen Themenschwerpunkt 2005 in Erfurt in Kooperation mit dem Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt

Dem Kolonialbeamten Dr. Wilhelm Knappe verdankt Erfurt eine über 600 Objekte umfassende Südsee-Sammlung, die er zwischen 1885 und 1889 als Vizekonsul und Konsul auf den Marshall-Inseln und Samoa zusammentrug und schließlich seiner Heimatstadt übereignete. Diese Sammlung, heute im Besitz des Museums für Thüringer Volkskunde Erfurt, wird nun erstmals umfassend restauriert, wissenschaftlich aufgearbeitet und im Spiegel der Kunst, d.h. vor dem Hintergrund der kulturellen Projektion eines Ursprungs- und Paradies-Exotismus präsentiert, der typisch für die von Europa ausgreifende kolonialzeitliche Besetzung und Erschließung der Welt seit den Entdeckungen des Kolumbus ist. So folgen die Südseereisen von Paul Gauguin, Emil Nolde und Max Pechstein dem vorgegebenen Muster der Begegnung mit den Edlen Wilden oder der Suche nach dem Ursprünglichen, dem Urleben. Dabei werden die Inselbewohner zu Metaphern sittlicher Unverdorbenheit und einer intakten Mensch-Natur-Beziehung stilisiert und in dieser Form, als Gegenbilder, der eigenen Kultur kritisch konfrontiert. Zu sehen sind zwischen 1891–99 entstandene Südsee- Holzschnitte von Paul Gauguin, Aquarelle und Gemälde von Emil Nolde, Früchte seiner Teilnahme an der Südsee-Expedition des deutschen Reichskolonialamtes 1913/14, sowie Arbeiten auf Papier und Leinwand, in denen Max Pechstein seine Reise zu den Palau-Inseln 1914 verarbeitete. Im übertragenen Sinne werden Reisen ins „Paradies" schließlich auch in zeitgenössischen Arbeiten – so von Rémy Markowitsch oder Miguel Rothschild – zum Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung.

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