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Während Renata Tumarova mit ihren Badenden am Strand ein klassisches Motiv, so etwa bei Renoir und Cézanne, mit ihrer lockeren, fleckigen Malerei aufgreift, löst sie die Gegenständlichkeit in den „Wasserbildern“ zugunsten der Emanzipation der Farbe fast vollständig auf.

Monet ließ seine Kathedrale im Licht vibrieren, bei Tumarova verwirbelt die Figuration im bewegten Wasser: die Eigendynamik der Farbstrudel lassen Körper nur noch erahnen. Indes liegt in der Auflösung und der futuristischen Bewegung wie der Hell – Dunkel – Kontraste auch ein Hauch des bedrohlich Hintergründigen. Tumarova würde deshalb die Zustimmung Kandinskys finden, die er in seinem „über das Geistige in der Kunst“ zum Ausdruck gebracht hat. Renata Tumarova’ s Arbeiten haben den russischen Biss und eine eigenständige mitreißende Frische.

Renata Tumarova ist 1979 in St. Petersburg geboren, hat dort studiert und ist seit 2002 an der UdK Berlin (Klasse Hödicke). Ausstellungen u. a. „Subjektive Obsessionen“, art frankfurt 2005 (Kurator: M. Schultz).

Jörg Bach ist Bildhauer und Zeichner. Zum gedanklichen und praktischen Dialog mit dem Arbeitsmaterial Metall, zu dessen stofflicher Eigendynamik, dessen gebundener Energie und Expressivität bekennt sich auch Jörg Bach. Stahlblech wird mit irritierender Selbstverständlichkeit zweckentfremdet, von seinen Nutzbarkeitsvorstellungen befreit und in seiner eigen-ästhetischen Wertigkeit zur Geltung gebracht. Jörg Bach durchbricht mit der Formgebung und Oberflächenbehandlung seiner Plastiken die funktionale Strenge, technoide Kühle und artifizielle Leblosigkeit des gewählten Werkstoffs und verleiht dem an sich statischen Material eine spielerische Leichtigkeit und organisch-dynamische Ausdruckskraft. Mit der radikalen Materialbeschränkung hat sich Jörg Bach die Möglichkeit zu einem uneingeschränkt klaren, formalen Ausdrucksreichtum in seinen seriellen Werkreihen geschaffen. Es gelingt ihm dabei, ein zentrales Thema in der Bildhauerei des zwanzigsten Jahrhunderts auf eigenständige Weise anzugehen: die Auseinandersetzung mit dem Raum. Jörg Bachs Kunst spricht von einer Auseinandersetzung mit Positiv- und Negativformen, mit dem Verhältnis von Innen und Aussen, von Hülle und Kern, von Volumen, Hohl- und Umraum, von Masse und deren Raumdurchdringung. Vieles in der Kunst Jörg Bachs birgt narrative Momente. Nicht nur das Spiel mit organischen Formassoziationen und die Andeutungen an Samenköner, Fruchtstände oder Kriechtiere, auch die Titel der Werkreihen machen auf den erzählerischen Aspekt aufmerksam. Poetisch-mehrdeutige Wortspiele und Irritationen sind in diesem Kontext durchaus beabsichtigt. So erstaunt es nicht, daß man neben Bodenfrüchten, Windkörnern und Regenkelchen auch Zankäpfel, Krümel und Perlen unter seinen Arbeiten findet. Jörg Bach arbeitet einerseits mit dem klassischen Material der Stahlskulptur, deren physische und haptische Präsenz er in den mitunter handumgreifbaren Mehrkantprofilen erhält. Andererseits setzt er kantige und geschwungene, schwer lagernde und federleichte Rhythmen in den Raum. Seine Plastiken erwecken oft den Anschein dreidimensionaler Zeichnungen, und so erscheint es nur folgerichtig, daß sich die konstruktive Kraft in der Formensprache Jörg Bachs auch im bildnerischen Medium der Zeichnung bezeugt. „Wenn ein Bildhauer zeichnet, so bedeutet das nicht unbedingt, daß seine Zeichnungen nur als Übungen anzusehen sind; ich glaube doch mehr daran, daß in gewissen Lebenslagen, die wiederum bestimmten Charakterhaltungen entsprechen, auch die Zeichnungen des Bildhauers, wie der Schriftzug des Schreibenden, sehr präzise den Standpunkt des Verfassers kennzeichnen…“ 1 Fritz Wotrubas Bekenntnis zur Unabhängigkeit der Zeichnung läßt sich uneingeschränkt auf das künstlerische Anliegen Jörg Bachs übertragen. Neben den bildhauerischen Arbeiten nehmen Zeichnungen und Frottagen durch ihre konzeptionelle Eigenständigkeit einen unabhängigen Platz in seinem Schaffen ein. Jörg Bachs Bildkunst steht in einem evidenten funktionalen Zusammenhang zu seinem plastischen Werk, da ihre allgemeine Formfindung mit der der Plastiken korrespondiert. Funktional ist hier eher im konzeptionellen Sinne zu verstehen, denn bei keiner der Arbeiten auf Papier und Leinwand handelt es sich um Konstruktions- oder Werkpläne, ja nicht einmal um genaue Entwürfe oder Detailstudien. Die Zeichnungen dienen vielmehr in ihrem spielerischen Umgang mit bestimmten Formen und Strukturen der Fixierung erster Ideen und der Findung plastischer Raumkonstellationen, ohne sie in ihrem körperhaft-ruamgreifenden Volumen schon festlegen zu müssen. Jörg Bachs zeichnerische Arbeiten bleiben so Improvisationen und Variationen über plastische Motive. Als autonome künstlerische Ausdrucksformen dienen auch sie der Konkretisierung von Bewegungsenergien und ihrer linearen Entfaltung in einem imaginären Raum. Die gezeichnete Lineatur als Inbegriff des Gestischen, eher Flüchtigen, als unmittelbare und intime künstlerische Äußerung bietet in der Kunst Jörg Bachs den Ausgangs- und Kontrapunkt zur Übersetzung in die festgefügten Figurationen des kantigen Stahls. Jörg Bach geht es um die bipolare Auseinandersetzung mit Fläche und Raum, Licht und Schatten, um die Statik und gleichzeitig innewohnende Dynamik des Metalls, um die ausdrucksstarke Potenz der reduzierten Form, um die Verschränkung von Innen und Außen, um das Besitzergreifen des Raumes und die Konstituierung eines plastischen Körpervolumens aus den Leerräumen zwischen den Stahlprofilen. Wie seine Skulpturen, in denen sich ein metaphysischer Protest gegen das Gesetz der Schwerkraft manifestiert, so sind auch Jörg Bachs Zeichnungen, Objekt- und Bodenfrottagen von einer enormen inneren Kraft und gestalterischen Leichtigkeit erfüllt, so thematisieren auch sie Fläche und Raum, Formen und Rhythmen. 2

1 André Bloc in: Témoinages pour la sculpture abstraite, Paris (Ed. Denise René) 1956, S. 10 2 Auszüge Text Jörg Bach: Dr. Stefanie Dathe

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Renata Tumarova / Jörg Bach