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(RE)SEARCH & SHARE
ab 16.04.2020 In Verbindung mit: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer: 20. Jun – 4. Okt 2020

Nun freuen wir uns, ein neues und digitales Ausstellungsformat zu präsentieren. (Re)Search & Share ist ein digitaler Projektraum, der dazu einlädt, künstlerische Feldforschung und damit Prozesse der Beobachtung und Materialsammlung exemplarisch mitzuerleben. Das Projekt ist als sich fortsetzende Reihe der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstler*innen gedacht und wird sich auch zukünftig im Programm des Kunsthauses wiederfinden.

Für den Auftakt unseres digitalen Projektraumes (Re)Search & Share haben wir Sonya Schönberger und Gabriela Oberkofler eingeladen, einen aktuellen künstlerischen Arbeitsprozess in Bild, Text, Zeichnung, Ton oder Video und der Verbindung ganz unterschiedlicher Materialien und Ebenen der Beobachtung zu teilen.

* Sonya Schönberger - Pflaumenbaum (work in progress)

Die in Berlin lebende Künstlerin Sonya Schönberger greift in ihrer künstlerischen Arbeit auf unterschiedliche Medien zurück, in ihren langfristigen künstlerischen Recherchen folgt sie unter anderem Verbindungen zwischen Pflanzen und Menschen – und bildet Zwischenergebnisse ab. Pflaumenbaum (work in progress) ist über mehrere Jahre angelegt. Das Projekt, das von einem Pflaumenbaum auf einer Parzelle in einer Berliner Kleingartenanlage im Stadtteil Britz ausgeht, wird auch während es im Showroom (Re)Search & Share sichtbar ist, stetig weiterentwickelt.

Sonya Schönberger wird ebenfalls zur kommenden Ausstellung im Kunsthaus im Sommer 2020 einen Beitrag leisten.

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Gabriela Oberkofler

Die in Stuttgart lebende Gabriela Oberkofler setzt sich in ihren Performances, Videos, Fotografien, Zeichnungen, aber auch Installationen und Objekten mit tradierten menschlichen Beziehungen zur Natur und deren Gesetzmäßigkeiten auseinander, die unsere Kulturen prägen. Das ‚Raumen’ ist Teil der uralten alljährlichen Landschaftspflege auf den Almen Südtirols. WIESEN RAUMEN entsteht für (Re)Search & Share während des aktuellen Aufenthaltes von Gabriela Oberkofler in ihrem Heimatort in Südtirol. Seit Mitte März gelten dort aufgrund der Corona-Pandemie strenge Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Produktion.

Gabriela Oberkofler wird ebenfalls zur kommenden Ausstellung im Kunsthaus im Sommer 2020 einen Beitrag leisten.

WIESEN RAUMEN.
Der Salten ist ein Hochplateau, eine Alm mit sehr alten, hochgewachsenen Lärchen und befindet sich oberhalb meines Heimatdorfes Jenesien. Im Zuge der Corona Krise sitze ich hier fest. Die Ausgangssperre wird von der Bevölkerung sehr ernst genommen. Für die Bauern gibt es allerdings Ausnahmen. Die Arbeit auf Hof und Feld muss ja irgendwie weitergehen und gerade zum Frühlingsbeginn steht einiges an: So auch das WIESEN RAUMEN. Die Wiesen auf dem Salten werden von Steinen und Holzstücken freigemacht um das Wachstum zu fördern. Durch den vielen, schweren und sehr nassen Schnee sind sehr viele Äste auf die Weidewiesen gefallen. Überall sieht man arbeitende Bäuerinnen und Bauern. Auch meine Familie RAUMT die Wiesen. Wir sammeln mit dem Rechen die kleinen Ästchen und häufen sie zu kleinen Hügeln. Am Abend werden die kleinen Hügel zu einem großen Hügel zusammengetragen, ein Streichholz ins Feuer gesteckt und es brennt. Es entsteht ein Wiesenbild mit vielen, vielen, brennenden Stöckchenhaufen. Die entstehende Asche wird als Dünger verwendet.
Seit langer, langer Zeit helfe ich mal wieder meiner Familie bei diesem alljährlichen Ritual. Es brennt. Es brennt lichterloh. So wie damals, leiten die Feuer den Übergang vom Winter in den Frühling ein. Heute stehen alle Bäuerinnen und Bauern nachdenklicher als sonst um die Feuer, denn sie stecken noch mittendrin, in diesem unerwarteten Ausnahmezustand. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Der Ausgang ist offen.
-Gabriela Oberkofler