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Auf und Nieder/ Kreuz und Quer betitelte Richard Artschwager seine Schau, die in enger Zusammenarbeit zwischen Dr. Ariane Grigoteit und Friedhelm Hütte (Kuratoren der Sammlung Deutsche Bank) und dem amerikanischen Künstler entstanden ist. Nach der erfolgreichen Präsentation der Ausstellung in der Deutsche Guggenheim Berlin ist das Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen in Passau das einzige weitere Ausstellungshaus, in dem die Werkschau zu sehen ist. Artschwager gilt heute als einer der entscheidenden Wegbereiter der Objekt- und Installationskunst der Gegenwart.

Die Ausstellung, die im Jahr von Richard Artschwagers 80. Geburtstag statt findet, zeigt eine konzentrierte Werkauswahl aus dem Bestand der Deutschen Bank sowie privaten Sammlungen: vierzig Zeichnungen, Skulpturen, Bilder und Multiples von 1965 bis 2003.

Die künstlerische Entwicklung Artschwagers ist ohne die Nähe und zugleich Abgrenzung in Bezug auf die zeitgleichen Kunstrichtungen von Minimal, Pop und Concept Art schwer zu verstehen. In über vierzig Jahren verfolgte er ein völlig eigenständiges Werk, das sich zwischen Malerei, Skulptur und Installation bewegt und insbesondere die Bedingungen der Wahrnehmung reflektiert.

Denken in Bildern. Woran erkenne ich einen Tisch? Wie kann ich diesen zeichnerisch wiedergeben? Wann wird ein Tisch zur Skulptur? Richard Artschwagers Kunst behandelt Wahrnehmung und Darstellung vom Sehen. Nicht der Gegenstand selbst, sondern dessen Deutung und Nutzung in unterschiedlichen Kontexten beschäftigen den Künstler.

Seine Arbeit an Bildern und Objekten gründet, wie er selbst festhielt, "auf der Beziehung zwischen dem Gegenstand, seinem Hersteller/Verbraucher und dem gemeinsamen Raum, den sie beanspruchen". Für die visuelle Analyse, für Untersuchungen über Maßstab und Perspektive, Raum und Fläche ist alles Expressive, sind Farbe und Stil nur hinderlich und ist prinzipiell jeder Gegenstand geeignet: Kartoffeln, eine Gürtelschnalle, Fotos aus den Medien.

"Kunst beruht auf einer Reihe von Anweisungen", ist der Skeptiker Artschwager überzeugt. Vereinbarungen und tradierte Codes innerhalb unserer Gesellschaft bestimmen vielfach unsere Wahrnehmung. Doch Artschwager stellt diese Regeln in Frage und führt sie uns oft erst dadurch vor Augen.

Auf und Nieder/Kreuz und Quer – Wahrnehmung ist nicht eindimensional, sie bedeutet Austausch. In Artschwagers Oeuvre sind Zeichnung, Skulptur und Bild eigenständige Gattungen und dennoch inhaltlich und formal wechselseitig verbunden: "Bildhauerei ist zum Anfassen. Malerei fürs Auge. Ich wollte eine Skulptur fürs Auge und eine Malerei zum Anfassen machen."

Richard Artschwagers Kunst stellt stets eine Herausforderung für den Betrachter dar. Die Werke provozieren, sich selbst ein Bild von den Dingen zu machen. Es gilt die eigene Wahrnehmung zu schärfen, um dem Wesen der Dinge gewahr zu werden und dabei stets zu überprüfen, was für wahr zu nehmen ist. Nie ist etwas nur das, was es auf den ersten Blick zu sein scheint. Auf den zweiten Blick wird Vertrautes fremd, Gewohntes zeigt sich von ungewöhnlicher Seite. Sehgewohnheiten und Erfahrungen werden in Frage gestellt. "Wenn man etwas erkennt, muss man es nicht unbedingt deutlich sehen. Etwas erkennen heißt, etwas zu sehen und sich zugleich daran zu erinnern. Heißt das etwa, Dinge zweifach zu sehen?" so Richard Artschwager.

Die Werke Artschwagers spielen mit dem Effekt des Wiedererkennens. Das Erinnerte und das Sichtbare stellen sich jedoch häufig gegenseitig in Frage. Es ist immer ein doppeltes Hinsehen erforderlich. Eindeutige Antworten werden nie zu finden sein. Vielmehr wächst das Bewusstsein für eine ewige Resonanz zwischen denkbaren Zuständen. Artschwagers Kunst gleicht einem Spiel ohne Grenzen. Der Künstler Artschwager lädt den Betrachter zu einem Spiel ohne Gewähr ein. Auf nichts ist Verlass. Alles wird denkbar. "Auf diese Weise erfährt Kunst sich selbst“ so Artschwager. Pressetext

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Richard Artschwager - Auf und Nieder/ Kreuz und Quer
Sammlung Deutsche Bank