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Die Ausstellung „Right Brain Problems“ verknüpft eine umfassende Retrospektive des amerikanischen Performers und Filmemachers Stuart Sherman (1945-2001) mit künstlerischen Positionen, die auf unterschiedliche Weise mit seinem Werk verbunden sind.

Stuart Sherman war vor allem in den 1970er und 80er Jahren Teil einer ausgewählten Szene von Avantgardekünstlern, Theater- und Filmemachern in New York. Mit „Right Brain Problems“ wird zum ersten Mal in Europa ein Überblick über das filmische und performative Schaffen Shermans mit einer umfassenden Auswahl seiner Zeichnungen und Collagen gezeigt.

Stuart Shermans künstlerische Haltung ist strikt konzeptueller Natur. Hinter einer einfachen, humorvollen Formensprache verbirgt sich eine komplexe, bis ins letzte Detail durchgeplante Arbeitsweise. Scheinbare Gegensätze wie innen-außen, persönlich-universal aber auch konzeptionell-obsessiv lässt der Künstler gewitzt ineinander kippen und erzeugt dadurch eine surrealistische Spannung, die unser Verständnis von Sinn und Bedeutung irritiert. Besonders Alltagsgegenstände hat er immer wieder neu in diese verstörenden Beziehungen zueinandergesetzt, so dass es dem Betrachter unmöglich wird, ihnen eine finale Logik zuzuschreiben. Eine Idee ist immer Anfang und Ende zugleich. So bezieht sich auch der Titel der Ausstellung „Right Brain Problems“ auf die vermeintliche Zweiteilung unseres Gehirns, das doch nur in der Verschränkung funktioniert und keine Dualitäten kennt.

Dem Werk Stuart Shermans sind im Heidelberger Kunstverein Arbeiten von Serge Baghdassarians/Boris Baltschun, Christine Lemke, Babette Mangolte, Anahita Razmi und Olivier Toulemonde gegenübergestellt. Die Künstler haben mit Sherman zusammengearbeitet oder aber ihre Arbeiten weisen ganz eigene Bezüge zu dessen Methodik, Humor und Selbstverständnis als Künstler auf. Serge Baghdassarians und Boris Baltschun überlagern z.B. in ihrer Arbeit „Tuning“ Expansion und Kontraktion zweier Ballone mit jeweils einer eigener Zeitstruktur: Der ab- bzw. zunehmende Luftdruck erzeugt unterschiedliche Klänge, die miteinander verschränkt werden. Hierbei ereignen sich mit jeder Wiederholung des Ablaufs Abweichungen vom vorherigen. Wiederholungen und Neukombinationen sind auch für die textbasierten Arbeiten und die Filmmontage „Leben ist Leben“ von Christine Lemke zentral, in der sie einen Hollywoodfilm mit einem deutschsprachigen Unterhaltungsfilm sowie einer Textebene verknüpft. Mittels dieser Verfahren schickt sie Sinnzuschreibungen auf eine Reise und das dargestellte Leben verläuft im Loop. So wie für Stuart Sherman ist auch für Olivier Toulemonde ein gewöhnlicher Tisch ein wichtiger Begleiter. Der Improvisationsmusiker und Komponist konzipiert für die Ausstellung eine sich immer wieder neu aus Alltagsobjekten zusammensetzende Sound-Installation. Babette Mangolte, die seit den 1970er Jahren die Arbeit vieler New Yorker Tänzer und Performancekünstler dokumentiert hat, verbindet mit Stuart Sherman ein intensiver Austausch. Sie hat diverse Performances von Sherman fotografisch festgehalten und er wiederum stand ihr für mehrere Arbeiten als Schauspieler zur Verfügung, unter anderem in dem Film „The Camera: Je or La Camera: I“ von 1977, der im Rahmen der Ausstellung gezeigt wird. Auch die Tanzperformance „Roof Piece“ von Shermans Weggefährtin Trisha Brown ist durch Babette Mangoltes fotografische Dokumentation von 1973 überliefert. Auf diese legendäre Performance bezieht sich eine Generation später die Video- und Performancekünstlerin Anahita Razmi mit ihrer Arbeit „Roof Piece Tehran“ – jedoch verlegt sie die Choreografie auf die Dächer der iranischen Hauptstadt, was der Arbeit eine neue, politische Dimension verleiht.

Die Ausstellung „Right Brain Problems“ wird von einem umfassenden Rahmenprogramm begleitet. Heidelberger Wissenschaftler kommen ebenso zu Wort wie Freunde und Wegbegleiter Stuart Shermans.

Die Ausstellung ist von Susanne Weiß und Lena Ziese kuratiert.

Die Ausstellung entstand im Rahmen des Projektes "Through the Roadblocks: Realities in Raw Motion" (2010-2012).

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Right Brain Problems I
Kuratoren: Susanne Weiß, Lena Ziese

Künstler: Stuart Sherman & Serge Baghdassarians / Boris Baltschun, Christine Lemke, Babette Mangolte, Anahita Razmi, Olivier Toulemonde.