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Rigo Schmidt (geb. 1974) hat 2004 sein Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Klasse Prof. Arno Rink abgeschlossen und war seit dem u.a. in Ausstellungen bei Wohnmaschine; Union Gallery, London; Laden für Nichts, Leipzig und Galerie Leme, San Paulo zu sehen.

Die Wohnmaschine praesentiert Rigo Schmidt nun mit einer ersten Einzelausstellung. In seiner Malerei nimmt Rigo Schmidt suggestive Realitaetsbefragungen vor und bedient sich in seinen kleinformatigen, praezisen Oelmalereien einer Bildsprache, die mit figuerlichem Realismus operiert.

Anregungen zu seinen Motiven findet Schmidt in naturkundlichen Museen, historischen Kuriositaetenkabinetten und wissenschaftlichen Archiven. Mit der Inszenierung von historischen Formen der Wissensaneignung und musealer Repraesentation sowie der scheinbaren Objektivitaet gegenueber den Exponaten, reflektieren die Bilder unser heutiges Geschichtsbewusstsein ebenso wie eine zeitgenoessiche Skepsis gegenueber dem Verhaeltnis von objektivierender Wirklichkeitswahrnehmung und subjektivem Interessenstandpunkt.

„Betrachtet man Museen als repraesentative Behaelter der Geschichte, so wird dort ein sich fortlaufend erweiterndes Repertoire an Kultur und Wissenschaft konserviert und sichtbar gemacht: ausgestopft, eingelegt, versteinert, hinter Glas oder auf Leinwaenden werden Ausschnitte der Entwicklung des Menschen und seiner Umwelt praesentiert, die wie ein Bilderbuch lesbar zu sein scheinen. Was dort aber ablesbar wird, ist weniger eine Geschichte der Kultur oder Wissenschaft selbst, als vielmehr die Geschichte ihrer Darstellung verbunden mit dem Verhaeltnis einer Zivilisation zu ihren Exponaten. Von hier aus blickt Rigo Schmidt auf zwei Entwicklungslinien zurueck, die seine eigene Wahrnehmung als Maler betreffen: auf die Evolution des Menschen als Teil einer ihn umgebenden Natur, und auf die Entwicklung seiner Distinktionsversuche durch Kultur und Wissenschaft.

Die antiquierte Atmosphaere von Naturkundemuseen scheint ebenso durch seine Bilder wie die Konstruiertheit eines wissenschaftlichen Weltbildes, das diese Form der musealen Repraesentation hervorgebracht hat. Kleine, fein gearbeitete Formate tragen die Faszination fuer isolierte Objektstudien zunaechst weiter – sie scheinen diese Pose sogar selbst einzunehmen. Doch steht hinter ihnen gerade die Beobachtung der Beobachtung, und damit das Studium einer zivilisierten Umwelt als schon vermitteltes Bild.“

Bettina Reichmuth

Pressetext

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Rigo Schmidt: Anthropologie - jetzt oder nie
Malerei