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Das Museum Ludwig widmet dem amerikanischen Comiczeichner Robert Crumb vom 28. Mai bis 12. September eine Einzelausstellung. Der Superstar und Mitbegründer des amerikanischen Undergroundcomics wurde durch seine Figuren Fritz the Cat und Mr. Natural weltberühmt. Bereits in den Siebzigern galt der Autodidakt als Legende und gehört noch heute zu den international renommiertesten Zeichnern. Seit 1990 lebt er mit seiner Familie zurückgezogen in Südfrankreich.

Die Ausstellung gibt einen umfassenden Überblick über vierzig Jahre künstlerische Tätigkeit. Gezeigt wird ein bedeutendendes Konvolut aus rund 200 ausgewählten Zeichnungen, sowie zahlreichen Dokumenten und Publikationen – von den Jugendproduktionen Foo und Arcade über die Inkunabeln der Underground-Comics ZAP, Snatch, Yellow, Dog, Big Ass Comics bis zu Weirdo und Mystic Funnies.

Ein variationsreicher und teilweiser unbekannter Künstler Crumb wird präsentiert, dessen Repertoire weit über Illustrationen zu Sexualität und Drogen hinausgeht. Und so werden auch bunte Glückwunschkarten, Plattencover, Plakatentwürfe für Konzerte (mitunter seiner eigenen Bands) und Landschaften gezeigt. Jede Thematik meistert Crumb mit einer handwerklichen Fertigkeit, die Sorgfalt im Detail, versiertes Andeuten von Schatten und Körpern, kraftvolle Strichführung und perfektes Lettering charakterisiert. Zu seinen Vorbildern gehören zeitgenössische Kollegen wie Carl Barks und Walt Kelly. Als historische Väter seiner visuellen Welten nennt er Hieronymus Bosch, Pieter Breughel, William Hogarth und James Guillray. Obwohl oder gerade weil er tief mit der amerikanischen Kultur verwurzelt ist, beschreibt Robert Crumb den American way of life und die Geschichte des Landes mit einem kritischen Blick. Zielsicher und geistreich entlarvt er die Situationen, beleuchtet sie neu und erweitert die Betrachtungsweise. Durch seine Kultfiguren Fritz the Cat – dem jungen dynamischen, selbstzufriedenen Hippietyp, der seine bourgeoise Herkunft nicht abschütteln kann – und Mr. Natural – dem Guru, der nur inhaltsleere Abgedroschenheiten verkündet – hält er insbesondere der Kunst- und Kulturszene der Hippiebewegung ein Spiegel- und Zerrbild vor. Dass er beide Figuren auf dem Zenit ihres Erfolges, jeglicher wirtschaftlicher Vernunft zum Trotz, „beseitigt“ (Fritz the Cat stirbt, Mr. Natural wird in eine Nervenanstalt überwiesen), demonstriert die Überzeugung des Künstlers: „Big Business kills culture“ .

In Deutschland hat Robert Crumb seit Ende der Sechziger Jahre eine große Fangemeinde. Der Zweitausendeins-Verlag veröffentlichte als einer der ersten Verlage das Werk des Künstlers: ab1977 erschienen dort Crumbs Skizzenbücher. Die Bedeutung Crumbs für die Welt der Zeichnung betont Robert Gernhardt 1982 in einem Essay, in dem er den Künstler mit dem „Urmeister des deutschen Comics“ Wilhelm Busch auf eine Stufe stellt: „Es geschieht nur alle Jubeljahre, dass jemand die komische Zeichnung (die komische Bildergeschichte, den komischen Comic) aus den umfriedeten Bereichen milder, kommerzieller Belustigung befreit, das Medium mit den allerpersönlichsten Erfahrungen, Beleidigungen, Hoffnungen und Begierden bepackt und es so kunstreich wie ungehindert querfeldein traben lässt – über Stock und Stein. [...] Busch war so ein Fall, Crumb ist so einer.“ Ein Katalog zur Ausstellung erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König Pressetext