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Robert Estermann «Modern Beach Design» 22. September – 23. Oktober 2009 «Modern Beach Design» – das Motto der Ausstellung ist zugleich der Titel einer neuen Werkserie von Robert Estermann. Bei den für die Präsentation bei Hilfikerfoto realisierten Arbeiten handelt es sich um grossformatige Prints auf Plakatpapier: hybride Bilder, komponiert aus einerseits inszenierten Fotografien und andererseits Filzstiftzeichnungen. Letztere präsentieren sich als mitsamt Papierrand und Klebeband abfotografierte, digital überarbeitete Blätter in radikal gefilterter und veränderter Form. Das Motiv des Reiters am Strand tauchte bereits in Robert Estermanns «Distant Riders» (2007) auf. Dort waren in einer Installation, die einem Zoetrop, einem optischen Gerät zur Erzeugung einer Illusion der Bewegung, nachempfunden war, mehrere Schwarzweiss-Aufnahmen jeweils einer nackten oder bekleideten Reiterin zu sehen. Wie «Distant Riders» spielt auch die Serie «Modern Beach Design» mit Bildklischees und deren Hintertreibung. Der Strand – ein Ort der Grenze und des Übergangs zwischen chaotischem Meer und kultiviertem Land – und der Ausblick aufs Meer, die einträchtige Begegnung von Mensch und Tier sowie die halbnackten Körper «exotischer» Jünglinge sind bekannte Sehnsuchtmotive. Diesen Bildern sind zeichnerische Figurationen zur Seite gestellt, die gleichermassen minimalistisch und komplex wirken. Nur auf den ersten Blick scheinen diese Zeichnungen expressiv und gestisch zu sein – ihre Bewegung wirkt vielmehr gezügelt und sie ist darüber hinaus durch die weitere Bearbeitung, die digitale Umwandlung in hartes Schwarzweiss und die Reproduktion, ihrer emotionalen Komponente gleichsam beraubt. Man möchte diese Zeichnungen als Kalligrafien bezeichnen, zumal sich in ihnen die Linie des Öfteren dem grafischen Zeichen annähert, bisweilen auch zu lesbarem Text konfiguriert. In ihrem Zusammenspiel mit den Fotografien offenbart sich Robert Estermanns feines Gespür für die Entsprechungen zwischen scheinbar Unvereinbarem und Widersprüchlichem: Die verhaltene Dynamik der Linie korrespondiert mit der eingefrorenen Bewegung im fotografischen Bild; diese beiden Elemente balancieren sich nicht nur aus, sie verschmelzen im ausgearbeiteten Print schliesslich zu einer einzigen, nicht mehr als Collage im eigentlichen Sinn zu bezeichnenden Ansicht. «Fans» (engl. Fächer) (2009) ist eine Installation mit zwölf sehr verschiedenen, aus diversen zum Teil sichtbar gebrauchten Materialien gefertigten Fächern und einer Transportkiste. Robert Estermann hat diese Arbeit während seines soeben zu Ende gegangenen «Artist in residence»-Aufenthaltes im südkoreanischen Busan entwickelt. Angeregt vom tropischen Klima und der fast unerträglichen Hitze, die in seinem Atelier dort geherrscht haben, hat der Künstler die Fächer-Objekte konstruiert, ihnen ein passendes Transportgehäuse zusammengezimmert und die Fracht direkt in den Ausstellungsraum spedieren lassen. Die halbgeöffnete, mit allerlei Transportspuren versehene Kiste steht nun fast beiläufig, wie vergessen oder absichtslos stehengelassen, im sogenannten Vorraum. Die Fächer dagegen sind im Hauptraum zwischen den «Modern Beach Design»-Prints gruppiert. Sie unterscheiden sich untereinander nicht bloss in der Machart und der Form, sondern auch beträchtlich im Format. Allerdings war Robert Estermann darauf bedacht, die Objekte nicht künstlich und künstlerisch zu überhoÅNhen – seine Formensprache und Fabrikationsweise ist zwar sorgfältig, aber vor allem pragmatisch motiviert. In «Fans in artist’s studio, Busan» (2009), einer inszenierten Fotografie, die als Diaprint von einem LEDSheet hinterleuchtet wird, tauchen die Fächer-Objekte ebenfalls auf. Die Fächer werden hier zwar als Gebrauchsgegenstände vorgeführt, bleiben aber dennoch offen in ihrer Bedeutung und Funktion: Ihr Nutzen und Zweck als Belüftungsinstrument und als schützende Membran ist evident; irritierend konstatiert man dagegen ihre Ähnlichkeit mit Schlägern. Auffällig ist auch das Format der Objekte: Einige Fächer sind zu gross, als dass sich ein Mensch selber zufächern könnte, andere jedoch fast zu klein, um als Wedel für eine andere, weitere Person zu dienen; es handelt sich dabei um Fächer «für eineinhalb Personen», wie der Künstler sagt. Die Objekte sind also Mitteldinge – und Mittel zur Interaktion. Robert Estermann hat in seinem leergeräumten Gaststudio mehrere koreanische Künstlerkollegen zum Posieren angewiesen. Die Aufnahme, die er schliesslich ausgewählt hat, hält allerdings keine Pose, sondern eine Pause dazwischen fest. Die fast schon surreale Helle, die durch die Fenster in den Atelierraum dringt, und die merkwürdig ambivalenten Haltungen der Protagonisten schaffen eine für Robert Estermanns Werke geradezu charakteristische Atmosphäre der Erwartung und der Verheissung. Isabel Fluri

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Robert Estermann
Modern Beach Design
Kurator: Isabel Fluri