press release only in german

Robert Motherwell
Arbeiten aus dem graphischen OEuvre und Arbeiten auf Papier

Eröffnung: Mittwoch, den 25. Januar 2017, um 18.30

Zum Jahresanfang widmet die Galerie Boisserée dem großen amerikanischen Maler und Graphiker Robert Motherwell eine umfangreiche Einzelausstellung. Über 60 graphische Arbeiten aus den letzten 20 Jahren seines Schaffens, ergänzt um einige Arbeiten auf Papier, bieten einen beeindruckenden Einblick in sein Werk.

Robert Motherwell, 1915 in Aberdeen, im Staat Washington, geboren und 1991 in Princeton in Massachusetts verstorben, gehört zu den wichtigsten Künstlern des Abstrakten Expressionismus, jenem Kapitel der internationalen Kunstgeschichte, das von Amerika entworfen und bestimmt wurde. Neben Robert Motherwell gehören Willem de Kooning, Philip Guston, Franz Kline, Joan Mitchell, Jackson Pollock, Ad Reinhardt und Mark Rothko zu den wichtigsten Vertretern.

Motherwells internationale Ausstellungsliste ist beeindruckend. In Deutschland wurde sein Werk jedoch nur selten gezeigt. Sein erster Deutschlandauftritt findet 1954 im Rahmen einer Gruppenausstellung im Museum Morsbroich, Leverkusen statt. 1959 und 1964 werden seine Arbeiten auf der documenta II und III gezeigt. 1965 führt die vom Museum of Modern Art, New York, organisierte Retrospektive zum Folkwang Museum, Essen. 1976, zur Zweihundertjahrfeier der USA, stellt die Kunsthalle Düsseldorf Werke von Motherwell aus über dreißig Jahren aus. 1982 zeigt das Haus der Kunst, München, seine Arbeiten im Rahmen der Ausstellung „Amerikanische Malerei1930- 1980, die Bayerische Staatsgalerie für moderne Kunst weiht einen Dauerausstellungsraum ein. 2004, nach exakt 50 Jahren, widmet ihm das Museum Morsbroich eine große Übersichtsausstellung.

Mit der großen Auswahl graphischer Arbeiten wie Arbeiten auf Papier könnte es der Galerie Boisserée gelingen, Einfluss und Bedeutung des Künstlers Robert Motherwell erneut (in Deutschland) zu dokumentieren. In faszinierender Weise nutzt Motherwell die Möglichkeiten der Collage und druckgraphischen Techniken und hat ein bildnerisches Werk von großer Sensibilität und Einzigartigkeit geschaffen - „das Vervielfältigte ins Einzigartige verwandelt“. (Frank Schablewski)

Schon als Kind will Motherwell Künstler werden, folgt aber dem Wunsch seines Vaters, eines Bankiers, und studiert zunächst Philosophie und Französische Literatur u.a. in Stanford und Harvard. Nach einem zweijährigen Aufenthalt von 1938 bis 1939 in Paris, wo er sich mit den späteren europäischen Exilkünstlern anfreundet, studiert er in New York an der Columbia Universität bei Meyer Schapiro und Kurt Seligmann Kunstgeschichte. Das Wissen wird ihm immer wichtig sein. „Auch als Künstler hat Robert Motherwell nicht das Denken, Schreiben, Lehren und Edieren aufgegeben und hat damit sowohl seinen Freunden und Kollegen als auch der amerikanischen Kunstgeschichte unermessliche Dienste geleistet.“ (Petra Kipphoff, Zum Tod des amerikanischen Malers Robert Motherwell, Kopf und Künstler, DIE ZEIT 26.07.1991) Mit der von 1944 bis 1960 herausgegebenen Reihe „Documents of Modern Art“ schafft er den Amerikanern ein Quellenwerk der modernen Kunst.

Das Streben amerikanischer Künstler, sich von europäischen Einflüssen zu befreien und eine eigene international anerkannte Kunstrichtung zu schaffen, begann sich bei den Abstrakten Expressionisten seit Ende der Vierzigerjahre in der zunehmenden Tendenz einer von jeder gegenständlichen Darstellung befreiten Bildlichkeit abzuzeichnen. Bahnbrechend für die internationale Anerkennung der amerikanischen Malerei als eigenständiges, bedeutendes künstlerisches Phänomen war die Ausstellung „The New American Painting“. Sie wurde 1958/59 in Basel, Mailand, Madrid, Berlin, Amsterdam, Brüssel, Paris, London und als Höhepunkt im Museum of Modern Art in New York gezeigt.

Motherwell fand seine ganz eigenen, abstrakt-expressionistischen Bildlösungen in größtmöglicher Farbintensität und Zeichenhaftigkeit und vereint in ihnen das Wissen der Kunst. „Jeder intelligente Maler hat in seinem Kopf die ganze Kultur der Malerei präsent“, bemerkte er einmal. Seine künstlerischen Arbeiten entziehen sich augenblicklich erst einmal der Verbalisierung. Die Zeichen und Bereiche verkörpern auf den ersten Blick nichts Gegenständliches, stellen vordergründig keinen ersichtlichen Gegenstand dar. Und dennoch sind es die „vertrauten Dinge, die zu meinem Leben gehören“, die zu sehen sind: das Ocker der Erde, das Grün des Grases, das Blau des Himmels und des Meeres, die Etiketten von „Gauloises“, von „Players“, von „Ernte 23“, „manchmal rauche ich die...“.

„Das Einmalige, Unverwechselbare ist die Auszeichnung eines Künstlers und seiner Kunst, die Widerspiegelung seiner Individualität.“ (Frank Schablewski) Robert Motherwells Werke haben die Kunstgeschichte der Gegenwart geprägt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit meist ganzseitigen farbigen Abbildungen aller Exponate und einem Text von Frank Schablewski. Er wird zu Euro 10 im Inland versandfrei zugeschickt.

Ausstellung vom 25. Januar – 4. März 2017
Eröffnung am Mittwoch, den 25. Januar 2015 um 18:30 Uhr.