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Die Geschichte Baden-Badens ist auch die Geschichte seiner Hotels. Seit der Eröffnung des Badischen Hofs im Jahre 1805 prägen die Grand Hotels entlang des Flusses Oos das Bild und das Leben in der Stadt. Und sie prägen Legenden. Denn von Anbeginn ranken sich um das Hotel als halböffentlichen Raum zahlreiche Mythen. Es ist ebenso Spiegel für Sehnsuchts-motive wie Schauplatz intimster und staatstragender Ereignisse - nicht nur in Baden-Baden.

Die Große Landesausstellung Baden-Württemberg der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden Room Service – Vom Hotel in der Kunst und Künstlern im Hotel zeichnet mit einer Vielzahl historischer und zeitgenössischer Werke nach, wie sich Künstler mit dem Hotel als spezifischem Ort auseinander gesetzt haben. Die Ausstellung wirft einerseits einen Blick in die Historie und möchte andererseits selbst ein Kapitel in die Geschichte einfügen und präsentiert neue und eigens für die Ausstellung entwickelte Werke. Diese sind in Hotelzimmern, Foyers, Kaminräumen und auch Parkgaragen zu entdecken, denn parallel zur Hauptausstellung in den Räumen der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden lockt ein Kunst-Parcours durch sechs große Hotels der Stadt die Besucher; darunter das Brenners Park-Hotel & Spa und das Steigenberger Europäischer Hof.

Staatliche Kunsthalle Baden-Baden Die Ausstellung beginnt in der Kunsthalle mit einem Rückblick auf 200 Jahre Hotel in der Kunst. Zu sehen sind dort etwa Arbeiten von Joseph Mallord William Turner, der Anfang des 19. Jahrhunderts den europäischen Kontinent bereiste und gerne in den modernsten Gasthäusern abstieg – den Grand Hotels. In der Ausstellung finden sich einige der Aus- und Anblicke, die er malerisch festgehalten hat. Auch die vermutlich erste Fotografie eines Hotels von William Henry Fox Talbot, dem Erfinder des »Zeichnens mit Licht«, ist Teil der Schau, wie auch die Werke August Sanders. Dieser zeichnete Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Kamera ein umfangreiches Panorama der deutschen Gesellschaft. In Baden-Baden sind seine Porträts von Hotel-Angestellten zu sehen – vom Direktor bis zum Zimmermädchen. Diane Arbus wiederum tauchte bevorzugt in die diskrete Halbwelt der Hotels ein, um in ihren Fotografien die zwielichtigen Gestalten festzuhalten, auf die sie dort traf. Und die französische Künstlerin Sophie Calle schlüpfte in die Rolle des Zimmermädchens, um sich den Gästen eines venezianischen Hotels über mehrere Wochen durch das Ausspionieren ihrer privaten Gegenstände und Gewohnheiten zu nähern. Der rastlose Martin Kippenberger hingegen lebte oft für viele Wochen und Monate in Hotels und fertigte Hunderte von Zeichnungen auf Hotelpapieren an. Da er auch Papiere von Hotels nutzte, in denen er nie selbst abgestiegen war, entstand so gleichsam eine fiktive Autogeographie, die zum Markenzeichen für das nomadische Künstlerleben an sich avancierte.

Hotelparcours

Den Mythos Hotel auch vor Ort einzufangen, ist Ziel des die Ausstellung begleitenden Kunst-Parcours. Er führt durch sechs Hotels der Stadt, die unterschiedlicher kaum sein könnten: das Atlantic Parkhotel, das Brenners Park-Hotel & Spa, das Belle Epoque, das Radisson Blu Badischer Hof, das Hotel Rathausglöckel und das Steigenberger Europäischer Hof. Die Bandbreite der dort gezeigten Arbeiten reicht von Malerei, Fotografie und Video bis hin zu Performances und Installationen, die auch zur Übernachtung einladen. So lässt sich beispielsweise im Hotel Rathausglöckel in Zimmern nächtigen, die von dem Hongkonger Künstler Lee Kit und der aus Südtirol stammenden Gabriela Oberkofler künstlerisch gestaltet wurden. Und im Brenners Park-Hotel & Spa befindet sich »Der kleine Entscheidungsraum« des Aktionskünstlers Christian Jankowski. Hier dürfen die Übernachtungsgäste selbst wählen, wie sie schlafen wollen. Zur Verfügung steht ihnen ein leeres weißes Zimmer, das sie je nach Wunsch und Größe des Geldbeutels selbst gestalten können – vom einfachsten Standard bis zu prächtigsten Ausstattung. Alle Zimmer sind buchbar über die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden unter: info@kunsthalle-baden-baden.de

Besondere Aktionen und Performances während der ersten 10 Tage Insbesondere während der ersten 10 Tage von »Room Service – Vom Hotel in der Kunst und Künstlern im Hotel« findet eine Vielzahl von Aktionen statt: Im Hotel Steigenberger Europäischer Hof ist etwa eine so genannte »Sherapy« der US-amerikanischen Performerin Ann Liv Young zu buchen, als Kunstfigur Sherry bietet die Künstlerin eine kostenlose Therapie für Einzelpersonen, Paare und Tiere an. Der junge Künstler Naneci Yurdagül wiederum bietet im Brenners Park-Hotel & Spa eine besondere Dienstleistung. Sein »Brenners Eine-Stunde-Hotel & Service Total« offeriert geballt in einer Stunde sämtliche Leistungen, die sonst über den gesamten Tag hinweg erlebt werden. Eine weiteres Highlight schließlich ist das Gastspiel des Theaters Baden-Baden, das in das älteste Hotel am Ort einlädt: das Radisson Blu Badischer Hof. Über die gesamte Laufzeit der Ausstellung bespielt die US-amerikanische Künstlerin Cindy Sherman das Foyer des Brenners Park-Hotel & Spa mit ihren ironisch zugespitzten Porträts exzentrischer Frauen in prunkvoller Umgebung, während in der Tiefgarage eine Filmarbeit des Österreichers Markus Schinwald zu sehen ist, in der geisterhafte Protagonisten durch die Gänge eines Hotels wandeln, das aus der Zeit gefallen zu sein scheint.

Im Hotel Steigenberger Europäischer Hof führt ein Audiowalk der Medienkunst- und Performancegruppe Ligna die Besucher durch die verschlungenen Flure des Hotels auf Spurensuche nach den Geschichten, die das Haus erzählt. Zudem erinnert der renommierte Kurator Hans Ulrich Obrist an seine legendäre Ausstellung »Hotel Carlton Palace: Chambre 763« aus dem Jahre 1993, bei der er in seinem 12 Quadratmeter großen Hotelzimmer eine unangekündigte Ausstellung mit 70 namhaften Künstlern einrichtete. In Baden-Baden wird Obrist das zur damaligen Ausstellung gehörende Segment »Armoire« neu auflegen, das Kunst im Kleiderschrank versammelte. Diesmal sind Künstler wie Tracey Emin, Rosemarie Trockel, Xu Zhen und Amalie Ulman eingeladen.

Katalog: Room Service – Vom Hotel in der Kunst und Künstlern im Hotel, herausgegeben von Johan Holten, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln. Mit Texten von Johan Holten (Vorwort), Volker Albus, Mette Bøgh Jensen, Hendrik Bündge, Luisa Heese, Klaus Honnef, Andreas Kilb, Elena Korowin, Bärbel Küster, Markus Miessen, Andreas Tippins. 208 Seiten, deutsch / englisch, ISBN: 978-3-86335-528-9

Beteiligte KünstlerInnen: Michael Ancher, Christian Andersson, Diane Arbus, Max Beckmann, Guy Ben-Ner, Oscar Björck, Jenny Brillhart, Sophie Calle, Henri Cartier-Bresson, Auguste Chabaud, John Constable, Honoré Daumier, Thomas Demand, Simone Demandt, DIS, William Eggleston, Tracey Emin, Hans-Peter Feldmann, Fischli / Weiss, Francis Frith, George Grosz, Andreas Gursky, Eberhard Havekost, Georg Hering, Candida Höfer, Hanns Hubmann, Irène Hug, DAS INSTITUT, Christian Jankowski, Sven Johne, On Kawara, K-Hole, Byung Chul Kim, Lee Kit, Martin Kippenberger, Otto Albert Koch, Peder Severin Krøyer, Christian Krohg, Pierre Leguillon, Ligna, Armin Linke und Elina Axioti, Sarah Lucas, Tobias Madison, Johan Marinus Mari ten Kate, Adolph Menzel, Hans Meyboden, Chantal Michel, Olaf Nicolai, Gabriela Oberkofler, Gabriel Orozco, Paul Riess, Reiner Ruthenbeck, August Sander, Markus Schinwald, Laurits Schmidt-Nielsen, Valdemar Schønheyder Møller, Cindy Sherman, Thomas Schütte, Paul Signac, Roman Signer, Florian Slotawa, Chaïm Soutine, Daniel Spoerri, George Stephenson, William Henry Fox Talbot, Guy Tillim, Ryan Trecartin, Rosemarie Trockel, Joseph Mallord William Turner, Laurits Tuxen, Amalia Ulman, Ian Wallace, Franz Erhard Walther, Andy Warhol, Carl Windels, Ann Liv Young, Naneci Yurdagül, Xu Zhen, sowie Hans Ulrich Obrist mit einer Neuaflage seines Projekts »Hotel Carlton Palace: Chambre 763« von 1993

Teilnehmende Hotels: Atlantic Parkhotel, Hotel Belle Epoque, Brenners Park-Hotel & Spa, Radisson Blu Badischer Hof Hotel, Hotel Rathausglöckel, Steigenberger Europäischer Hof

Die Große Landesausstellung wird finanziert durch Sondermittel des Ministeriums für Forschung, Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg.

press release:

Numerous myths surround the hotel as a semi-public space. It serves as a mirror for motifs of longing and as a backdrop for events both highly intimate and highly political in nature. Over the past two hundred years the topos of the hotel has increasingly evolved into a subject of art: artists have not only engaged with the motif of the hotel, but they have also appropriated, transformed, and inhabited its spaces. In the exhibition Room Service: On the Hotel in the Arts and Artists in the Hotel, which has already met with a warm reception in the media, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden traces these multi-faceted relationships over time and meets current sensibilities.

To capture the mythic dimensions of the hotel on-site, the show in the galleries of the Kunsthalle is accompanied by an exhibition tour that leads through the city's prominent hotels. Numerous artists present works in hotel rooms, lobbies, and parking garages, in some cases developing these projects specifically for the exhibition. In a room of the Steigenberger Europäischer Hof the performance artist Ann Liv Young offers individual therapeutic treatments in her role as Sherry, a woman from the southern U.S. In addition, the renowned curator Hans Ulrich Obrist recreates a version of his legendary hotel exhibition from 1993, in which he installed an unannounced exhibition with 70 well-known artists in his 12-square-meter hotel room.

At Brenners Park-Hotel & Spa the U.S. artist Cindy Sherman presents a milieu study of individuals struggling for youthful beauty and social status. The hotel also offers a one-of-a-kind opportunity to spend the night in a room conceived by an artist. As artist in residence at Brenners, Christian Jankowski invites visitors to enter the Kleiner Entscheidungsraum (Small Room for Decision Making). This encourages the guest to make a life decision during his or her stay. The empty white room can subsequently take any form depending on the personal preferences of the guest: from the simplest standard to the most magnificent opulence.

The classical exhibition in the Staatliche Kunsthalle Baden-Baden traces the historical development of a new culture of travel from the 19th century to the present. The earliest work on view dates from 1824. A painting by the British artist John Constable, it shows a beach scene with the first grand hotels of Brighton, England, in the background. During his travels the artist Joseph Mallord William Turner used the interior of hotel rooms and views from hotel rooms as recurring motifs. Max Beckmann was fascinated by the various realities and perspectives that came together in the hotel. In contrast, his contemporary George Grosz concentrated on figures from the demimonde of major urban centers, whom he portrayed before the pulsing backdrop of the hotel. With his iconic portraits the photographer August Sander created an epochal panoramic view of the German society of his time. Here, images of a hotel director can be found next to those of a chambermaid and a porter. The widely traveled artist Martin Kippenberger ultimately made drawings on hotel stationary his hallmark, producing a kind of fictive auto-geography. For her work L'Hôtel, the French artist Sophie Calle assumed the role of a chambermaid, spying on the guests of a Venetian hotel for three weeks.

Catalogue: Verlag der Buchhandlung Walther König Verlag is publishing a comprehensive catalogue (German/English), featuring numerous essays and installation views.

Artists (selection): Diane Arbus, Max Beckmann, Guy Ben-Ner, Sophie Calle, Henri Cartier-Bresson, John Constable, Thomas Demand, William Eggleston, Tracey Emin, Hans-Peter Feldmann, Fischli / Weiss, Francis Frith, George Grosz, Andreas Gursky, Candida Höfer, Christian Jankowski, On Kawara, K-Hole, Lee Kit, Martin Kippenberger, Sarah Lucas, Adolph Menzel, Gabriel Orozco, August Sander, Markus Schinwald, Cindy Sherman, Thomas Schütte, Paul Signac, Roman Signer, Florian Slotawa, Chaïm Soutine, Daniel Spoerri, William Henry Fox Talbot, Rosemarie Trockel, Joseph Mallord William Turner, Ian Wallace, Andy Warhol, Ann Liv Young, Naneci Yurdagül, Xu Zhen, as well as Hans Ulrich Obrist with a re-interpretation of his project Hotel Carlton Palace: Chambre 763 from 1993.

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Room Service – Vom Hotel in der Kunst und Künstlern im Hotel
Große Landesausstellung Baden-Württemberg der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

Künstler:
Michael Ancher, Christian Andersson, Diane Arbus, Max Beckmann, Guy Ben-Ner, Oscar Björck, Jenny Brillhart, Sophie Calle, Henri Cartier-Bresson, Auguste Chabaud, John Constable, Honoré Daumier, Thomas Demand, Simone Demandt,  DIS , William Eggleston, Tracey Emin, Hans-Peter Feldmann, Fischli / Weiss, Francis Frith, George Grosz, Andreas Gursky, Eberhard Havekost, Georg Hering, Candida Höfer, Hanns Hubmann, Irene Hug, DAS INSTITUT , Christian Jankowski, Sven Johne, On Kawara, K-Hole, Byung Chul Kim, Lee Kit, Martin Kippenberger, Otto Albert Koch, Peder Severin Kroyer, Christian Krohg, Pierre Leguillon,  Ligna , Armin Linke / Elina Axioti, Sarah Lucas, Tobias Madison, Johan Mari Henri Ten Kate, Adolph von Menzel, Hans Meyboden, Chantal Michel, Olaf Nicolai, Gabriela Oberkofler, Gabriel Orozco, Paul Riess, Reiner Ruthenbeck, August Sander, Markus Schinwald, Laurits Schmidt-Nielsen, Valdemar Schonheyder Moller, Cindy Sherman, Thomas Schütte, Paul Signac, Roman Signer, Florian Slotawa, Chaim Soutine, Daniel Spoerri, George Stephenson, William Henry Fox Talbot, Guy Tillim, Ryan Trecartin, Rosemarie Trockel, William Turner, Laurits Tuxen, Amalia Ulman, Ian Wallace, Franz Erhard Walther, Andy Warhol, Carl Windels, Ann Liv Young, Naneci Yurdagül, Xu Zhen.

Orte:
Kunsthalle Baden-Baden und Hotels in Baden-Baden