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Die Ausstellung versammelt künstlerische Reflexionen zu Reise und Migration. Sie thematisiert die wechselseitigen Bedingungen von Ortsveränderung und Bildproduktion. Reisen erzeugen Bilder, und Bilder lösen Reisen aus. Räume zwischen hier und dort werden durch Bilder aufgefüllt, die im persönlichen wie kollektiven Selbstverständnis Vorstellungen von Eigenem und Fremdem festigen, aber auch transformieren können.

Unterwegs rivalisieren reale Erfahrungen mit vorab existierenden Einstellungen, ihre Überlagerungen werden in neue Bilder übersetzt, in Erzählungen integriert und in die Vorstellungswelten anderer Subjekte eingespeist. Viele Bilder verblassen, einige setzen sich durch, werden öffentlich und erlangen Definitionsgewalt über historisch-politische Konstellationen. Andere Bilder bleiben in privaten Archiven und persönlichen Erinnerungen gespeichert und können später der Formulierung von abweichenden Darstellungen derselben Konstellationen dienen. Aus welchen Übersetzungsprozessen resultiert die scheinbare Selbstverständlichkeit bestimmter Darstellungsformen des Fernen, des Fremden, des Anderen? Welche gesellschaftlichen Funktionen und diskursiven Rahmungen halten sie am Leben? In welchen Bildern finden sich persönliche Routen (zwischen vertrauten und unvertrauten Orten, zwischen Heimat und Exil, zwischen alter und neuer Heimat) wieder und von welchen werden sie aus dem Bereich des Sichtbaren verdrängt? Wie lassen sich die Vielfalt und Spezifik konkreter Migrations- und Reiserouten in visuelle Narrative fassen, um sie gegen die standardisierten Weltbilder zu wenden?

Die künstlerischen Arbeiten in "Routes" gehen den Verhältnissen von dominanten und minoritären Repräsentationen, von privaten und öffentlichen Bildern nach. Sie handeln von Konventionen der Ortsbeschreibung und Genres der Reiseerzählung. Sie bestimmen paradigmatische Momente des Unterwegs-Seins von Menschen und Bildern und befragen ihre ideologische Grundierung beziehungsweise erkenntniskritischen Potentiale.

Zu allen Zeiten hat es bestimmte Orte gegeben, an denen Reisende mit unterschiedlichen Motiven des Unterwegs-Seins aufeinander trafen und Geschichten austauschten, deren Bilder von anderen Ländern und Menschen wiederum mit den Zuhörern weiter reisten und, häufig abgewandelt, an anderen Orten wiedergegeben wurden. Die Ausstellung macht den Grazer Kunstverein für einige Wochen zu einem derartigen Umschlagplatz für individuelle Reflexionen über Mobilität und Imagination vor dem zeitgenössischen Hintergrund der Gleichzeitigkeit von reduktiven Weltbildern und multiplizierten Beweg-Gründen.

Pressetext

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Routes - Imaging travel and migration

mit Zeigam Azizov, Martin Beck, Emily Jacir, Gülsün Karamustafa, Dorit Margreiter, Lisl Ponger, Tim Sharp, Vivian Sundaram

Kurator: Christian Kravagna