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20. Februar - 14. Juni 2020 verlängert bis 13. September 2020

RUPPRECHT GEIGER, ALF LECHNER. ROT x STAHL

Das Lechner Museum präsentiert in seine Jubiläums-Ausstellung zum 20 jährigen Bestehen des Museums

Alf Lechner und Rupprecht Geiger waren sowohl in ihrem Werk, ihrer Freundschaft, als auch durch ihre bayerischen und Münchener Wurzeln verbunden. „Die Münchener Wurzeln von Alf und Rupprecht wurden besonders deutlich, wenn sich beide Künstler im Atelier trafen. Ihre Freundschaft und ihre lebhaften Gespräche waren für beide stets eine Bereicherung" berichtet Camilla Lechner. Beide Künstler waren Autodidakten. Rupprecht Geiger zählt zu den wichtigsten abstrakten Malern der deutschen Nachkriegsavantgarde, Alf Lechner ist der bedeutendste Stahlbildhauer der Nachkriegsmoderne in Deutschland.

Es war Alf Lechner seit vielen Jahren ein Herzenswunsch, eine Ausstellung mit Rupprecht Geiger im Lechner Museum zu präsentieren. In den Jahren vor Geigers Tod 2009 ließ sich dieser Wunsch nicht mehr realisieren. Daher ist es dem Lechner Museum eine besondere Freude, in enger Zusammenarbeit mit Julia Geiger und dem Geiger Archiv, diese Idee anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Lechner Museums Wirklichkeit werden zu lassen. Diese erste gemeinsame Museumsausstellung der beiden in München geborenen Künstler, stellt durch seine überregionale Strahlkraft einen idealen und farbenfrohen Auftakt zum Jubiläumsjahr dar.

In der Ausstellung werden auf beiden Etagen des Museums die Werke von Alf Lechner und Rupprecht Geiger gegenübergestellt. Elf Skulpturen aus Stahl und drei große Zeichnungen von Alf Lechner, die sich mit dem Thema Quadrat, Kugel, Kreisbogen befassen, treten in Dialog mit den „shaped canvases" und der monochromen geometrischen Bildgestaltung mit Kreis, Linie, Quadrat und Rechteck im Werk von Geiger.
Die Ausstellung arbeitet den Werdegang beider Künstler als Leitfiguren der Abstraktion heraus und die Bedeutung von Oberflächen und Form als physisches Farb- sowie skulpturales Raumerlebnis. Die von Geiger beschriebene „Wandlung der Farbmaterie zum Farbgeist" steht dabei in direkter Beziehung zur „Komplexität der Einfachheit" bei Lechner. Es wird anhand der ausgestellten Werke deutlich, wie beide Künstler von unterschiedlichen Standpunkten, dem des Malers und dem der Bildhauers, in die gleiche Richtung der Abstraktion, Ausdrucks- und Formensprache gearbeitet haben.

Die geistige Verwandtschaft und Harmonie im Inhalt ihrer Werke aber auch die Gegensätzlichkeit im Ausdruck der Materialien in der Kunst von Rupprecht Geiger (1908 – 2009) und Alf Lechner (1925 – 2017) wird an dem gemeinsamen Projekt „Stehle und Scheibe" besonders deutlich, welches 1987 vor dem Münchner Kulturzentrum Gasteig errichtet wurde. Die Bedeutung dieser beiden „Großmeister der Abstraktion" wird in dieser Ausstellung auf besondere Weise durch die Gegenüberstellung vermittelt.
Rupprecht Geiger, der als Maler seine Leinwände wie Skulpturen formte und Räume aus Farbe gestaltete (Unisono Rot und Unisono Pink) steht den Werken von Alf Lechner gegenüber, der aus der geometrischen Form im Stahl neue Strukturen und der wahren Farbe des Stahls, dem „Rost" als malerisch schöne und sich vielfältig wandelnde Oberflächen neuen Raum und eine zentrale Bedeutung gab. "Mein ganzes Lebensziel ist die Einfachheit" sagte Alf Lechner gerne, und weiter: "In der Einfachheit steckt soviel Kompliziertes, dass man gar nicht einfach genug sein kann. Wirkliche Entdeckungen macht man ja nur in den einfachsten Formen. Je überladener eine Form ist, desto weniger sieht man das Wesentliche."

Rupprecht Geiger erhielt 2008, zu seinem 100. Geburtstag, eine Reihe von bedeutenden Ausstellungen in Bonn, München, Berlin und im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt. Zuletzt war Geiger mit einer umfassenden Retrospektive „Pink kommt!" in Sindelfingen und Chemnitz zu sehen. Neben den Ausstellungen im Lechner Museum Ingolstadt wurden in den vergangenen zwei Jahren die Werke Lechners auch in Einzelausstellungen in Burghausen, München, Landshut und Berlin präsentiert.

Mit der ersten Ausstellung der Gegenüberstellung beider Künstler leistet die Alf Lechner Stiftung einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis, Bedeutung und kunsthistorischen Einordnung beider bedeutender Künstler, die auch in einem Katalog dokumentiert wird. Die Ausstellung wird von Mathias Mühling, Direktor im Lenbachhaus München, eröffnet.

Mit dem umfangreichsten Rahmenprogramm bisher, wird das Lechner Museum sowohl Workshops für Kinder und Erwachsene anbieten, Erfahrungs- und Gesprächs-Räume öffnen, und zu Besuchen im Studio von Rupprecht Geiger in München einladen. Ein besonderes Erlebnis wird z.B. die Möglichkeit bieten, bei einem Besuch in der Druckerei eine eigene „Geiger-Grafik" mit den original Pigmenten von Rupprecht Geiger zu drucken.

Begleitend zur Ausstellung im Lechner Museum wird die Alf Lechner Stiftung im Papierhaus des Lechner Skulpturenpark Obereichstätt Grafik von Rupprecht Geiger und Alf Lechner präsentieren. Man wird auch ein gemeinsam gestaltetes Künstlerbuch mit Original-Werken von Rupprecht Geiger und Alf Lechner sowie Gedichten von Felizitas Frischmuth ausstellen, welches von Camilla Lechner gestaltet und gebunden wurde. Dieses Buch, von dem die Stadt München 20 Original-Exemplare erworben hat, wird zum ersten Mal öffentlich ausgestellt.