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Die Galerie Döbele zeigt in ihrer vom 20. Juni bis 7. August 2010 laufenden Sommerausstellung "Sachsen am Meer" eine umfassende Übersicht dieser künstlerischen Hinwendung der ostdeutschen Künstlerschaft zum Meer, die zugleich Positionen der klassischen Moderne integriert. Parallel zur gleichnamigen Museumsschau in der Kunstsammlung Gera (13.6.-19.9.2010), welche die Dresdner Galerie mit einer Vielzahl von Leihgaben unterstützte, werden Werke unter anderem von Hubertus Giebe, Peter Graf, Herta Günther, Ernst Hassebrauk, Erich Heckel, veit Hofmann, Max Pechstein, Stefan Plenkers, Theodor Rosenhauer, Helmut Schmidt-Kirstein, Max Uhlig, Albert Wigand und Paul Wilhelm zu sehen sein.

Was für ein wundersamer Gedanke, den Shakespeare dachte: "Böhmen am Meer", nachvollziehbarer dann im 20. Jahrhundert, wovon der Berliner Maler Werner Heldt zu künden nicht müde wurde: "Berlin am Meer". Und nun: "Sachsen am Meer"! Die Moritzburger Teiche zur Zeit des frühen Expressionismus vor dem Ersten Weltkrieg weckten bei den damals ganz jungen Malern der Dresdner "Brücke"-Gemeinschaft die Lust auf See und Meer. Sie wollten Ferienglück, "Fleisch, das nackt ging", wie es Gottfried Benn in seinem Ostsee-Gedicht ekstatisch feierte. Impressionisten, Expressionisten suchten und fanden auf verschiedene Weise das Atmosphärische von Wasser, Sand und Wolken - die alte Marinemalerei war ad acta gelegt.

Die Sehnsucht nach Wasser, Wind und Wolken ist nicht weniger geworden. Auch für Sachsen inmitten Deutschlands haben Ostsee und Nordsee, trotz nun vieler mediterraner Versuchungen, ihre Faszination nicht verloren. Die moderne Kunst auch nach 1945, die besonders in Dresden eine einzigartige Blüte zeitigte, politischen Zwängen zum Trotz, hat am Meer unerschöpfliche Betätigung und Bestätigung erhalten - überspitzt könnte man sagen: für die Künstler der DDR war der Norden ihr "Westen".

Darß und Fischland waren Begriffe für unversehrte Künstlerkolonien. Ein Dresdner wie Edmund Kesting hatte über viele Jahre seinen Wohnsitz an der Ostsee. Der aus Kiel gebürtige Otto Niemeyer-Holstein in Koserow auf Usedom war Freund etlicher Dresdner, die immer gern beim "Käptn" zu Gast weilten.

Die Ostseelandschaft war Rückzug, Idyll und wie man später gerne sagte, "Nische". Je älter die DDR wurde, umso restriktiver wurde diese Gegenwelt beargwöhnt, verwaltet und für die breite Bevölkerung nur schwer zugänglich gemacht. Die Kunst aber vermittelte von Zeit zu Zeit ihren Zauber nach draußen.

Helmut Schmidt-Kirstein, inwendig voller Italien, huldigte von Dresden aus zwei Landschaften: der Lausitz um Bischofswerda und der von Dierhagen an der Ostsee. Überall vermochte er eine sinkende Welt in lebendigen Zeichnungen festzuhalten.

Ernst Hassebrauk genoss 1953 einen Urlaub in Althagen, malte die Fische, die er aß und auch Erdbeeren (die es in Dresden vielleicht nicht gab). Man denkt an Bertolt Brechts "Buckower Elegien", im selben Schicksalsjahr im Berliner Seen-Gebiet geschrieben, wo es über einen Blumengarten heißt: "Hier in der Früh, nicht allzu häufig, sitz ich / Und wünsche mir, auch ich mög allezeit / In den verschiednen Wettern, guten, schlechten, / Dies oder jenes Angenehme zeigen."

Aber die Ausstellung meint nicht nur d a s Sachsen am Meer, sondern d i e Sachsen. Und so ist es selbstverständlich, dass von dem alten Erz-Dresdner Theodor Rosenhauer ein Meerblick aus Portugal von 1981 gezeigt wird, als er mit dem Sohn reisen durfte - ein Bild, auf dem insgeheim Fernweh und Heimweh sich mischen.

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Sachsen am Meer

Künstler: Hubertus Giebe, Peter Graf, Herta Günther, Ernst Hassebrauk, Erich Heckel, Veit Hofmann, Max Pechstein, Stefan Plenkers, Theodor Rosenhauer, Helmut Schmidt-Kirstein, Max Uhlig, Albert Wigand, Paul Wilhelm, ...