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Zur Eröffnung der Ausstellung SALLA TYKKÄ im KunstRaum Hüll am 30. April 2005 um 14.00 Uhr sprechen die Referentin für Kultur des Generalkonsulats von Finnland Marianne Sinemus-Ammermann und Ralf Hartmann, Kurator der Galerie Nord / Kunstverein Tiergarten. Die Künstlerin wird während der gesamten Eröffnungsveranstaltung anwesend sein.

Salla Tykkä erweist sich als eine subtile Analystin der Komplexität von Emotionen und eine Meisterin in deren visuellen Umsetzung.

Ihre Filme können verstanden werden als komplexe Geschichten über den leidvollen, aber auch aufregenden Übergang von der Kindheit zum Erwachsenwerden und über das psychologische Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Sie erzählen, ohne dass daraus eine Erzählung wird, von den Ängsten und Begierden eines Mädchens in einer Welt, die von Schwellen dominiert ist: Durch Fenster, Türen, Gläser, Spiegel und Dickichte werden die Blicke hindurchgeleitet oder sie prallen daran ab. Obwohl Tykkä in jedem der Filme eine andere Schauspielerin verwendet, liegt doch die Vermutung nahe, dass die gesamte Trilogie die Entwicklung einer Person verfolgt.

Alle drei Filme sind als 35mm-Filme gedreht, und sie zeigen sehr deutlich Salla Tykkäs Interesse an den narrativen Strukturen des Kinos, am filmischen Umgang mit Emotionen und Erinnerungen, mit Spannungen und Klischees. Die Künstlerin übernimmt direkt Stilelemente und erzählerische Motive aus klassischen Filmgenres wie Western, Horror und Science Fiction. Eine ganz besondere Rolle spielt in Tykkäs Dramaturgie der präzise Einsatz von Musik und Ton. So gelingt es der Künstlerin in ihren Filmen durch die Verwendung von bekannten Filmmusiken, wie beispielsweise Ennio Morricones Komposition für Once Upon a Time in the West in Lasso oder wie John Carpenters Motiv für Halloween in Thriller, im Betrachter eine Spannung hervorzurufen, die über das eigentlich Dargestellte hinausgeht.

Tykkäs Filme betören einerseits durch ihre Schönheit und verwehren sich andererseits in ihrer Komplexität einer eindeutigen Aussage. Die Trilogie funktioniert als eine Reihe von intensiven und komprimierten Geschichten, die den Betrachter in besonderer Weise auf seine eigene von Ängsten und Sehnsüchten, von eigenem Wissen und persönlicher Erinnerung gelenkte Wahrnehmung stoßen.

Der bewußte Verzicht auf Sprache belässt den Filmen eine Mehrdeutigkeit und Rätselhaftigkeit, die der Verunsicherung, Labilität und Verstörung in der Lebensphase, in der die Protagonistinnen gezeigt werden, sinnlichen Ausdruck verleiht.

Kreative Schaffensquelle der 1973 in Helsinki geborenen Künstlerin ist die eigene Lebenserfahrung und persönliche Entwicklung, aus der sie allgemeingültige Bilder weiblicher Empfindsamkeit schöpft. Im Jahre 1995 fing Salla Tykkä mit Fotografie zu arbeiten an und benutzte diese als kathartisches Mittel, um sich mit ihrer Magersucht auseinanderzusetzen, was sie schließlich zu Experimenten im Film- und Videobereich führte. Sie interessiert sich dabei für die nur schwer nachfühl- und darstellbaren Gemütsverfassungen und Regungen sowie die physischen und psychischen Zustände, die den Menschen besonders fragil machen (Krankheit, Adoleszenz usw.), ihn aber auch zu erstaunlichen Reaktionen anzuregen vermögen.

"Um ihre Arbeiten wirklich verstehen zu können, muss man sich (...) auf ihre Auseinandersetzung mit der Bedeutung menschlicher Gefühle und ihre Bemühungen einlassen, diese zu vermitteln. Man begegnet nur selten Künstlern, die so viel von sich in ihre Werke legen. Es ist Tykkäs natürliche Fähigkeit, ihre Gefühle in ihrer Arbeit umzusetzen, die diese zu etwas Zeitlosem werden lässt." (Rebecca Gordon Nesbitt)

Salla Tykkä lebt und arbeitet in Helsinki. Ihren Abschluß machte sie 2003 an der Academy der Künste in Helsinki. Seit 1995 beschäftigt sie sich mit Fotografie, Video und Film. Ihre erste Einzelausstellung hatte sie 1997, also noch vor ihrem Abschluß an der Kunsthochschule, und gewann schon bald mit ihren Fotos, vor allem aber mit ihren Kurzfilmen internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung. In den letzten Jahren hat sie Einzelausstellungen u. a. in Avignon, Stockholm, Milwaukee, Glasgow, Helsinki, Wien, Bern, Paris, Berlin, London, Odense und Frankfurt gehabt. Hinzukommen zahlreiche Beteiligungen an Gruppenausstellungen u.a. in Orange, Rom, Luxemburg, Barcelona und Venedig. Salla Tykkäs Filme wurden auf internationalen Filmfestivals gezeigt, so u. a. in New York, Oberhausen, Locarno, Bilbao, Toronto

Cave - Eine Filmtrilogie (2000 - 2003), Dauer: 22 Min., 35 mm Film: Lasso, 2000, (3.48 Min) Thriller, 2001 (6 Min) Cave, 2003 (10 Min)

Distance - Eine Fotoserie (2003), Serie von 8 S/W-Fotografien

Pressetext

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Salla Tykkä
Cave - Eine Filmtrilogie (2000 - 2003)
Distance - Eine Fotoserie (2003)
Im Rahmen des Kooperationsprojekts "A Whiter Shade Of Pale - Kunst aus den nordischen Ländern an der Unterelbe"