press release only in german

Die BAUKUNST GALERIE widmet dem Werk des amerikanischen Malers Sam Francis die vierte große Ausstellung innerhalb der letzten zehn Jahre. Die Einzelschau legt ihren Schwerpunkt auf frühe Bilder des Künstlers. Eröffnet wird die Ausstellung am 4. Februar 2003, 18.00-20.00 Uhr, mit einer Einführung von Prof. Dr. Manfred Schneckenburger (Kunstakademie Münster).

Sam Francis wurde am 25. Juni 1923 in San Mateo, Kalifornien, U.S.A. geboren. Von 1941 bis 1943 studierte er Psychologie und Medizin. Während eines mehrmonatigen Krankenhaus-aufenthaltes aufgrund einer Rückenmarksverletzung, die er sich als Pilot im Militärdienst bei einer Notlandung zugezogen hatte, begann er auf dem Bauch liegend zu malen. 1947 malte er seine ersten abstrakten Bilder, auf denen er den spontanen Gestus des ,All-over' anwendete: Die gesamte Leinwand ist überzogen von ,biomorphen Teilchen'. Nach seiner Genesung studierte er von 1948 bis 1950 Kunst an der University of California in Berkeley. Seine Zeitgenossen waren Mark Rothko, Clifford Still und Jackson Pollock. Von 1950 bis 1957 lebte und arbeitete er in Paris. Neben vielen anderen Reisen unternahm Francis 1957 eine längere Reise nach Japan, wo es ihn fortan immer wieder hinzog. Seine Kunst wurde zu einer Synthese von West und Ost, von Action Painting und japanischer Kalligraphie. Am 4. November 1994 starb Sam Francis in Santa Monica, Kalifornien.

Sam Francis gilt als einer der bedeutendsten Künstler des Abstrakten Expressionismus. Seine Bilder sind weltweit in den bedeutenden Museen und Sammlungen vertreten, sein Werk ist in zahlreichen Ausstellungen gewürdigt worden. 1993 zeigte beispielsweise die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn eine große Werkschau, 1999 präsentierte das Museum of Contemporary Art, Los Angeles ein umfassenden Überblick über sein Oeuvre, der nachfolgend bis Winter 2000/2001 gezeigt wurde in der Menil Collection, Houston, Texas, der Kunsthalle in Malmö, dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid und der Galleria Communale D'Arte Moderna e Contemporanea in Rom. Im Idemitsu Museum in Tokio fand 2002/03 eine große Retrospektive statt, die in Japan auf Tournee durch sechs große Kunstmuseen ging.

Sam Francis' Arbeiten verweisen auf die Prozesse ihrer Entstehung. Die Leinwände oder das Papier bearbeitete er meist auf dem Boden ausgebreitet. Der Künstler verwandte für seine Bilder Wasser-, Öl- und Acrylfarben. Transzendenter und dichter Farbauftrag wechseln sich ab, Farbtropfen und -spritzer begegnen mit dem Pinsel entstandenen Formen. Die Bildentstehung ist von "kontrolliertem Zufall" geprägt, seine Arbeiten zeigen eine Verbindung von Chaos und Ordnung, das Zusammenwirken von Beabsichtigtem und Unbewußtem.

Der Begriff der Leere, als zentraler Aspekt in der östlichen Philosophie stets gegenwärtig, wurde seit der Beschäftigung des Künstlers mit der Zen-Philosophie und seinen Aufenthalten in Japan zu einem bestimmenden Element in seiner Malerei: Seit den späten 50er Jahren sind seine Bilder geprägt von dem Gegensatz der Dichte und Intensität leuchtender Farben und der Leere der weißen Fläche. Doch der Widerstreit zwischen diesen Polen wirkt in seinen Arbeiten nicht wie ein Kampf, die Bilder ermöglichen eher ein meditatives Nachempfinden von Grundgegebenheiten des Lebens, von sprühender Lebendigkeit, Aktivität einerseits und Ruhe, Passivität oder Kontemplation andererseits. In seinen Bildern ist eine besondere Form von Spiritualität wirksam.

Auf besonders radikale Weise bekennt sich Francis zur Farbe und gleichzeitig zur Bildleere in den "edge paintings": Farben und Formen bilden nur noch einen schmalen Rand, sind fast nur Rahmen um eine freie Mitte. Vor allem durch die reiche Verwendung von Farbe wird der Gegensatz zur Leere der weißen Fläche spürbar. Für Sam Francis bedeutet Farbe die Wiedergabe von Licht, Energie, Lebendigkeit und Gefühl. Der Künstler spricht von "einer heiligen Substanz". Gleichzeitig ist aber auch die Leere positiv bei ihm belegt, als ein Freiraum des Denkens für Maler und Betrachter.

Pressetext