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Wir freuen uns, "bewitched, bothered & bewildered", die erste Einzelausstellung der Berliner Künstlerin Sandra Meisel bei SEPTEMBER präsentieren zu können. Ohne unmittelbar autobiografisch zu sein, fokussieren sich Meisels jüngste fotografische und skulpturale Arbeiten auf physische und psychische Zustände, die zu kippen oder aus dem Gleichgewicht zu geraten drohen: Zweifel, Sehnsucht, Rausch, Verstörung. Die Künstlerin interessiert hierbei die Übertragung dieser subjektiven Stimmungen und Empfindungen in eine sehr präzise und reduzierte formale Sprache. Meisels Skulpturen und Installationen, in die sie zumeist auch ihre Fotoarbeiten integriert, stehen in der narrativen Tradition von Dada und Surrealismus und reflektieren gleichermaßen die Diskurse von Minimal und Post-Minimal. Während bei ihrer Herstellung industrielle Werkstoffe wie Styropor, Beton und Bauschaum zum Einsatz kommen und Meisel immer wieder zu ähnlichen Grundformen wie Quadern, Rechtecken, Kreisen zurückkehrt, verändert sie dieses normierte visuelle Vokabular radikal. Sie zwängt ihr Material in organisch- verschrobene Formen, knotet, fesselt, spannt und dehnt sie bis zur Belastungsgrenze. Meisels Skulpturen spiegeln immer eine Balance zwischen radikalen Gegensätzen wider. Glatte Oberflächen werden mit Farbe und Kunstharz vernarbt und verschmutzt, massive Objekte ins Schweben versetzt, scheinbar unkontrolliert wuchernde Formen durch architektonische Raster und Grundrisse gebändigt. Diesen künstlichen Konstruktionen stehen Meisels neue Fotoarbeiten gegenüber, die von der Suche nach größtmöglicher Unmittelbarkeit gekennzeichnet sind. Nach jahrelanger Arbeit mit digitaler Fotografie kehrt Meisel mit ihren jüngsten Selbstportraits und Landschaftsaufnahmen zur analogen Fotografie zurück. Die ausschließliche Nutzung der Lochkamera und der Verzicht auf die Linse assoziieren sich mit alchemistischen Prozessen und dem Versuch, die Trennung zwischen Betrachter und Gegenstand, Objekt und Subjekt zu überwinden.

Meisels Installation für "bewitched, bothered & bewildered" funktioniert als Mischung aus Psychoraum, Diorama, künstlicher Landschaft, Setting für Horrorfilme und Moderne-Tempel. Die Künstlerin installiert „Inseln“ im Raum, die an in Blut getauchte Gesteinsformationen erinnern und zitiert zugleich museale Präsentationsformen der Nachkriegsmoderne, wie etwa die Hängung der Tenth Anniversary Show 1949 im Museum of Non-Objective Painting, dem Vorläufer des New Yorker Guggenheim Museums.