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Als weibliche Ikone der Young British Art stehen die Arbeiten der Künstlerin Sarah Lucas (geb. 1962 in London) bereits seit mehreren Jahren im Zentrum internationaler Auf-merksamkeit. Ihre Collagen, Assemblagen und Fotografien setzen einfache, alltägliche Materialien und Gegenstände wie Früchte, ausrangierte Möbel und Fundstücke zu Objek-ten von makabrer Qualität und eindringlicher psychologischer Tiefe zusammen. Sarah Lucas eröffnet so Assoziationsketten, die die alltägliche Wahrnehmung verwirren und auf neue Wege führen. Hierbei thematisiert sie seit ihrem Studium am, nicht zuletzt durch sie, berühmt gewordenen Londoner Goldsmith’s College insbesondere die Festschreibung traditioneller Geschlechterrollen. Bekannt wurde sie durch ihre großformatigen Collagen, in denen sie die Pin-up-Girls der englischen Regenbogenpresse mit den oft absurden Headlines kombinierte. Lucas, die in einem Arbeiterviertel im Osten Londons aufgewachsen ist und dort auch heute noch lebt, ist in ihrer Vorgehensweise eindeutig. Ihre Assemblagen, Collagen und Fotografien jedoch arbeiten doppeldeutig: Nahrungsmittel und Alltagsgegenstände werden etwa zu sexuell aufgeladenen Stillleben arrangiert. Die Künstlerin entlarvt so die unbewussten Verket-tungen unserer Assoziationen und Wahrnehmungsstrukturen. In einem Interview erklärte sie, ihre künstlerische Arbeit sei für sie eine Möglichkeit, die Welt zu beschreiben. Diesem Anspruch wird sie durch extrem große Themenvielfalt gerecht. Dabei haben ihre Arbeiten oft eine unmittelbare, bisweilen rüde und aggressive Direktheit, mit der sie Themen wie Sexismus oder Gewalt auf präzise Weise behandelt. Hier hinein integriert sie oft Selbst-portraits, für die sie sich in vermeintlich männlichen oder eindeutig sexuell konnotierten Posen fotografiert.

Die umfassende Ausstellung im Kunstverein in Hamburg erschließt die Entwicklung einer Gegenwartskünstlerin, deren Arbeiten den Kern bedeutender Sammlungen wie etwa der Saatchi Collection London bildeten und die schon heute mit eigenen Räumen in Museen wie der Tate Modern in London vertreten ist. Es ist ihre erste Retrospektive überhaupt, die ihr Werk aus dem Zusammenhang der Young British Art hebt, den Blick auf sie erweitert und Standards für die weitere Betrachtung setzt. Die Ausstellung wird international zu sehen sein. Neben Hamburg wird sie zuvor in der Kunsthalle Zürich und nachfolgend in der Tate Liverpool Station machen.

Zur Ausstellung erscheint ein von Yilmaz Dziewior und Beatrix Ruf herausgegebener Katalog im Hatje Cantz Verlag mit Texten von Sadie Coles, Yilmaz Dziewior, Martin Prinzhorn, einem Interview zwischen Beatrix Ruf und Sarah Lucas sowie einem kommentierten Oeuvre-verzeichnis.

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