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I do not know which to prefer the beauty of inflections Or the beauty of innuendoes the blackbird whistling Or just after (W. Stevens)

Die Lentikulartechnik ist ein faszinierendes Medium. Hinter der Lentikularlinse erscheint die Situation unbestaendig und die nicht-statische Art wirkt wie die Unentschlossenheit im Gedicht von Wallace Stevens. Die Lentikulartechnik hat mich bereits vor langer Zeit in ihren Bann gezogen. Ich erinnere mich, wie ich in der Grundschule versucht habe, ein Lentikularlineal genauestens zu untersuchen. Ich wollte unbedingt wissen, wie diese Technik funktioniert. Ich arbeite jetzt seit 10 Jahren mit der Lentikulartechnik und ich gehoere zu den wenigen Kuenstlern, die die digitale Lentikularfotografie einsetzen. Lentikularbilder erzeugen einen optischen 3D-Effekt bzw. eine fließende Bewegung des Bildes. Sie werden zumeist für 3D-Postkarten, Grußkarten und Geschenkartikel verwendet und in erster Linie von Unternehmen hergestellt, die Patente auf die speziellen Herstellungsverfahren besitzen. Der Einsatz des Lentikularmediums über seine gaengige Zweckmaeßigkeit und die mit ihm verbundenen Assoziationen hinaus ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit als Kuenstlerin. Ich glaube, dass nicht nur ich von der Anziehungskraft des Unbekannten fasziniert bin – Uebergaenge von einer Realitaet in eine andere – Tueren, Wege, Zugaenge zu unterschiedlichen Orten. Wenn ich an den Titel „the clearing“ denke, stelle ich mir eine physische Aufklaerung vor, eine Oeffnung inmitten von Baeumen, einen unbekannten oder geheimen Platz, an dem Dinge geschehen koennen. Ich denke auch an das Leeren eines Raumes und den Prozess des Sich-klar-Werdens. Ich sehe diese neuen Bilder in „the clearing“ als zoegernde und zurueckhaltende Fotografien. Mit ihnen moechte ich einen ruhigen Zufluchtsort schaffen, an den man zurueckkehrt und an dem Gefuehle und Bedeutungen noch etwas zaehlen. Außerdem moechte ich den Prozess des Betrachtens verlangsamen und zum Verweilen einladen, um alle Details eines Bildes entdecken zu koennen. Ich bin gefangen von voruebergehenden Empfindungen und der Schoenheit einer Sache oder Person, die moeglicherweise eine Geschichte erzaehlen kann. Dementsprechend erfahren diese Arbeiten ein Gefuehl der staendigen Suche, die mit Unbestimmtheit und Unentschlossenheit verglichen werden kann. Diese visuellen Interessenfelder fallen mit den nicht-statischen Eigenschaften und Verfremdungseffekten des Lentikularmediums zusammen. Die Verschwommenheit, die leichte Unschaerfe, die der Lentikularprozess erzeugt, verleiht den Bildern eine für den Betrachter ungewohnte Unleserlichkeit.

Sarah Ryan, Berlin, März 2009