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Die holländische Künstlerin Saskia Olde Wolbers (*1971, lebt in London) hat sich in den letzten Jahren international einen Namen gemacht. 2003 wurde ihr „Statement“ an der Art Basel mit dem Kunstpreis der Baloise-Gruppe ausgezeichnet.

Die Werke von Saskia Olde Wolbers sind populär. Auch Besucher ohne grosse Kunstkenntnisse sind von ihren Filmen fasziniert. Obschon wir darin keinen Schauspielern begegnen, provozieren Wolbers Erzählungen eine emotionale Reaktion. Ihre Protagonisten sind nur über die Stimme der erzählenden Person, aus dem Off, präsent. Abstrakte Formen bilden dazu ein bewegtes, malerisches Vokabular, das sich als visuelle Entsprechung der Erzählung entpuppt. Die eigentliche Handlung entsteht in Form einer Fiktion im Kopf des Betrachters.

In den beiden Videoinstallationen „Placebo“ und „Interloper“ erzählt Wolbers ein und dieselbe Geschichte aus der Sicht eines Liebespaares. Zusammen liegen sie nach einem schweren Unfall auf der Intensivstation. Aus der Erzählung der Frau („Placebo“) vernehmen wir von ihren Befürchtungen, dass ihr Liebhaber als vermeintlich verheirateter Arzt sie jahrelang über seinen Berufsstand und seine Familienverhältnisse belogen haben könnte. Das modellhaft angedeutete Spitalzimmer löst sich parallel zur erschreckenden Aufdeckung immer mehr auf.

Bilder und Geschichten wirken trotz der schwierigen Verortung in Zeit und Raum bekannt, als wären wir ihnen irgendwann schon einmal begegnet. In der Tat bezieht sich Saskia Olde Wolbers in ihren Arbeiten auf reale Berichte aus Fernsehen und Printmedien. Allerdings verändert und erweitert die Künstlerin die Handlung nach ihrem Gutdünken. Die Protagonisten geraten dadurch in eine zeitlich und räumlich entrückte Meta-Welt, und damit buchstäblich in die Kunstwelt der Fiktion. Saskia Olde Wolbers erinnert uns an die grundsätzlichen Bedingungen, mit denen das Medium der bewegten Bilder funktioniert: Die Anziehungskraft einer imaginären, aber lebendigen Wirklichkeit einerseits und die Tragödie des Melodrams andererseits.

Die Ausstellung Now That Part Of Me Has Become Fiction in der Neuen Kunst Halle St. Gallen zeigt vier grossformatige Projektionen mit Ton (Interloper, Placebo, Day-Glo, Kilowatt Dynasty). Pressetext