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In aufwendigen Projektionen werden fünf Videoarbeiten der Künstlerin Saskia Olde Wolbers aus dem Bestand der Sammlung Goetz präsentiert. Ihre ästhetisch außergewöhnlich und experimentell angelegten Filme folgen stets demselben Muster: Eine Stimme aus dem Off erzählt eine Geschichte, die in fiktiv geschaffenen, meist organisch geformten, in sich geschlossenen Räumen visualisiert wird. Psychedelische Klänge und Naturgeräusche, die die biomorphen Formen aufgreifen, untermalen die Szenerie stimmungsvoll. In langsamen Kamerabewegungen wird der Betrachter an diese überwiegend monochrom gehaltenen surrealen Welten herangeführt. Wort und Bild stimmen dabei nicht automatisch überein.

Inspiriert wird Olde Wolbers von Nachrichten und Erzählungen über Menschen mit besonderen Lebensgeschichten, die sie erweitert und verändert, denn die Künstlerin arbeitet an der Grenze zwischen Realität und Imagination. In Placebo (2002) etwa wird die Geschichte eines Mannes geschildert, der jahrelang seinen Mitmenschen vortäuschte, als Arzt tätig zu sein. Erzählt wird monologisch aus der Perspektive seiner Geliebten, die sich nach einem Autounfall in einem modellhaft angedeuteten Krankenhauszimmer neben ihm wiederfindet. Obwohl es sich um zwei selbstständige Werke handelt, erahnt man den inhaltlichen Zusammenhang zu Interloper (2003), das diese komplizierte Liebesgeschichte aus der Sichtweise des Mannes erzählt. Um konstruierte Identitäten bzw. die Suche nach Wahrheit geht es auch in der Arbeit Trailer (2005). Darin begibt sich der Erzähler auf Spurensuche nach seinen leiblichen Eltern. In einem Kinotrailer wurde er auf Dschungelpflanzen aufmerksam, die seinen Namen sowie die seiner Eltern trugen. Daraufhin erfährt er, dass er das Kind zweier im südamerikanischen Urwald verunglückter Hollywoodschauspieler ist.

In Kilowatt Dynasty (2000) berichtet das ungeborene Kind von der Liebesgeschichte seiner chinesischen Eltern, einer TV-Moderatorin und eines Umweltaktivisten. Die Unterwasserszenerie spielt auf eine Fernsehstation an, die sich ab dem Jahre 2016 auf dem Grund des riesigen Drei-Schluchten-Stausees am Jangtsekiang befindet. Das Erzählte findet in der Zukunft statt und behandelt das Phänomen des Inverted-Dream-Syndroms, jener Umkehrung der Bewusstseinsebenen, bei der Schlaf- und Wachzustand durcheinander geraten. Eine Inversion, diejenige der Gefühle, hat auch das Video Day-Glo (1999) zum Thema. Darin beschreibt der Spanier Luis in einem vorgelesenen Brief, wie er die Zuneigung seiner Frau Carmen verliert, da diese sich von ihm über die Jahre hinweg emotional distanziert hat.

In Kleinstarbeit baut die Künstlerin in Miniaturform die Sets für ihre Fantasiewelten – ein Prozess, der Jahre dauern kann. Sie filmt ohne Drehbuch, zum Großteil in mit Farbe oder Wasser befüllten Tanks, in welchen sich das jeweilige Filmset befindet.

Saskia Olde Wolbers wurde 1971 in den Niederlanden geboren. Sie lebt und arbeitet in London, wo sie 1996 ihren Abschluss am Chelsea College of Art & Design machte. Seitdem wurden ihre Werke regelmäßig in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit in bedeutenden Museen und Galerien gezeigt.

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Saskia Olde Wolbers