press release only in german

Die kommende Ausstellung widmet sich Videoarbeiten von vier KünstlerInnen, die sich mit jeweils unterschiedlichen Methoden den Wahrnehmungen alltäglichen Lebens in den städtischen Zentren und deren Inszenierung auseinandersetzen. So haben etwa Judith Hopf und Katrin Pesch in ihrem Kurzfilm "The Uninvited" eine Kleinfamilie und einige andere Personen in einer langen Montagesequenz durch die unwirklichen Kulissen des "Neuen Berlin" - vor allem auf und am Potsdamer Platz - verfolgt. Bis sich der Tag neigt, folgen sie ihnen durch eine Hölle potentiell bedeutsamer Zeichen und Signale bis in ein Möbelhaus, in dem sich ein inszeniertes Lobster-Essen nach kurzer Zeit wie ein heidnisches Ritual ausnimmt. Geisterhafte Menschen verschwinden und tauchen wieder auf, sie sind die Exponenten auf dem fett gedeckten Präsentierteller der neuen unwirtlichen Städte.

Saki Satom hat sich in zwei Videos mit den grundlegenden Möglichkeiten ihres Mediums befasst, die Zeitachse des Gefilmten zu manipulieren. Die Vorstellung von Städten, ihren öffentlichen Plätzen und Begegnungsorten, hat sich dem Paradigma der Videoüberwachung angeglichen. Saki Satom lässt ihre Video-Figur mit Hilfe typischer Videotricks aus dieser Welt fallen. In einer Menschenmenge, die vorwärts geht, ist sie die einzige Rückwärtsgängerin, in einem Imbiss isst sie als einzige in einem gemessenen Tempo, während rundherum alles im Rausch schnellen Konsums aufgeht. Es wird deutlich, wie stark sich Subjekte inzwischen von vornherein nach Maßgabe ihrer Beobachtung - und nach den Techniken ihrer Beobachter - ausbilden.

In Michaela Schweigers Film „Zurück in die Stadt von morgen“ führen unterschiedliche Personen in minimalistischen Geschichten durch das Hansaviertel, das 1957 als Zukunftsvision gebaut wurde. Dabei verweben sich Zustandsbeschreibungen, Rückblicke auf die Utopien der Architekten und Ausblicke auf zukünftige Lebensperspektiven. In der Kulisse der Bauten bekannter Architekten verdichten sich große Utopien, Verweise auf zeitgeschichtliche Ereignisse und alltägliche Geschichten zu einem Portrait der Nachkriegsmoderne und deren Bewohner.

Klaus Webers Arbeit "Fountain Loma Dr / W 6th St" ist die inszenierte Dokumentation eines Unfalls, der die Entstehung eines klassischen Symbols öffentlicher Großzügigkeit und geplanter Freizeiterholung zur Folge hat. In einer der für die US-amerikanischen Großstädte, aber auch darüber hinaus typischen "transition zones" städtischen Wandels - hier in Downtown Los Angeles - wird das Auffahren eines Autos auf einen Hydranten zum Auslöser einer gigantischen Fontäne. Die sich aus dieser Konstellation ergebenden Zuständigkeiten werden unsicher, wenn sich auf dem Gehsteig "echte" und "gespielte" Polizisten begegnen, um die "Situation" zu klären. Schließlich sind wir in Hollywood.

Clemens Krümmel

Pressetext

only in german

Saki Satom / Klaus Weber / Michaela Schweiger / Judith Hopf + Katrin Pesch