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Schall und Rauch. Die wilden Zwanziger
3. Juli bis 11. Oktober 2020

Vom 3. Juli bis 11. Oktober 2020 präsentiert das Kunsthaus Zürich eine grosse Themenausstellung zu den zwanziger Jahren: «Schall und Rauch. Die wilden Zwanziger». Zum ersten Mal seit den 1970er-Jahren werden in einer Kunstausstellung das Bauhaus, Dada, die Neue Sachlichkeit sowie Design- und Architekturikonen des Modernismus länderübergreifend miteinander in einen Dialog gesetzt. Kunstschaffende des 21. Jahrhunderts nehmen den disruptiven Geist der Zwischenkriegszeit auf und überraschen mit neuen Arbeiten.

Die 1920er-Jahre waren ein Jahrzehnt der Aufbrüche und Rückfälle. Ein verheerender Weltkrieg und eine daran anschliessende schwere Pandemie, die erstaunliche Parallelen zur aktuellen Coronakrise aufweist, hatten den Lebensdurst der Menschen geweckt. In keinem Moment des 20. Jahrhunderts war die Sehnsucht der Menschen nach Neuerungen so gross wie damals.

EXPERIMENTIERFREUDIGKEIT IN DEN KÜNSTEN
Es wurden urbanistische Visionen entworfen und Städte wuchsen in rasanter Geschwindigkeit. Klassische Rollenbilder in Gesellschaft und Ehe wurden hinterfragt und aufgebrochen, benachteiligte und unterdrückte Minderheiten verschafften sich Gehör in Politik und Kultur. An die Seite eines arbeitnehmergerechteren Alltags stellte sich eine wachsende Freizeitindustrie. Dieser hohe wirtschaftliche und soziale Innovationsgrad fand seinen direkten Niederschlag in der Experimentierfreudigkeit aller Künste.

RICHTUNGSWEISENDE IKONEN
Es entstanden Stile in Architektur und Design, die noch im 21. Jahrhundert richtungsweisend sind. Mit Fokus auf Berlin, Paris, Wien und Zürich berücksichtigt die Ausstellung alle in den 1920er-Jahren gängigen Medien wie Malerei, Skulptur, Zeichnung, Fotografie, Film und Collage, Mode und Design. Chanels «Kleines Schwarzes» wurde ebenso in dieser Zeit entworfen wie der berühmte, in Gemeinschaftsarbeit entstandene Clubsessel von Le Corbusier/Perriand/Jeanneret oder Margarete Schütte-Lihotzkys Frankfurter Küche. Auch Moholy-Nagys Begriff der Neuen Fotografie wurde in besagtem Jahrzehnt geboren. Allen diesen Schöpfungen ist gemein, dass sie 100 Jahre später immer noch modern, ja geradezu zeitgenössisch anmuten. Als Inspirationsquelle für viele Nachahmer und als Objekt der Begierde treiben sie die Sehnsucht der Design-Aficionados im 21. Jahrhundert an. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, die sich explizit mit der Formensprache und den Inhalten der 1920er-Jahre befassen, schlagen eine Brücke in die Gegenwart.

80 KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER
Kunsthaus-Kuratorin Cathérine Hug hat rund 80 Künstlerinnen und Künstlern der verschiedensten Kunstsparten für die Ausstellung ausgewählt: Josef Albers, Hans Arp, Kader Attia, Johannes Baargeld, Josephine Baker, Marc Bauer, Erwin Blumenfeld, Constantin Brancusi, André Breton, Marcel Breuer, Suse Byk, Andrea Büttner, Coco Chanel, Adolf Dietrich, Dodo, Theo van Doesburg, Marcel Duchamp, Max Ernst, Theodore Lux Feininger, Hans Finsler, Laura J Gerlach und Margarete Schütte-Lihotszky, Valeska Gert, Barthel Gilles, George Grosz, Raphael Hefti, Heinrich Hoerle, René Herbst, Hannah Höch, Karl Hubbuch, Pierre Jeanneret, Rashid Johnson, Wassily Kandinsky, Elisabeth Karlinsky, Paul Klee, Rudolf von Laban und Suzanne Perrottet, Laura J Gerlach, Le Corbusier, Fernand Léger, Jeanne Mammen, Elli Marcus, Fabian Marti, László Moholy-Nagy, Lucia Moholy, Piet Mondrian, Alexandra Navratil, Trevor Paglen, Gret Palucca, Nicolas Party, Charlotte Perriand, Paul Poiret, Man Ray, Hans Richter, Gerrit T. Rietveld, Ludwig Mies van der Rohe, Thomas Ruff, Christian Schad, Xanti Schawinsky, Wilhelm Schnarrenberger, Kurt Schwitters, Shirana Shahbazi, Veronika Spierenburg, Warwara Stepanowa, Edward Steichen, Niklaus Stoecklin, Hiroshi Sugimoto, Rzn Torbey, My Ullmann, Félix Vallotton, Madeleine Vionnet, Rita Vitorelli, Nikolai Wassilieff.

Die Besucherinnen und Besucher finden deren Werke nicht chronologisch oder nach Gattungen gruppiert, sondern sozio-kulturellen Themen zugeordnet, die für die «Goldenen Zwanziger» prägend waren – «Abschied vom Kriegstrauma», «Neue Rollenbilder», «Pluralistische Sehgewohnheiten» oder dem «Rausch der Bewegung». Die Pluralität der Ausdrucksmittel war ein Merkmal dieser aufreibenden Epoche. Auch heute, wo eine neo-liberale Politik ans Limit geht, wo disruptive Innovationen soziale und ethische Standards herausfordern, wo Künstler sich als Aktivisten positionieren und Kulturpessimisten Reaktionären in die Arme laufen, ist die Auseinandersetzung mit den 1920er-Jahren von hoher Aktualität. In einem Begleitprogramm greift das Kunsthaus deshalb nicht nur kreative Prozesse heraus, sondern stellt soziale und wirtschaftliche Fragen der Gegenwart zur Diskussion.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Kunsthaus Zürich und des Guggenheim Museums Bilbao, und wird dort im Frühjahr/Sommer 2021 gezeigt.

Eine Koproduktion mit den Festspielen Zürich.
Unterstützt durch die Zürcherische Seidenindustrie Gesellschaft.

PUBLIKATION
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Snoeck-Verlag mit neuen Textbeiträgen von Cathérine Hug, Petra Joos, Gioia Mori, Alexis Schwarzenbach und Jakob Tanner. 272 Seiten mit rund 260 Abbildungen. Preis CHF 44.–, erhältlich im Kunsthaus-Shop sowie im Buchhandel.