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Berlin, 24.6.2009 – Paradiese kann man sich nur vorstellen. Sie bleiben unerreichbare Sehnsuchtsräume – auch wenn die Industrie mit Einkaufs-, Urlaubs- und Wellness-Eldorados lockt. In der Ausstellung "Das Paradies ist anderswo" in der ifa-Galerie Berlin hinterfragen KünstlerInnen aus der Region Asien-Pazifik die Vorstellungen von Paradiesen, die unsere immerwährende Sehnsucht nach dem Garten Eden aufgreifen und entlarven.

Die Bodeninstallationen Nicole Andrijevics (1981, Australien) – Landschaften aus Zuckertürmen und Inseln aus Schaummasse – verweisen auf die flüchtigen Aspekte des stets weit entfernt liegenden Sehnsuchtsraumes, den Jason Wee (1978, Singapur) explizit verortet: Er greift in seiner Installation das Paradies-Motiv schlechthin auf, die Südseeinsel, die in diesem Falle jedoch zum politisch-strategischen Streitobjekt zwischen Singapur und dem Nachbarland Malaysia wurde. Yee I-Lann (1971, Malaysia) erkundet in ihrem dreiteiligen Foto-Zyklus das verlorene Paradies Sabah im Norden Borneos; sie untersucht dabei die Auswirkungen der Veränderungen auf die Landschaft und auf die Lebens-bedingungen. Da die Vorstellung von Paradies immer geprägt ist von den Defiziten im Hier und Heute, stellt Leung Chi Wo (1968, China) die Wünsche der Bewohner Hongkongs an "Asia’s World City" im öffentlichen Raum zur Diskussion.

Paradiesvorstellungen umfassen immer auch die Bewohner des Paradieses, die jung, schön und gesund zu sein haben; dieses Menschenbild und Körperideal reflektiert Hye Rim Lee (1963, Südkorea) mit Bunnyhäschen TOKI, welches das Schönheitsideal der asiatischen Frau, geprägt von asiatischen Mangas, Com-puterspielen und Cyberkultur, darstellt und parodiert. Yason Banal (1972, Philippinen) hingegen bezieht sich in seiner Performance und Installation mit Tableaux vivants auf Filme wie Resnais’ "Letztes Jahr in Marienbad". Ungemein poetisch verbildlicht er die Trauer über den Verlust des Paradieses und die Un-unterscheidbarkeit von Fiktion und Wirklichkeit: Die Gegenwelten, die Ent-würfe einer besseren Welt, liegen stets in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Sie liegen für uns auf den Malediven und für das indische Kino auf blühenden Alpenwiesen – das Paradies ist immer anderswo.

Konzipiert wurde die Ausstellung von June Yap, ehemals Kuratorin des Institute of Contemporary Arts Singapore, des National Arts Council and Singapore Art Museum, heute von Singapur aus frei arbeitende Kuratorin.

Die Ausstellung ist Teil der Reihe "Schauplatz Natur", die mit "Wasserlust und Wassers Not" begonnen und mit "Tanz auf dem Vulkan" fortgesetzt wurde.

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Schauplatz Natur
Das Paradies ist anderswo

Künstler: Nicole Andrijevics, Jason Wee, Yee I-Lann, Leung Chi Wo, Hye Rim Lee, Yason Banal
Kuratorin: June Yap