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Die Ausstellung findet im Rahmen des Projektes HeimatModerne statt, einer gemeinsamen Initiative verschiedener Leipziger Institutionen und Gruppen, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Zum Trägerverein Experimentale e.V. haben sich zusammengeschlossen: Forum zeitgenössischer Musik Leipzig e.V, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Büro für urbane Projekte, General Panel und raum4.

Unter Verwendung verschiedener Medien behandelt Sean Snyder in seinen Projekten Abweichungen von und Hegemonieverluste in Globalisierungsprozessen und die gelegentliche Suche nach den Mechanismen einer unsicheren Utopie. Seine Projekte und Installationen erkunden Aspekte des urbanen Raums und der Architektur als Zeichen ökonomischer und politischer Strukturen. Sie behandeln aber auch die Medien als Zeichen kultureller Dominanz durch die ihnen eigenen Mittel der Darstellung und Visualisierung. Der Künstler verwendet für seine Projekte sowohl diverse Quellen – Bildarchive, Dokumente, Filmausschnitte – als auch selbst produziertes Material. Durch das Bearbeiten von visuellem Material dekonstruiert er es und erschafft dabei neue Erzählungen von der manipulativen Macht der modernen Digitaltechniken - auch als Verweis auf die manipulative Macht der Massenmedien.

Die Analyse visueller Wahrnehmung ist das Kernthema von Sean Snyders Einzelausstellung in Leipzig. Sie zeigt, wie sich die Bedeutung eines Bildes im Laufe eines Übermittlungs- und Reproduktionsprozesses wandeln kann, wenn verschiedene technische Reproduktionsverfahren zum Einsatz kommen. Snyder stellt die Wahrnehmung und das Erkenntnisvermögen des Betrachters in Frage, indem er in einer Serie von Experimenten mit verschiedenen optischen Geräten arbeitet und ein Bild mehrere Druck-, Digital- und Medienformate durchlaufen lässt. Die technischen Verfahren der Bildentwicklung dienen als Gerüst für das Nebeneinanderstellen von Bildern und ihren Quellen, welches unsere Bildwahrnehmung in Zweifel zieht.

Um das Projekt realisieren zu können, arbeitet der Künstler mit der Firma Carl Zeiss in Jena zusammen, die für die Herstellung optischer Geräte weltberühmt ist. Das Unternehmen wurde 1846 in Jena gegründet und ist heute ein Weltmarktführer in der optischen und optoelektronischen Industrie. Snyders Projekt umfasst erstens die Dokumentation des Herstellungsprozesses einer optischen Linse aus Rohglas in der Jenaer Fabrik, zweitens die Arbeit mit verschiedenen Bildproduktionsmitteln und drittens die Beschäftigung mit historischen Gesichtspunkten des Bildermachens, die in den Archiven der Fabrik selbst enthalten sind. Im Ausstellungsraum sieht man Material, das nach der Bearbeitung durch den Künstler unterschiedliche technische Qualitäten aufweist und die Besucher auf eine symbolische Reise durch die Metamorphose eines Bildes führt. Diese Metamorphose beginnt mit einer „gewöhnlichen“ Abbildung, die ein sicheres Wissen transportiert. Das visuelle Material verliert daraufhin schrittweise seine Funktion als Informationsquelle insofern, als dass sich seine technischen Daten auflösen, bis es zu einem abstrakten Bild wird, in dem die Pixel und Punkte gegenüber den Formen und Farben eindeutig überwiegen. Das reproduzierte Material geht damit über die ursprünglichen Vorstellungen vom Ziel einer Reproduktion hinaus und öffnet sich für Interpretationen. Und dies ist schließlich auch für die „Realität“ der Massenmedien der Fall... Wenn man versuchen wollte, Sean Snyders künstlerischen Ansatz zusammen zu fassen, böte sich vielleicht der folgende Satz aus einer Pressemitteilung der Firma Carl Zeiss an: “Our most important task, as we see it, is to enable science and technology to go beyond what man can see.”

Pressetext

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Sean Snyder
Kuratiert von Ilina Koralova