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Philipp Lachenmann photographierte Surfer, die mit ihren Brettern im Wasser vor der Küste von Pacific Palisades auf Wellen warten. Erkennbar nur als dunkle Silhouetten, sind die Surfer in einem (Bild-)Raum verteilt, dessen Horizontlinie im Dunst verschwimmt und der dadurch tiefenlos, flächig wirkt. Die Stimmung entspricht nicht der üblichen Sehweise solcherart Motive. Entstanden sind Photos mit einem ungewöhnlichen Bildaufbau ohne Horizont und einer kulissenhaften Szenerie. Die Photographien überraschen den Betrachter mit einer Natursilhouette. Philipp Lachenmann „malt“ mit der Kamera und erreicht damit eine atmosphärische Dichte im kompositorischen Bildaufbau die an Gemälde wie „Wanderer über dem Nebelmeer“ und „Das Eismeer/Gescheiterte Hoffnung“ von Caspar David Friedrich erinnern.

1993 hat Izima Kaoru seine erste, aufwändig inszenierte Photoserie „Landschaft mit Leichnam“ („Landscape with a corpse“) produziert, mit der er das bis heute andauernde Projekt "Landscape with a Corpse" begann. „...In immer neuen, inszenatorisch und kompositorisch hoch spannenden Szenerien lotet Kaoru virtuos die Untiefen des in zahllosen Werken der Kunstgeschichte endlos variierten Themas vom Tod und dem Mädchen aus. Alle Bildfolgen entstehen in intensiver Zusammenarbeit mit dem Modell, deren morbide Phantasien er in betörend schönen Bildern umsetzt. Fast jede Serie besteht aus einer aus großer Höhe aufgenommenen Aufsicht, einer Ansicht, die den Raum erfasst, und einer Nahansicht der Toten... mit seinen Todes-Serien bewegt sich Kaoru in der Tradition der archetypischen Darstellungen der faszinierend schönen Leiche - jener klassischen Allegorie für den brutalen Zusammenprall von Leben und Tod“. (Text von Susanne Boecker - Kunstforum)

Dieter Rehms fotografisches Werk hat viele Sujets. Auch wenn architektonisch geprägte Motive wie einzelne Segmente des urbanen Raumes, Panoramen, Interieurs oder die Erfassung bestimmter Monumente und ihrer Umgebung einen zentralen Part ausmachen, so bleibt der Mensch als Bildgegenstand nicht ausgespart. Dies bezeugen Arbeiten wie „Saturnia“ oder „Miracle Casino“. Der Künstler schränkt sich nicht ein, ist also beispielsweise kein reiner Architektur- oder Landschaftsspezialist. Er zwingt sich auch nicht zum Arbeiten in Serien oder Werkgruppen, die sich einem einzigen Gegenstand, einer Stadt oder einem Menschen widmen. Dieter Rehm vertraut seiner Sensibilität, seinem Sinn für bildhafte Situationen, die in einigen Fällen auf den ersten Blick bekannt zu sein scheinen, dann jedoch bei eingehender Betrachtung Rehms Gespür für das Gesehene und dessen besondere farbliche wie räumliche Präsenz verdeutlichen.

Die Fotografien von Ursula Rogg beschäftigen sich häufig mit Inszenierungen im medialen Bereich, aber auch mit Situationen des Alltags oder Grenzbereichen der medialen und der alltäglichen Welt: Oft finden sich die Menschen in Roggs Fotografien in einer Umgebung wieder, die ihnen fremd ist und die sie doch selbst gewählt haben. Auch Roggs Fotografien, die bei einer dreitägigen Wallfahrt von München nach Altötting entstanden, bewegen sich in diesem Zwischenraum von Realität und Fiktion. Ursula Rogg ist die etwa 120 km lange Wallfahrt selbst mitgegangen, um als Beteiligte Bilder davon zu machen. Entsprechend sich die Bilder sehr nah am Geschehen dran, die dargestellte Perspektive ist keine von aussen gezeigte, sondern eine miterlebte und mitgefühlte. Es sind keine spektakulären Szenen eines bilderreichen Katholizismus gezeigt, sondern Momente von Innigkeit, in sich versunken sein und Gedankenverlorenheit.

In den Portraits von Kris Scholz treffen italienische Renaissance und moderne Phototechnik aufeinander. Die Bilder des Becher-Schülers Scholz irritieren den Betrachter. Figur und Hintergrund disharmonieren auf befremdliche Weise. Die Landschaften im Hintergrund verwischen, wodurch sich die Figur im Vordergrund plastisch davor abhebt. Aber trotz des ersten Befremdens erkennt man die Posen – Tizian, Leonardo da Vinci und andere Meister der italienischen Renaissance standen Pate für die Dreiviertelwendung, die gekreuzten Hände und den in die Ferne gerichteten Blick. Unscharfe Landschaft, die die Portraitierten hinterfängt, suggeriert Bewegung und Zeit. Demgegenüber erscheinen die Personen in kristalliner Schärfe.

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