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Der Titel der Ausstellung in Karlsruhe "It takes a year to make a day" stammt von der Band Flaming Lips und verweist indirekt auf Shannon Bools Arbeitsweise: das Sampeln verschiedener historischer Epochen zu völlig neuen Wahrnehmungsräumen in der Gegenwart. Darstellung und Bedeutung verbinden sich in Shannon Bools Wandarbeiten und Collagen zu verschlungenen Ornamenten. Die Wandarbeiten entstehen in akribischer Vorbereitung, einzelne Formenelemente von Tapeten werden ausgeschnitten und zu illusionistischen Verzerrungen zusammengefügt. Eine andere Variante bildet das Übereinanderlagern verschiedener Farb-, bzw. Tonschichten von Blei- und Filzstiften, die eine ornamentale Wirkung entfalten. Als Ausgangspunkt für Shannon Bools Wandarbeit in Karlsruhe dienen zwei Renaissancegemälde der beiden niederländischen Künstler Petrus Christus und Jan van Eyck. Das Interesse der Künstlerin gilt hier einem Detail: beide Künstler malen den gleichen Teppich als räumliches Gestaltungselement. Als abstrahierende Zeichnung und Malerei zieht sich das Muster über Eck auf zwei Wände. Eine daran anschließende Bodenskulptur aus Holzimitat verstärkt das bizarre Wechselverhältnis der illusionistischen Oberflächen und Perspektiven mit dem realen Raum. Shannon Bools neue Collagen aus gefundenen Papieren, Bucheinbänden und Lederimitaten dienen als Hintergrund für Zeichnung und Malerei einzelner Motive aus Kunstgeschichte und Alltag. So steht ein Stewart der Fluglinie Ryanair vor dem atmosphärischen Hintergrund eines Hans Baldung oder zwei Walzer tanzende viktorianische Mädchen sind in die Landschaft eines Hieronymus Bosch versetzt. Indem Shannon Bool die Referenzen in ihre eigene, unverwechselbare Sprache übersetzt, bleibt die Konstruktion immer offensichtlich. Zwischen analytischer Reflektion und emotionaler Faszination zeigen ihre Arbeiten die Option neuer, noch unbekannter Bildräume.

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