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Shannon Bool (*1972, CN), Absolventin der Städelschule Frankfurt (2004), präsentiert in der ersten Ausstellung der Galerie in Düsseldorf den neuen Werkkomplex "The Fourth Wall Through The Third Eye", die eine Fortsetzung der vorangegangenen Präsentation im Sprengel Museum, "Made in Germany", darstellt.

Die Ausstellung gründet auf Shannon Bools Initiative eines sozialen Projekts im Berliner Frauengefängnis Pankow. Die limitierte Sicht auf die Welt „da Draußen“, die Umkehrung dieser Limitierung zu einer Freiheit „da Drinnen“ und die entsprechende Formung der Realitätswahrnehmung, „passiert“ im neuen Werk als eine Choreographie von Gegensätzen.

Für das Frauengefängnis in Pankow hat Shannon Bool ein ausuferndes Wandgemälde entworfen, dass sie dort in fast zweijähriger Arbeit mit freiwilliger Assistenz der inhaftieren Frauen umsetzte. Mit dokumentarischer Präzision, ruhigen Kamerafahrten und wenigen Schnitten zeigt ein Film das Betrachten des fertigen Wandgemäldes. Ohne sie zu sehen, hört man die Gespräche der inhaftierten Frauen, deren Inhalte zwischen dem bürokratischen Alltag des Gefängnisses und persönlichen Geschichten, ihren Gedanken zu Popkultur und lokalen Nachrichten pendeln.

Die Reise zwischen Werten der Hochkultur und alltäglicher Banalität setzt sich in der 20-teiligen Serie bemalter Fotografien fort. Auf Ebay ersteigerte Bool verschiedenste Fotografien von Strandansichten während eines Sonnenuntergangs und übermalte diese in Anlehnung an René Magrittes surrealistische Malerei mit fliegenden Mündern. Es sind keine beliebigen Lippen, sondern die Schmollmünder von Prominenten wie Rihanna, Angelina Jolie, Cameron Diaz, Kirsten Stewart oder Miley Cyrus. Sehnsucht und Freiheit "kollabiert" in diesen Ansichten, um gleichzeitig den fiktiven Horizont unendlicher Handlungsmöglichkeiten aufzureißen.

Die neuen Gitterskulpturen aus Bronze werden im realen Ausstellungsraum physisch zu einem Wendepunkt zwischen "Davor" oder "Dahinter", "Draußen" oder "Drinnen" sein. Die Skulptur verbindet Decke und Boden, ist Trennelement und fokussiert den Blick im Raum. In ihrer Strenge, Linearität und Präsenz erinnert sie an die Ästhetik der Minimal Art. Die Oberfläche zeigt allerdings den gestischen Abdruck greifender Hände und vollzieht so die Wendung vom kontemplativen Raum der Kunst zurück in eine mit Fiktionen aufgeladener Alltäglichkeit subjektiver Wünsche.

Kontextverschiebungen und Bedeutungstransfers sind charakteristisch für Shannon Bools Arbeitsweise. Sie greift konzeptuell auf bestehende Paradigmen aus Gesellschafts-, Kultur- sowie Sozialgeschichte zurück und rekontextualisiert deren visuelle Codes in ihren Skulpturen, Fotogrammen und Gemälden auf Seide. Die prozessuale Veränderung der Sicht auf die Dinge, die Verwandlung sowie Verschiebung von Form und Wertigkeiten zieht sich durch den ab Januar zu sehenden neuen Werkkomplex.

Shannon Bools Werk war bisher unter anderem in Einzelausstellungen 2006 auf der Art Basel/ Art Statements in der Schweiz, 2010 im CRAC d´Alsace Musée d´Art Moderne, Altkirch/ Frankreich und 2011 im Bonner Kunstverein zu sehen. Ihre Arbeiten sind in institutionellen Sammlungen wie der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München, Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Bundeskunstsammlung und Berlinische Galerie vertreten.