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Die Vorarlberger Künstlerin Siegrun Appelt, geb. 1965, verwandelt das Kunsthaus Bregenz in den Sommernächten 2005 in eine hell leuchtende Lichtskulptur. Mit dieser Arbeit setzt das Kunsthaus Bregenz die langjährige künstlerische Tradition der Auseinandersetzung mit der gläsernen Außenhaut des Gebäudes und dem öffentlichen Raum in Vorarlberg fort. Erinnert sei u. a. an James Turrell, Keith Sonnier, Tony Oursler, Ruth Schnell, Tone Fink und Jenny Holzer.

Das Projekt besteht aus drei Werkelementen. Das Kernstück sind 144 lichtstarke Thorn-Mundial-R-Außenleuchten mit einem Lichtstrom von 200.000 Lumen pro Strahler und einer Gesamtleistung von 288 Kilowatt. Auf allen vier Seiten des Kunsthauses war den je 36 Strahler aus dem Lichtgraben des Untergeschosses im Zwischenraum der Fassade gegen den Himmel leuchten. Während der ersten fünfzehn Minuten werden alle Scheinwerfer zugleich strahlen und insgesamt 288 kW Strom verbrauchen. Nach dieser Einleuchtungsphase beginnt das Licht dann allmählich »seitenweise« in einem Rhythmus von etwa dreißig Minuten um das Kunsthaus zu wandern. Jede der vier Fassadenseiten leuchtet somit ca. acht Minuten, bevor das Licht um die Ecke verschwindet.

Unverzichtbarer Bestandteil dieser skulpturalen Inszenierung ist die aufwändige technische Installation aus Schalt- und Verteilerkästen,144 Vorschaltgeräten und dem Hunderte Meter langen Kabelversorgungsnetz, das gebündelt zu den 144 Strahlern in der Zwischenfassade führt und auf das die Besucher unvermittelt im Untergeschoss treffen. Somit wird auch tagsüber die Energie sichtbar, die mit der Dämmerung den Himmel über Bregenz zum Leuchten bringt.

Eine Dokumentation im Untergeschoss erläutert in Bild und Text die Zusammenhänge des komplexen Projekts, die Außenstationen und die Intentionen der Künstlerin.

Die ungeheure Lichtintensität der Arbeit Siegrun Appelts am Kunsthaus erhält an verschiedenen Orten in Vorarlberg ihre konzeptuelle Entsprechung. Jeden Abend werden zwischen 22.00 und 22.15 Uhr an markanten Punkten im Land die Lichter abgeschaltet: Der Strombedarf für die Außenbeleuchtung einer Reihe von öffentlichen Gebäuden, Industrieanlagen, Kirchen, Monumenten, Privathäusern und historischen Gebäuden in Bregenz, Bludenz, Feldkirch, Dornbirn, Hohenems, Nenzing, Koblach und diversen anderen Orten wird in Summe dem Strombedarf von 288 kW für die Installation im Kunsthaus Bregenz entsprechen.

Siegrun Appelts Arbeiten drehen sich um Faktoren der kulturellen Wahrnehmung von Licht und Räumen. Hat sie in ihren Videos von Zugfahrten Landschaften vorbeiziehen lassen, legt sie in den letzten Jahren ihr Augenmerk verstärkt auf ruhende Räume und widmet sich der Quelle und Bedingung der Wahrnehmung, dem Licht. Zugleich hat ihre Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen der so genannten Lichtverschmutzung eingesetzt, also von Licht zur Akzentuierung von »wichtigen« Gebäuden wie Kirchen, Burgen, Schlössern, aber auch Geschäften, Privathäusern und Industrieanlagen, die durch spektakuläre Beleuchtung als Attraktionsorte markiert werden, obwohl ihnen funktional ein ganz anderer Sinn zukommt. Es geht dabei um jene Lichtglocke über Städten und Ballungsräumen, die durch das Streu- und Reflexionslicht künstlicher Anlagen erzeugt wird.

Durch die Ausweitung des Projektes und die Einbindung vieler Orte im ganzen Land Vorarlberg in die Lichtskulptur des Kunsthauses entsteht eine reflexive Verbindung zwischen dem Ausstellungshaus und den Standorten der beleuchteten bzw. unbeleuchteten Objekte – eine dialektische Demonstration des kulturell kodierten Schauwerts von Licht und des dafür jeweils nötigen Energieeinsatzes.

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Siegrun Appelt
288 KW