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Orte:
Mönchsberg, Rupertinum

Sigalit Landau. Salt Years
6. Juli – 17. November 2019

An seinen beiden Standorten – Rupertinum und Mönchsberg – präsentiert das Museum der Moderne Salzburg die erste museale Einzelausstellung der israelischen Bildhauerin, Video- und Installationskünstlerin Sigalit Landau im deutschsprachigen Raum.

Salzburg, 27. Mai 2019. Sigalit Landau (1969 Jerusalem, IL – Tel Aviv, IL) ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen Israels. Seit über 15 Jahren nutzt sie das Tote Meer als Inspirationsquelle und Labor für ihre Videoarbeiten, fotografischen Serien und Salzskulpturen. Mit ihren orts- spezifischen Arbeiten nimmt Landau Bezug auf das private und kollektive Gedächtnis, archaische und utopische Mythen und auf aktuelle Fragen zur menschlichen Verfassung. Durch den Einsatz von unterschiedlichen Materialien und einem Zusammenspiel mit dem menschlichen Körper verbindet sie das Öffentliche mit dem Intimen, die Geschichte mit persönlichen Erfahrungen und lokale mit epischen Erzählungen. Die Ausstellung am Museum der Moderne Salzburg präsentiert kristalline Salzskulpturen und Installationen, die von Landau seit mehreren Jahren im Toten Meer erschaffen werden. Fast einem Ritual gleich taucht die Künstlerin zusammen mit ihrem Team Objekte in dieses einzigartige Gewässer. Neben spezifischen Handarbeiten mit symbolischem Charakter, wie z. B. Fischernetze oder Skulpturen aus Stacheldraht, verwendet Landau auch immer wieder simple Alltagsgegenstände. Allen ist gemein, dass sie eine verlorene Welt symbolisieren. Durch das Wasser des Toten Meeres werden die Objekte und Skulpturen von einer Kruste aus Salzkristallen umschlossen. Was von Landau aus dem Toten Meer geborgen wird, ist zerbrechlich, schrecklich und schön gleichermaßen, wie historische Fundstücke, die von der Verwandlung der Dinge und den dunkelsten Kapiteln des 20. Jahrhunderts berichten.

Die Künstlerin bezeichnet ihre Salzarbeiten als konzeptuelle Readymades und gruppiert sie im Museum der Moderne Salzburg auf dem Mönchsberg zu ortsspezifisch choreographierten Installationen. Eine Auswahl ihrer Videoarbeiten über das Tote Meer und die Küste des Mittelmeeres wird im Rupertinum auf zwei Stockwerken präsentiert. Darin thematisiert Landau neben Fragen der weiblichen Identität und Körperlichkeit auch die politische Situation in Israel sowie das vom Menschen verursachte Umweltproblem und die daraus resultierende Bedrohung des Toten Meers. Für die Dauer der Ausstellung wird das Atrium im Rupertinum zusätzlich mit einer eigens für Salzburg neu entwickelten Videoinstallation bespielt. Die Personale Salt Years vereint 6 Installationen mit Salzobjekten, eine Serie von Fotografien, die in Zusammenarbeit mit Yotam From entstanden sind, und 13 Video- arbeiten. „Mit großer Intensität und teilweise erschütternder Symbolik und Poesie verhandelt Sigalit Landau in ihrem Werk existenzielle und ambivalente Schwellen- und Grenzerfahrungen. Entstanden in einer der konfliktreichsten Regionen der Erde, zeugen Landaus Arbeiten von der Vision eines gemeinsamen, friedlichen Zusammenlebens unterschiedlicher Menschen, Religionen, Kulturen und Weltanschauungen und besitzen dadurch eine universelle Relevanz“, erklärt Thorsten Sadowsky, Direktor des Museum der Moderne Salzburg. „In Anbetracht der Geschichte und der Erinnerungen meiner Familie an Österreich freue ich mich überaus, meine Salzkristall-Skulpturen in Salzburg ausstellen zu können – einer Stadt, in der Salz ein wichtiger Teil der Geschichte war. Die neuen Skulpturen begeben sich vom tiefsten Punkt der Erde, dem Toten Meer, auf den Mönchsberg. In meinen Arbeiten stellt das Tote Meer eine Reflexion dar. Einen Ort, der die Zeit in glamouröse Kristalle verwandelt und Salz – ein Element, das Leben bewahrt, heilt und ermöglicht, aber auch vergiften, konservieren und konstruieren kann – dient als mein Medium und Botschafter“, so die Künstlerin Sigalit Landau.

Geboren und aufgewachsen ist die Tochter jüdischer Immigranten mit österreichischen Wurzeln in Jerusalem, zwischenzeitlich lebte die Familie in Philadelphia und London. Sigalit Landau studierte an der Bezalel Academy of Art and Design in Jerusalem. Als interdisziplinär arbeitende und dabei international sehr erfolgreiche Künstlerin schuf sie in den letzten 25 Jahren ein umfangreiches Œuvre aus Videoarbeiten, Installationen, Fotografien und Skulpturen. Landau ist fasziniert von biblischen und mythologischen Erzählungen sowie von den expressiv-figurativen Traditionen der Kunstgeschichte. Immer wieder stellt sie ihren eigenen Körper in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit, was auch in Verbindung mit ihrer Ausbildung zur Tänzerin steht. Darüber hinaus interpretiert sie in ihrer künstlerischen Praxis die Geschichte und Natur ihrer Heimat und versucht dadurch einen Prozess der Heilung und der Überbrückung unterschiedlicher Lebenswelten herbei- zuführen. Einem großen Publikum wurde Sigalit Landau erstmals durch ihre Teilnahme an der documenta X (1997) in Kassel bekannt. Seitdem wurden ihre Arbeiten vielfach international ausgestellt, unter anderem im MoMA (2008) in New York, im israelischen Pavillon auf der 54. Biennale di Venezia (2011), im SCAD Museum of Art in Savannah (2012) und im MACBA Museu d’Art Contemporani de Barcelona (2014).

Anlässlich der Ausstellung erscheint das Buchprojekt Sigalit Landau: Salt Years mit Texten internationaler Autor_innen über die Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem Toten Meer.

Eine Ausstellung von Sigalit Landau mit Yotam From

Kurator_innen: Thorsten Sadowsky mit Marijana Schneider