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Seit 10 Jahren befasst sich die Springer & Winckler Galerie nun bereits mit dem photographischen Werk Sigmar Polkes. In mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen wurde dieses noch kaum im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankerte Segment seines Schaffens seitdem in den Galerieräumen der Fasanenstraße vorgestellt. Die diesjährige Winterausstellung zeigt einen Überblick von Polkes Photographien aus den 60er, 70er und 80er Jahren und wurde in Kooperation mit der Galerie Leo König New York konzipiert, wo die Werke in diesem Spätsommer erstmals mit großem Erfolg gezeigt und von der Presse begeistert aufgenommen wurden.

Der für die Ausstellung gewählte zeitliche Rahmen bildet den schöpferischen Kern des fotografischen OEuvres Sigmar Polkes und umfasst alle Spielarten, mit denen der Künstler in diesem Medium experimentierte. Die dokumentarischen Anfänge der 60er Jahre werden durch eine Gruppe von Arbeiten repräsentiert, die unter dem Stichwort „Surreale Objekte“ Installationen und Stilllebenarrangements mit Alltagsgegenständen im thematischen Zusammenhang der Serie „Höhere Wesen befehlen“ zeigen. Ebenfalls in diese Zeit fällt eine Serie von acht Fotografien, in denen der Künstler sein Kunstschaffen – Zeichnungen, Bilder, Editionen, aber auch Installationen wie den „Ich-Kreis“ – darstellt und durch Montage auf grauen Karton in einer für Polke sonst ganz unüblich repräsentativen Form zur Schau stellt.

Die Arbeiten der 70er Jahre nehmen innerhalb der Ausstellung den größten Raum ein und stellen zudem die vielseitigste Schaffensperiode innerhalb des fotografischen Gesamtwerks dar. Oft dienten die Fotografien dem Künstler als Ausgangsmaterial für Editionen. So ist unter dem Titel „Zollstocksterne“ 1970 ein Offsetdruck herausgegeben worden, der auf acht Polaroids basiert. Wir freuen uns, eine Variante von einem dieser ausgesprochen seltenen Polaroidfotos in unserer Ausstellung zeigen zu können. 1976 hat der Künstler unter dem Titel „Zeughaus“ einen weiteren Offsetdruck herausgegeben. Während die farbige Vorlage der Edition von Klaus Mettig stammt, ist in unserer Ausstellung eine Aufnahme Sigmar Polkes mit einer anderen Perspektive desselben Motives zu sehen.

Hinzu kommt eine Serie von Aufnahmen, die der Künstler zu Beginn der 70er Jahre in Paris und Willich von seiner Freundin Mariette Althaus gemacht hat. Die Bilder dienten als Ausgangsmaterial für erste Experimente mit Überbelichtungen und photochemischen Vermalungen. Doppelbelichtung, Bildmontage und Manipulationen mit Entwicklerflüssigkeit kamen schließlich in der 1975 entstandenen Arbeit „Dr. Feelgood“ zur Anwendung, die den Musiker Captain Beefheart bei der Präsentation eines Plakates der Musikgruppe Dr. Feelgood zeigt.

Wichtige Motivquellen in diesen Jahren sind Polkes Reisen nach Afghanistan und Pakistan. Zwei Arbeiten aus dieser Gruppe sind in der Ausstellung vorhanden.

Zudem begann der Künstler schließlich, seine Fotos zu übermalen und so zu kommentieren. Auf Lein-wand abgezogen sollten in diesen Jahren außerdem Fotoaufnahmen, als Grundlage für Gemälde dienen. Auch diese, an der Schnittstelle zwischen Polkes fotografischen und malerischen Schaffen angesiedelten Werkgruppen, sind mit Beispielen vertreten.

Die Arbeiten der 80er Jahre sind bestimmt von mikroskopischen Studien anorganischer Stoffe und vermitteln den Eindruck konzentrierter, ernster, fast alchimistischer Erkenntnissuche. Gold, Kristal-le und Gestein sind nun Gegenstand der Untersu-chung. In der Ausstellung wird diese Werkgruppe durch einige Nahaufnahmen von Gold- und Kalk-steinnuggets repräsentiert. Zwei weitere Bilder entstammen Experimenten mit radioaktivem Material, wodurch grellfarbige Photogramme mit diffusen Umrissen von Urangestein entstehen.

Einen separaten Bereich bilden in dieser Zeit die Fotos, die der Künstler während der Biennale in Venedig 1986 aufgenommen und mit Solarisation und malerischen Eingriffen mit lichtempfindlichen Emulsionen bearbeitet hat. Hierzu gehört auch eine Gruppe gänzlich abstrakter Bilder, bei denen Polke in der Dunkelkammer mit verschiedensten sandigen Materialien experimentierte.

Die Ausstellung wird ergänzt durch Fotografien von Angelika Platen, welche Polke Porträts aus den siebziger Jahren zeigen.

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Sigmar Polke
Photographs