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Silvia Bächli (geb. 1956 in Baden, lebt in Basel und Paris) gilt als wichtigste Schweizer Zeichnerin. Seit vielen Jahren findet ihre zeichnerische Arbeit auch international aufmerksame Beachtung. Im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen gibt die Künstlerin anhand ausgewählter Werke erstmals im Zusammenhang Einblick in ihre grossformatigen Linien-Zeichnungen, die seit 2001 als Werkgruppe entstehen. Kleinformatige Zeichnungen ergänzen die Ausstellung und lassen die Werkgenese der grossen Arbeiten sichtbar werden.

Silvia Bächli thematisiert mit den Linien ein uraltes Element der Kunst, das sich bis zur prähistorischen Höhlenmalerei Südwestfrankreichs und Nordwestspaniens zurück verfolgen lässt. Die Künstlerin zeichnet mit Pinsel und schwarzer Gouache sich überkreuzende horizontale und vertikale Linien, die ein lichtes Gewebe ergeben. In ihren jüngsten Arbeiten treten auch berg- oder torartige Formen auf, die sanfte gegenständliche Bezüge aufweisen, was sie mehrdeutig zwischen Gegenstand und Gegenstandslosigkeit oszillieren lässt. So einheitlich die Linien Silvia Bächlis auf den ersten Blick erscheinen, so unterschiedlich stellt sich bei näherer Betrachtung ihre Beschaffenheit heraus. Die Gouache ist unterschiedlich stark aufgetragen, weshalb sich die Linien hinsichtlich ihrer Dicke, Intensität und farblichen Valeurs voneinander unterscheiden. Die Linien sind somit nicht einfach stereotype Linien, sondern besitzen eine deutlich ablesbare, gewissermassen individuelle Biografie. Die Gestalt der Linien ist daher nie plan- oder berechenbar wie geometrische Linien. Charakteristisch ist hingegen ihr tastender Verlauf, der sie fragil erscheinen lässt und ihnen paradoxerweise gerade dadurch eine besonders intensive Ausstrahlung verleiht.

Wer sich in die differenzierten Gewebe der Linien von Silvia Bächli hineinversetzt, wird in ihren kargen, fast asketischen Zeichnungen einen überraschenden visuellen Reichtum entdecken. Die Bedeutung der Zeichnungen liegt in ihrer beinahe magischen Einfachheit und Verletzlichkeit, die unter Verzicht auf erzählerische oder symbolhal-tige Elemente existentielle menschliche Erfahrungen sichtbar werden lassen. Die Zeichnungen balancieren zwischen der Reduktion ihrer sinnlich wahrnehmbaren Gestalt und ihrer hohen emotionalen Intensität in der Welt innerer, intuitiver Vorstellungskraft. Damit schafft Silvia Bächli einen suggestiven Gegenpol zum lauten, buntfarbigen und hektisch sich bewegenden Überfluss an Bildern in unserer Zeit.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der alle bisher entstandenen Linienzeichnungen und ihre Entstehung dokumentiert (Verlag für moderne Kunst Nürnberg, Insert von Silvia Bächli, Text von Markus Stegmann, dt./engl., 88 Seiten, ca. 42 Farbabbildungen).

Pressetext

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Silvia Bächli - Linien
Museum zu Allerheiligen Schaffhausen
Kunstverein Schaffhausen