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4. März bis 16. Oktober 2022

Simone de Beauvoir
und „Das andere Geschlecht“

Simone de Beauvoir (1908–1986) gehört zu den wichtigsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und gilt als Ikone der Frauenbewegung. Im Jahr 1949 veröffentlichte die Schriftstellerin und Philosophin die Studie Le deuxième sexe (Das andere Geschlecht, 1951), in der sie sich mit der Situation der Frauen in der westlichen Welt auseinandersetzte.

"«Dies war schon immer eine Männerwelt, und keiner der Gründe, die zur Erklärung angeführt wurden, schien angemessen zu sein.»"
Simone de Beauvoir

Le deuxième sexe war ein Plädoyer für die Gleichberechtigung und ein radikaler Gegenentwurf zu dem damaligen konservativen Frauen- und Mutterbild. Simone de Beauvoirs Auseinandersetzung mit tabuisierten Themen wie Sexualität, lesbische Liebe oder Abtreibung lösten eine Welle von Kritik und Anfeindungen aus. Erst rund 20 Jahre später wurde Le deuxième sexe als Hauptwerk feministischer Theorie anerkannt.

In ihrer Studie verknüpfte Simone de Beauvoir eigene Erfahrungen mit denen anderer Frauen sowie mit Erkenntnissen aus zahlreichen Untersuchungen. Ihr Leitgedanke war, dass die Frau ein soziales Konstrukt ist: Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.

Mit Le deuxième sexe widmet sich unsere Ausstellung dem wohl berühmtesten Werk von Simone de Beauvoir, das als Grundlage für eine immer noch anhaltende Debatte um die Emanzipation der Frauen nichts an Relevanz verloren hat.

Die Ausstellung geht der Entstehung von Le deuxième sexe nach und begleitet die Besucherinnen in das Paris der Nachkriegszeit, als die Ideen des Existenzialismus neue Maßstäbe setzten. Sie erzählt von dem Vermächtnis des Werkes und seiner Bedeutung als „Bibel des Feminismus“ innerhalb der Frauenbewegung. Literarische Beiträge und Interviews stellen Simone de Beauvoirs Denken und ihr Verständnis vom freien und selbstbestimmten Leben vor. Zu Wort kommen Simone de Beauvoirs Lebensgefährte Jean-Paul Sartre sowie einige ihrer wichtigsten Wegbegleiterinnen wie Alice Schwarzer.

Mit Simone de Beauvoir und ihrem Standardwerk des modernen Feminismus setzt die Bundeskunsthalle die mit Hannah Arendt initiierte Reihe über Schriftstellerinnen, Philosophinnen, Wissenschaftlerinnen und Pionierinnen unterschiedlichster Disziplinen fort, die entscheidende Akzente für die Emanzipation der Frauen gesetzt haben.