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Vom 13. November 2009 bis 13. Februar 2010 zeigt die Galerie m Bochum eine Ausstellung mit bisher unveröffentlichten Landschaftsfotografien von Simone Nieweg (* 1962 Bielefeld). Die Fotografin lebt und arbeitet in Düsseldorf, wo sie an der Kunstakademie studierte und Meisterschülerin von Bernd Becher war. Gärten sowie Feld-, Wald- und Wiesenlandschaften sind ihre Themen, mit denen sie sich in einer Art Langzeitstudie seit 1986 bzw. 1990 auseinandersetzt. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen großformatige Farbfotografien, deren zentrale Motive Gartenkonstruktionen wie Schuppen, Treibhäuser und Stützstangen sind. Darüber hinaus umfasst die Ausstellung aktuelle Landschaftsaufnahmen aus dem Nordosten Frankreichs, die eine neuartige Bildsprache innerhalb ihres Oeuvres entwickeln.

Auf langen Streifzügen durch Gärten und Felder findet Simone Nieweg zu einer Vertrautheit mit ihren Motiven. Wiederholt besucht sie bestimmte Orte, um den richtigen Zeitpunkt einer Aufnahme zu finden. Auf dem Mattglas ihrer Großbildkamera erscheint das Bild auf dem Kopf stehend – ein wichtiges abstrahierendes Moment, in dem Simone Nieweg perspektivische Verzerrungen ausgleicht, die Detailschärfe einstellt und dem Bild Ordnung und Struktur verleiht. Ihr konzentrierender Blick findet eine ästhetische Situation innerhalb des gewachsenen Gefüges, die Nieweg als „perfekten Zufall“ bezeichnet. Sie setzt die Wirklichkeit in eine Komposition um, in der Strukturen, Linien und Farben das Bild prägen. Dennoch bleibt die Spannung zwischen dem strukturierten Aufbau der Fotos und der relativen Anarchie der Gärten und Landschaften erhalten.

Die großformatigen Werke zeigen in weiten Teilen improvisierte Kleinstarchitekturen, deren Materialien so vielfältig sind wie die Pflanzen selbst. So treten in Niewegs Fotografien immer wieder Parallelen zwischen den menschlichen Konstruktionen und der Natur auf, wie in „Treibhaus mit Baustahlgitter, Dillingen“ (2004), auf dem die gewölbte Dachstruktur des Treibhauses die verästelten Zweige im Hintergrund wiederspiegelt. Es besteht gleichzeitig eine harmonische Gegensätzlichkeit in Simone Niewegs Fotografien: Inhaltlich zwischen den rostenden Bauprovisorien und dem lebendigen Grün, kompositorisch zwischen dem Tarieren von Gerade und Diagonale, Frontal- und Aufsicht sowie Fläche und Detail.

In ihren Landschaftsbildern vermeidet Simone Nieweg klischeehafte Assoziationen, pittoreske Motive oder erzählende Elemente. Ihre Werke lenken unseren Blick auf das zweidimensionale Bild, ohne uns von der Natur zu entfremden. Die Bildebenen sind von visuellem Reichtum geprägt, der von der Erde, der Vegetation, der geografischen Situation, dem Klima und dem menschlichen Verhalten bestimmt wird. Materialität, Farbe und Oberflächenstruktur evozieren eine spezifische Haptik. Letztlich vermitteln die Fotografien von Simone Nieweg den Eindruck zeitloser Stille und Harmonie.

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Simone Nieweg
Garten. Konstruktionen