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in seiner zweiten Einzelausstellung zeigt der schwedische Künstler Sirous Namazi neben zwei Arbeiten, die speziell für die Ausstellung entstanden sind, eine Auswahl von aktuellen Skulpturen und Zeichnungen. Namazi bevorzugt das serielle Format (drei der ausgestellten Arbeiten sind Teil fortlaufender Serien) und arbeitet oftmals gleichzeitig an verschiedenen Werksträngen. Er beschränkt sich dabei nicht auf ein Medium, sondern durch seine spezifische Vorgehensweise verunklärt und negiert er die Unterschiede zwischen den medialen Kategorien und macht sie durchlässig füreinander.

Die monochrome grüne Metallskulptur Container II besteht aus einem Abfallcontainer, der aufgeschnitten, aufgeklappt und flach auf den Galerieboden ausgebreitet ist. Auch wenn es sich um einen realen Container handelt, kann das de-kontextualisierte Objekt mit seiner geöffneten Form keine Funktion mehr erfüllen. Durch die Dekonstruktion vertrauter Objekte, die ihrer Funktionalität beraubt und in den Bereich der Kunst transferiert wurden, erzeugt Namazi Bedeutungsverlagerungen. Wie alle Arbeiten des Künstlers handelt Container II von Dualitäten. Die ausgereifte Skulptur ist perfekt, mit genauem Gefühl für Verarbeitung und kleinste Details ausgeführt, erzeugt aber gleichzeitig ein Spannungsfeld, und eröffnet eine soziale Perspektive, indem sie Aspekte wie zeitgenössische Konsumkultur, Handel, Transport und Logistik anspricht.

Die unbetitelte Arbeit aus der Serie Modules von 2009 besteht aus identischen Metallmodulen, die eine im Maßstab verkleinerte Architektureinheit umreißen. Die einzelnen industriell in unterschiedlichen Farben lackierten Module wurden zu einer seriellen Form montiert. Namazi setzt sich in seiner Arbeit deutlich mit Architektur und der Geschichte der Kunst, insbesondere dem Minimalismus auseinander. Durch die Variation der Kombination von Farbe und Volumen in je unterschiedlichen Einzelarbeiten der Serie untersucht Namazi den architektonischen Raum. Die Arbeiten haben architektonischen Charakter, sind aber gleichermaßen Objekte und bilden Strukturen, die sich potentiell in einem steten Transformationsprozess befindet.

Version von 2009 knüpft in vielen Aspekten an die Modul-Arbeiten an, und ist als Modell eines bisher nur imaginierten 20-fach größeren Originals konzipiert. Die Grundeinheit bildet hier ein einfaches konstruktives Element, das auf Bauplänen von Häusern basiert. Die einzelnen Metalleinheiten wurden zu einer Form zusammengefügt, die in verschiedene Richtungen auseinanderzustreben scheint. Die Hängung frei von der Decke verstärkt den Eindruck von Bewegung und räumlicher Vagheit. Namazi begreift hier Architektur als physischen sowie psychologischen Raum und ermöglicht uns so die Körperlichkeit des Räumlichen zu erfahren.

Patterns of Failure ist Teil einer Serie unter gleichem Titel und wurde aus Fragmenten ausrangierten Porzellans hergestellt. Der Künstler hat die gesammelten Porzellanobjekte beliebig zerschmissen und die Bruchstücke zu einer turmartigen Skulptur zusammengeklebt. Ihre Höhe macht die Skulptur extrem fragil und empfindlich, während sie die Gesamtform sowie die kleinen Porzellandetails wie ein eigenartiges barockes Objekt erscheinen lassen.

Mit seiner extrem formal orientierten Arbeitsweise, die starke Betonung auf die Farbe legt, untersucht Namazi die inhärenten malerischen Qualitäten. Er arbeitet aber auch mit Elementen von Spiel und Zufall. Sieben ebenfalls ausgestellte neue Zeichnungen illustrieren diesen Arbeitsprozess. Namazi zeichnete in seinen Arbeiten oftmals Polaritäten nach wie privat und öffentlich, Individuum und Kollektiv, Fiktion und Realität sowie Lokal und Global, Fremdheit und Identität. Durch seine Strategie des Zerlegens und Wiederzusammenfügens ermöglicht er uns einen intimen Blick auf das Alltägliche, der die Oberflächlichkeit und die Paradoxien unserer zeitgenössischen Gesellschaft hinterfragt.

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Sirous Namazi