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Sittes Welt
Willi Sitte: Die Retrospektive

03.10.2021 — 09.01.2022 (bis 6.2.2022 verlängert)

Ein Ausstellungsprojekt des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) in Verbindung mit dem Institut für Kulturstudien, Dresden

Am 28. Februar 2021 jährte sich zum 100. Mal der Geburtstag des Künstlers und Kulturpolitikers Willi Sitte (1921–2013). Er gehört zu den national wie international bekannten Kunstschaffenden der DDR und ist zudem der umstrittenste Vertreter der Kunst dieses Staates. Die Retrospektive setzt sich mit dem zwischen den 1930er Jahren und 2005 entstandenen Gesamtwerk Sittes auseinander. Sie liefert erstmals seit 1989/90 und ohne kulturpolitische Einflussnahme einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des Werkes des exponiertesten Repräsentanten des offiziellen Kunst- und Kultursystems der DDR.

Es gibt keinen prädestinierteren Ort als das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) für diese Ausstellung! Zum einen hat Willi Sitte den größten Teil seines Lebens in der Saalestadt verbracht, zum anderen beweist das Museum mit seiner 2017/18 neu eingerichteten Sammlungspräsentation Wege der Moderne. Kunst in Deutschland im 20. Jahrhundert, wie man mit einer sachlich-objektiven Präsentation erfolgreich zur Auseinandersetzung mit der Kunst in der DDR beitragen kann.

Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Ebenen im gesamten Westflügel der Moritzburg. Im 1. Obergeschoss findet auf ca. 1100 qm die eigentliche retrospektive Vorstellung des Gesamtwerks statt. Ein weitestgehend chronologischer Parcours ist in thematische Cluster gegliedert. Einen zentralen Raum nehmen die Werke der 1940er bis 1960er Jahre ein, die die entscheidenden Entwicklungsjahre Willi Sittes waren – sowohl künstlerisch als auch in seinem Verhältnis zu Staat und Partei.

Der große Ausstellungsraum im 2. OG wird auf ca. 400 qm ein Dutzend seiner großformatigen Programmbilder von den 1950er Jahren bis in die 1980er Jahre vereinen, Arbeiten wie:

Der Untergang der Napoleonischen Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, 1956
Der Kampf der Thälmann-Brigade in Spanien, 1958
Memento Stalingrad, 1961
Die Überlebenden, 1963
Leuna 1921, 1965
Leuna 1969, 1968
Der Höllensturz in Vietnam, 1966/67
Mensch, Ritter, Tod und Teufel, 1969/70
Sie wollten nur Schreiben und Lesen lehren, 1985

In einem weiteren Segment zwischen beiden Ausstellungsteilen steht auf ca. 200 qm Fläche anhand von historischen Dokumenten sowie Medienstationen der Kulturpolitiker Willi Sitte als Präsident des Verbands Bildender Künstler zur Entdeckung und Diskussion.

Die Ausstellung versteht sich dezidiert als Teil der Aufarbeitung des Kunst- und Kultursystems in der DDR. Damit stellt das Projekt 30 Jahre nach der Wiedervereinigung einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der als Staatskunst apostrophierten Kunst Willi Sittes dar.

Anhand repräsentativer Werke aus öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland wird Sittes Entwicklung im Sinne des Sozialistischen Realismus wie auch im Widerspruch zu diesem sichtbar. Die Basis der ausgestellten Werke bilden der repräsentative eigene Sammlungsbestand des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale), Arbeiten aus dem Nachlass des Künstlers sowie bedeutende Leihgaben aus der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Museum der bildenden Künste in Leipzig.