LUMA Westbau, Zürich

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Sky Hopinka
Behind the evening tide
11.11.2022 - 26.02.2023

Behind the evening tide präsentiert eine Auswahl von Werken des Künstlers Sky Hopinka, der der Ho-Chunk Nation und der Pechanga Band of Luiseño Indians (Wisconsin, USA) angehört. Hopinka ist Fotograf, Dichter und experimenteller Filmemacher, der die geschichtsträchtigen Orte und Landschaften der Vereinigten Staaten, die Vielfalt der Sprachen und Mythen aus einer subjektiven, in den indigenen Kulturen verwurzelten Perspektive untersucht. Für seine erste Ausstellung in der Schweiz werden zwei Sequenzen von drei Kurzfilmen gezeigt, die von einem Kalligramm begleitet werden, dass die Besonderheit seiner Arbeit im Sinne der Ethnopoesie offenbart. Im Gegensatz zu einer objektivierenden Studie über das zeitgenössische Leben der Indianer bewegt sich Hopinka an der Schnittstelle von Poesie und Ethnographie. Der Titel der Ausstellung Behind the evening tide1 ist einem Gedicht entnommen und lädt dazu ein, in einer kontemplativen und meditativen Geste unsichtbare Formen ans Licht zu bringen.

Hopinkas kinematografische Praxis ist in einer Vielzahl von Diskursregimen und -formen angesiedelt. Anhand von Interviews, Reisetagebüchern und Familienarchiven entfaltet er eine intime Erzählung, die die Komplexität der Geschichte der Ureinwohner in den Vereinigten Staaten offenbart. Mündliche Dialoge werden überlagert von Texten des Künstlers, von Musik unterschiedlicher Herkunft und von einer Reihe digitaler plastischer Techniken, die Perspektiven jenseits westlicher Wahrnehmungsregime eröffnen. Auf sensible und poetische Weise vermittelt Hopinka Wissen, Metaphysik und nichtlineare Erzählungen, in denen die Gegenwart von der Vergangenheit bevölkert wird und das Persönliche auf das Politische trifft.

Im Mittelpunkt seines Interesses stehen die Geschichten der amerikanischen Ureinwohner, die in den Vereinigten Staaten leben. Anhand von Archivmaterial und persönlichen Aufzeichnungen erkundet er Orte im ganzen Land, wie etwa Standing Rock in South Dakota, einen Ort des Protests, an dem sich Tausende in Solidarität mit dem Stamm der Standing Rock Sioux versammelten. Die aufgeladene Geschichte der Orte, Themen wie Widerstand, Revolte, Sklaverei, Kolonialisierung und die Bewahrung bedrohter Sprachen sind oft präsent. Durch seine Arbeit in verschiedenen Sprachen und mit unterschiedlichen Bildtechniken bietet er einzigartige Einblicke in die reiche Kultur der amerikanischen Ureinwohner, die durch Erinnerungen an Orte, Jugenderinnerungen und Erfahrungen von Verlust und Sehnsucht verstärkt werden.

Durch bewegte Bilder, Poesie und Klänge bringt Hopinka Licht in die Tiefen der indigenen Weltanschauungen. Hinter der Folklore, den vorgefassten Meinungen und der Geschichte lassen seine Werke die Träume, Erinnerungen und das Gedächtnis der Ureinwohner wieder aufleben.

Behind the evening tide im Luma Westbau folgt auf Sky Hopinkas erste große Ausstellung seiner Werke in Europa bei Luma Arles (Frankreich) mit dem Titel The sun comes in whenever it wants.

Biographie
Sky Hopinka (Ho-Chunk Nation/Pechanga Band of Luiseño Indians) ist in Ferndale, Washington, geboren und aufgewachsen. Seine Arbeiten wurden auf verschiedenen Festivals gezeigt (u. a. Sundance, Toronto International Film Festival und New York Film Festival) und waren auf der Whitney Biennial 2017 und der FRONT Triennial 2018 zu sehen. Zu seinen Einzelausstellungen zählen das Center for Curatorial Studies, Bard College (USA) und Luma Arles (Frankreich). Er wurde mit dem Tom Berman Award For Most Promising Filmmaker beim 54. Ann Arbor Film Festival und dem New Cinema Award beim Berwick Film and Media Arts Festival ausgezeichnet. Dieses Jahr war er Empfänger des MacArthur Fellowships.


1 Sky Hopinka, Perfidia, Brooklyn und Annandale-on-Hudson, Wendy's Subway und Bard CCS, 2020, S.37.