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Die Konrad Fischer Galerie Berlin freut sich, die Eröffnung der zweiten Einzelausstellung mit neuen Arbeiten von Sofia Hultén am 1. November 2013 zwischen 18:00 und 21:00 Uhr ankündigen zu dürfen.

Zwischen den Polen von Ordnung und Chaos, Destruktion und Konstruktion, Kausalität und Kontingenz bewegt sich das bildhauerische Werk der schwedischen Künstlerin Sofia Hultén. Ihre neuen Arbeiten lassen die Dingwelt durch klar definierte und dennoch absurd erscheinende Versuchsreihen laufen, um das in ihr schlummernde Potential von Möglichkeitsformen exemplarisch sichtbar werden zu lassen und der Materialität, Gewordenheit und einer möglichen Zukunft ihrer Gegenstände nachzuspüren. Voraussetzung für ihre Herangehensweise ist eine gewisse Empathie für die Objekte des Alltags, das Bemühen, ein jedes Ding in der Perspektive seines So-seins zu sehen und gleichzeitig sein Anders-sein zu entwerfen und sie gleichsam auf eine Reise durch Zeit und Raum zu schicken.

In unserer Ausstellung „If You Never Did You Should“ zeigen wir neue Skulpturen und zwei filmische Arbeiten. In der Videoarbeit „Nonsequences“ verwirbelt Hultén die Kausalität und zeitliche Abfolge alltäglicher Handlungen. So sehen wir die Künstlerin beispielsweise zunächst einen Apfel an ihrer Hose säubern, um ihn daraufhin zu essen, in eine verstaubte Kiste zu werfen und ihn letztlich in einer Plastiktüte zu entsorgen. Dieselben Abläufe werden dann in veränderter Zeitabfolge durchgespielt. Die unsinnigen Handlungsfolgen erscheinen zunächst seltsam komisch, folgen allerdings einer unerbittlichen Logik möglicher Neukombinationen der isolierten Handlungsstränge und aus dieser Perspektive betrachtet folgt ‘Nonsequences’ konsequent strukturellen Prinzipien, die sich auch in Hultens neuen Skulpturen wiederfinden lassen. „Forking Paths“ bedienen sich großer Industriehaken und Ketten, die - in ihren Einzelteilen stets leicht verändert zu einem Ganzen zusammengefügt - wie Kronleuchter oder überdimensionale Ohrringe von der Decke hängen. Nun selber aufgehängt, erweisen sich die Haken-Skulpturen als seltsam fremdartige, aus der Zeit gefallene Objekte. Allein der Versuch einer vergleichenden Wahrnehmung und Beschreibung der Skulpturen mag uns die Überkomplexität der vermeintlich einfachen Objekte unmissverständlich vor Augen führen.

Die Videoarbeit „Altered Fates“ zeigt die Künstlerin selbst, wie sie sich wiederholt einem vollen Müllcontainer nähert und sich mit jeweils einem oder zwei Gegenständen daraus beschäftigt. So nimmt sie sich einer Schaumstoffmatratze, einer Holzlatte, oder zwei Styroporplatten an, die mehr oder weniger deutlich manipuliert und verändert dem Lauf der Dinge zurückgegeben werden. In aller Ruhe und systematisch tritt die Künstlerin an den Container heran, greift eine Holzlatte heraus, zerbricht sie und wirft sie zurück oder angelt sie sich zwei Styroporplatten, leimt sie sorgfältig zusammen. Die Aggregatzustände der von Hultén bearbeiteten und in den Container zurückgegebenen Gegenstände werden sich auch zukünftig verändern, das ist sicher. Aber sie werden sich anders wandeln – die Möglichkeiten ihrer Zukunft sind nun diejenigen, die ihnen Sofia Hultén zugewiesen hat.

Sofia Hultén wurde 1972 in Stockholm geboren und lebt in Berlin. Ihre Arbeiten waren unter anderem in der Langen Foundation in Neuss zu sehen, im Kunstverein Nürnberg, im Künstlerhaus Bremen sowie in Gruppenausstellungen im MoMa PS1 in New York, im Kai 10/Athena Foundation in Düsseldorf, im Ludwig Forum in Aachen etc. 2011 erhielt sie den Moderna Museets Vänners Skulpturpris. Vom 6. Dezember 2013 bis 16. Februar 2014 zeigt der Braunschweiger Kunstverein eine Einzelausstellung von Sofia Hultén.

-- press release:

Konrad Fischer Galerie Berlin is pleased to announce the opening of the second solo-exhibition with new works by Sofia Hultén on Friday, November 1 between 6 pm and 9 pm.

The sculptural work of Swedish artist Sofia Hultén moves back and forth between order and chaos, construction and destruction, causality and contingency. Her new works put the world of things through a clearly defined yet seemingly absurd series of tests in order to reveal its potential of possible forms. Hultén repeatdely traces the materiality, the coming into being and the possible future states of her objects. As a precondition of her way of working one finds a rare empathy for every-day things, an effort to see every single thing in all aspects of its being and at the same time to imagine and create different states of being of the same thing by taking it on a journey through time and space.

In our exhibition ‘If You Never Did You Should’ we will show new sculptures together with two new video works. The video work ‘Nonsequences’ swirls the causiality and sequences of actions. As an example we see the artist cleaning an apple, eating it and then dropping it into a dirty box before throwing the apple away in a plastic bag. All the parts of this story line are then scrambled. The nonsensical lines of events seem strangely funny but at the same time follow a rigid logic of possible new combinations of every isolated action. Seen from this perspective ‘Nonsequences’ is organized and structured by very similar principles as can be discerned in her new sculptures. In ‘Forking Paths’ Hultén uses industrial hooks and chains which hang from the ceiling like candelabra or oversized earrings. For each version of these hook-sculptures the single components have been assembled in a slightly different order. Now hanging themselves instead of supporting, the objects seem strangely unfamiliar and fallen out of time. Even the attempt to fully perceive and to comparatively describe these sculptures unmistakably brings to mind the over-complexity of these seemingly simple objects.

The video piece ‘Altered Fates’ shows the artist approaching a trash container, picking objects and altering them. We see Hultén working on a mattress, a piece of wood or two Styrofoam boards. All objects are more or less clearly manipulated and changed and then returned to the container. The physical conditions of the returned objects will keep changing – that much is certain, but they will change differently as their possible future states are now those which have been assigned to them by the artist’s touch.

Sofia Hultén was born in 1972 in Stockholm and lives and works in Berlin. Among others her works have been shown at the Langen Foundation in Neuss, at Kunstverein Nürnberg, and Künstlerhaus Bremen. Group shows include venues such as MoMa PS1 in New York, Kai 10/Athena Foundation in Düsseldorf, Ludwig Forum in Aachen. In 2011 she has received the Moderna Museets Vänners Skulpturpris. From December 6, 2013 until February 16, 2014 the Braunschweiger Kunstverein will host a solo-exhibition by Sofia Hultén.

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SOFIA HULTÉN

Künstler:
Sofia Hulten