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Einleitung Robert Simon, Künstlerischer Leiter, Kunstmuseum Celle

Ob das funktionieren kann? So lautete das nachdenkliche Fazit von Julia otto und Ulrich Eller nach der ersten gemeinsamen Ortsbegehung im Kunstmuseum. Ganz ohne Zwischenwände zieht sich der lichte, weite Ausstellungsraum in einem Stück über die gesamte Länge der ersten Museumsetage. Die architektonische Situation widerspricht damit einer entscheidenden Bedingung, die gewöhnlich Voraussetzung für eine Gruppenausstellung mit Klangkunst ist: die räumliche Trennung der einzelnen Werke.

Ob das funktionieren kann? Das ist nun allerdings eine im Kunstmuseum Celle häufig zu hörende Frage. Das ungewöhnliche Konzept des ersten 24-Stunden-Kunstmuseums der Welt provoziert Verwunderung. Scheinbar Unmögliches Wirklichkeit werden zu lassen und dabei auf innovative Weise die Grenzbereiche des Denkbaren auszudehnen – das ist die Zielsetzung, an der sich die künstlerische Ausrichtung des Hauses orientiert. Dieses Prinzip wurde dann auch zum Leitmotiv für das herausfordernde Klangkunst-Experiment SONAR, das von März bis Juni 2007 im Kunstmuseum stattfand.

Mein besonderer Dank gilt den elf beteiligten Künstlerinnen und Künstlern, die in der Klasse Ulrich Eller an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig studieren. Sie haben die hier gezeigten Werke in intensiver Auseinandersetzung mit der Architektur und der Atmosphäre des Kunstmuseums speziell für die Ausstellung geschaffen. Ihre Arbeiten erwiesen sich – jedes für sich und alle im Zusammenklang – als faszinierender optischer und akustischer „Kommentar“ zu dem, was den Rahmen dieses Klangkunst-Experiments ausmacht: den Ort, die Zeit und das Konzept von SONAR.

Das für Besucher und Fachpublikum beeindruckende Ergebnis dieses Ausstellungsprojekts verdankt das Kunstmuseum darüber hinaus dem Einsatz der beiden Kuratoren: Der Klangkünstler Prof. Ulrich Eller hält an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig einen von weltweit acht Lehrstühlen für Klangkunst. Die Kunsthistorikerin Dr. Julia Otto ist im Kunstmuseum als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig und hat mit dieser Ausstellung ihren Forschungsschwerpunkt „Skulptur als Feld“ – so ihr Dissertationsthema – auf eine neue, akustische Ebene hin ausgeweitet. Julia Otto und Ulrich Eller haben die Ausstellung SONAR gemeinsam konzipiert und mit großer Sensibilität für die Wechselwirkungen zwischen Raum, Kunstwerk und Mensch ermöglicht, dass die Klangkunst im Kunstmuseum Celle erstmals ein breites Forum erhalten konnte.

Nicht zuletzt war die großzügige Unterstützung dieses Projektes und der vorliegenden Publikation durch die Niedersächsische Lottostiftung die Grundlage für die erfolgreiche Durchführung von SONAR. Dafür möchte ich der Stiftung, insbesondere Herrn Reinhard Scheibe, meinen herzlichen Dank aussprechen.

Über Sonar Prof. Ulrich Eller, Fachgebiet Klangkunst, HBK Braunschweig

SONAR ist die Präsentation von zeitbasierten künstlerischen Realisationen, die sich als Klangskulpturen und Klanginstallationen darstellen. Der offene Raum der Museumsetage wird dabei zu einer Addition von Klangräumen und darüber hinaus zu einer gesamtakustischen Inszenierung von audiovisuellen Ereignissen.

Es handelt sich um ein Klangkunstprojekt, bei dem die Repräsentanz der individuellen Arbeiten als ein gemeinsames hörbares Interagieren angestrebt wird. Was bei einschlägigen bisherigen Ausstellungen mit Klang als Ausgrenzungsmoment interpretiert wurde, nämlich die Überlagerung und das Überschneiden von Klangkulissen benachbarter Ausstellungsobjekte, soll hier im umgekehrten Sinne thematisiert werden, als ein neues inszenatorisches Ziel: Alle gezeigten Einzelpositionen der Ausstellung haben eine hörbare Bezüglichkeit untereinander und verursachen, einem Ensemble nicht unähnlich, einen sich stetig verändernden Gesamtklang, oder Klangraum beim Durchlaufen der Ausstellung.

Die Besucher nehmen dabei die künstlerischen Einzelpositionen primär im Zusammenhang des Gesamtereignisses wahr, hören etwas, das sich möglicherweise außerhalb des Blickfeldes befindet und folgen den Klängen, um zu erfahren, woher sie kommen und wovon sie verursacht werden.

Ziel des Konzeptes ist es, das vermeintliche Störpotential eines anderen Geräusches, was fast immer bei der Konzentration auf ein Spezielles im Hörvorgang der Gleichzeitigkeit angelegt ist, als einen weiteren musikalisierbaren Aspekt zu sensibilisieren. Das akustische Gesamtereignis ist dann mehr als die einfache Addition der ausgestellten Einzelpositionen.

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SONAR - elf Künstler ein Klangraum

mit Peter Beyer, Marouan el Boubou, Dennis Graef, Sabine Hauptmanns, Eun Hye Hwang, Pit Noack, Daniel Rödiger, Adrian Schedler, Martin Schöne, Anna Maria Zinke, Walter Zurborg