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Was genau ist ›Schweinfurter Grün‹, und was hat es mit Napoleons Haar und 25 Gramm ›Wiener Schwarz‹-Pigment von Andreas Slominski zu tun? Oder die beiden kleinen roten Sony Batterien – in welchem Bezug stehen sie zu zwei Dutzend schwarzweißer Amateuraufnahmen von Zwillingen und den ›Vasen-Extasen‹ des Künstlerpaars Anna und Bernhard Blume? – Solche Fragen treten dann auf, wenn der weltweite Online-Marktplatz eBay auf ein Museum für moderne Kunst trifft: Die Ausstellung »spinnwebzeit – die eBay-Vernetzung« zeigt Gegenstände, die über den Zeitraum mehrerer Monate bei eBay ersteigert wurden, und setzt diese in Dialog zu Kunstwerken der Sammlung des MMK.

eBay ist nicht nur Warenumschlagplatz, vielmehr auch Internetportal, Kommunikationssystem, Suchmaschine und globales Netzwerk. Einmal eingeloggt, bewegt sich der Suchende durch die Eingabe von Begriffen von einem Artikel zum nächsten, ähnlich dem Nachschlagen in einer Enzyklopädie. Auf diese Weise erfolgte auch die Auswahl der Objekte für die Ausstellung: Je nach Variation und Kombination der Begriffe wurden sowohl Dinge zu einzelnen Kunstwerken gefunden als auch die Kunstwerke zu den bei eBay angebotenen Dingen. Manche sind eindeutig miteinander verbunden, andere eher assoziativ, immer aber erfahren sowohl Gegenstände als auch Kunstwerke in ihrer Kombination einen überraschenden Zuwachs an Bedeutung. Es werden also Spuren gelegt, denen der Betrachter folgen kann, aber nicht muss, und in deren Verlauf immer wieder neue, individuelle Bedeutungsräume entstehen können.

Wie verändert ein Museum die Dinge, die in es hineingetragen werden? Seit Marcel Duchamp bei einer juryfreien Ausstellung im Jahre 1917 in New York sein umgekehrtes und mit R. Mutt signiertes Urinal mit dem Titel ›Fountain‹ einreichte, ist dies eine der grundlegendsten Fragen der modernen Kunst. Durch die gemeinsame Präsentation von Kunst und Nichtkunst wird sie hier aktualisiert, im Vordergrund steht aber vielmehr das Imaginationspotenzial, das hinter der Verwandlungskraft der Institution Museum verborgen liegt. In diesem Sinne ist »spinnwebzeit – die eBay-Vernetzung« eine Reise zu den Dingen und durch die Welten der Phantasie, Geschichte und Gegenwart. Es ist eine Ausstellung über das Ausstellen an sich: Was bereits in der kombinatorischen Präsentation der Kunstwerke des MMK angelegt ist, erfährt durch die Ausweitung auf Nichtkunstwerke eine Steigerung und Radikalisierung.

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Spinnwebzeit - die eBay-Vernetzung