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Eröffnung: 05.06.2008, 18 Uhr

Ein roter Steg ist Weg, Sitzbank und Leuchtkörper zugleich; er zieht sich als gewundenes Band am Fluss entlang und markiert ein Naherholungsgebiet, das vorher Schutthalde war; Fischzuchtanlagen locken heute als Insel- und Gartenlandschaft Besucher an, und der olympische Waldpark gibt die landschaftliche Kulisse für das Olympiagelände ab – Chinas Landschaftsplaner sind fit für den internationalen Vergleich.

Der Bauboom in China, die rapide und rigide Umgestaltung von Städten sowie architektonische Solitäre von international renommierten Architekten beherrschen die Diskussion in Fachkreisen und das Bild Chinas in den Medien. Das Stichwort Landschaftsplanung in China evoziert bislang nur Bilder alter kaiserlicher Gartenpracht, große Freiflächen sozialistischer Prägung sowie Grün- und Zwischenflächen mit Rasenbändern, Blumenrabatten und Baumreihen. Wegweisende Ansätze in der Landschaftsplanung jenseits von Nostalgie und internationaler Beliebigkeit stellt die ifa-Galerie Stuttgart in der Ausstellung "grün der zeit" vor.

Jüngere Planer setzen sich intensiv mit der chinesischen Landschaftsarchitektur und der zugrunde liegenden Philosophie auseinander; sie sind darüber hinaus bestens vertraut mit den neuesten Forschungen im Bereich der Ökologie oder der Biotechnologie. Sie entwickeln innovative, nachhaltige Lösungen für den Umgang mit der Natur, für die Gestaltung von Grünflächen und für die Umnutzung von Industriebrachen, wie dies Yu Kongjian und seinem Büro Turenscape 2006 mit dem "Garten des roten Bandes" am Tanghe-Fluss in Qinhuangdao gelang. Sie schaffen bei privaten oder staatlichen Auftraggebern das Bewusstsein für neue, ökologisch sinnvolle und zugleich gestalterisch anspruchsvolle Ansätze; Beispiele hierfür sind der Zhongguancun Software-Park nordwestlich von Peking oder das Inselgartenreich in der Bucht von Xiamen für die internationale Gartenschau 2007 von Wang Xiangrong und dem Atelier DYJG. Turenscape und das Atelier DYJG stehen exemplarisch für das "Grün der Zeit" ebenso wie für die "Gründerzeit" im Bereich der Landschaftsplanung in China. Neben diesen beiden Pekinger Büros werden in der Ausstellung zwei ganz unterschiedliche Projekte vorgestellt, ein kleines Format und das Großprojekt in Peking schlechthin: Das junge Architektenteam von Mima Design Workshop baute nahe des Sommerpalastes ein kleines Café, in dem die Grenzen zwischen Innen und Außen, zwischen Natur und Kultur sich aufzulösen scheinen. Der olympische Waldpark hingegen ist eines der Megaprojekte zur Olympiade: Die Planungen der Tsinghua Universität Peking für den 7 Quadratkilometer großen Waldpark, der Naherholungs- und Naturschutzgebiet zugleich ist, basieren auf dem Masterplan Hideo Sasakis für das Olympiagelände. Im Vordergrund der Planungen Hu Jies für den Waldpark stand neben der bildhaften Umsetzung traditioneller Symbolik die Entwicklung einer grünen Lunge für Peking unter Einsatz neuer bio-ökologischer Verfahren und Technologien.

Philosophie, Religion, Symbolik und Naturauffassung begründen die seit jeher enge Beziehung zwischen Garten- und Landschaftsarchitektur, Literatur und bildender Kunst. Auch junge chinesische KünstlerInnen setzen sich explizit mit Natur und Landschaft auseinander: Exem-plarisch sind in der Ausstellung Cindy Ng Sio Ieng und Liu Wei mit Foto- und Video-Arbeiten vertreten, in denen sie die herausragenden Motive chinesischer Naturauffassung und Landschaftsdarstellung neu wahrnehmen, interpretieren und darstellen – das Wasser und den Berg.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 88 Seiten, zahlreichen Farbabbildungen und Texten von Valerie Hammerbacher, Yu Kongjian, Hu Jie u.a.

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STADTanSICHTEN
grün der zeit
Landschaftsplanungen in und aus Peking

mit Yu Kongjian, Wang Xiangrong, Hideo Sasakis, Hu Jies, Cindy Ng Sio Ieng, Liu Wei