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Mit dem Fotokünstler Stefan Heyne präsentiert die Kommunale Galerie Berlin in ihrer neuen Ausstellung einen Vertreter der neuen Abstraktion in der zeitgenössischen Fotografie und macht sein Werk erstmals in einem größeren Umfang dem Berliner Publikum zugänglich. Nach der Düsseldorfer Schule, die trotz aller Variationsbreite immer doch dem Abbildcharakter der Fotografie, dem Realen und Realität suggerierenden verpflichtet und verhaftet blieb, kommt zunehmend eine ganz neue Gruppe von Künstlern in den Focus die die Fotografie als Kunst viel grundsätzlicher hinterfragen. Stefan Heyne hat hier in den letzten Jahren ein Werk geschaffen, das als eine radikale Reflexion auf das, wie unsere Wahrnehmung funktioniert und was Fotografie sein kann gelten kann. In seinen Arbeiten führt er uns zurück zu den Anfängen des Sehens, bringt uns dazu bisher Ungesehenes zu sehen. Die jüngsten Arbeiten Stefan Heynes lassen Gedankenspielen viel Raum, handelt es sich bei ihnen doch weitgehend um nicht identifizierbare monochrome Detailansichten von Innenräumen. Ecken und Kanten, Licht und Schatten spielen dabei eine Rolle. Sie lassen erscheinen oder sichtbar werden, doch was genau, das bleibt unsichtbar. Vielmehr machen die Werke genau dieses Unsichtbare zum Bildgegenstand. Sie sind auf abstrakte Formen reduziert und doch der gegenständlichen Welt entnommen. Es ist die bislang radikalste Abstraktion, die sein Oeuvre hervorgebracht hat und eine konsequente Fortsetzung seiner Reflexion über das, was Fotografie im Kern ist und wie unser Sehen funktioniert. Stärker als in den Fotografien der vergangenen Jahre konzentriert sich Stefan Heyne mit den jüngsten Werken auf die Auflösung alles Gegenständlichen und eine Reduktion auf Licht und Schatten. Der aus dem Chiaroscuro, der Hell-Dunkelmalerei, bekannte Einsatz von Licht und Schatten wird hier nicht zur Dramatisierung eines Geschehens eingesetzt, auch nicht zur Kontrastierung einer Räumlichkeit. Das aus dem Barock bekannte Gestaltungsmittel ist zum Bildgegenstand an sich geworden. Nur schemenhaft taucht im Licht etwas auf, was von der angrenzenden Dunkelheit wieder verschluckt wird. Die Lichtregie, meist in unheimlichen Farben oder Abstufungen bis hin zum tiefsten Schwarz gibt einen Fokus, der jedoch ungefüllt bleibt und damit offen für die Imaginationskraft des Betrachters. Damit entwickelt sich Heynes Arbeit gegenläufig zum aktuellen Bildtrend: glänzend perfekte Oberflächen, manipulierte Abbildungen, insgesamt ein schöner Schein. Während diese uns überall umgebenden Bilder Tatsachen vorspiegeln, die ebenso unwirklich wie unnahbar sind, aber ein Welt- und Gesellschaftsbild prägen, entziehen Heynes Werke sich diesen Maßstäben. Sie stellen die Frage danach, was wir Abbildern unserer Welt entnehmen können, und indem sie uns das ursprünglich Sichtbare vorenthalten, nehmen sie uns die Gewissheit, alles Fotografierte bereits erkannt zu haben, bevor es wirklich gesehen wurde. Die gewohnten Betrachtungsparameter sind gegenstandslos geworden und der Weg damit frei, sich in die Ungewissheit zu vertiefen.

Stefan Heyne, geboren 1965 in Brandenburg/ Havel. Lebt und arbeitet in Berlin.

Veranstaltungsstätte: Kommunale Galerie Berlin Hohenzollerndamm 176 10713 Berlin Tel. 030 9029 16700 www.kommunalegalerie-berlin.de

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Stefan Heyne
"Woran Denkst Du?"