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Die Circleculture Gallery kündigt die Einzelausstellung „Home Sweet Home“ von Stefan Strumbel an. Seine Kunst bedient sich traditioneller Motive, die mit seiner eigenen Heimat, dem Schwarzwald, assoziiert werden. Auf einer abstrakten Ebene setzt sich Strumbel mit den Paradigmen von „Heimat“ auseinander und hinterfragt den Begriff gleichzeitig. Die Ausstellung zeigt Objekte der Volkskunst, die für eine Klischeevorstellung von Heimat, für Folklore und Volksfrömmigkeit stehen, wie die Kuckucksuhr, Holzmasken aus der alemannischen Fastnacht oder Kruzifixe des sogenannten Herrgottswinkels – einer Zimmerecke in der bäuerlichen Wohnstube, die zum Hausaltar gestaltet wird. Diese Kultur- und Kultgegenstände werden von Strumbel mit Stilelementen der Urban Art und der Pop Art überzeichnet und in einen neuen, teils provokanten Kontext gestellt. Er ersetzt beispielsweise signifikante Elemente der Kuckucks-uhr, wie Schnitzereien von ursprünglichen Heimatsymbolen, durch aggressive Motive die mit Gewalt, Pornografie und Tod assoziiert werden. Wo der Betrachter einer traditionellen Schweinsmaske für die Fastnacht einen Apfel erwartet wird er durch eine geschnitzte Handgranate überrascht. Die äußere Form der Objekte verrät auf den ersten Blick nichts von den verstörenden Inhalten – immer solide und akribische Holzschnitzereien, die mit der Lackierung in leuchtenden Farben die Anmutung einer sorgenfreien Popkultur tragen. Strumbels extreme formale und inhaltliche Zuspitzung schafft eine unverwechselbare künstliche wie künstlerische Ästhetik. Seine Objekte provozieren und verlocken gleichermaßen mittels formaler Dekadenz und größtmöglichem inhaltlichen Tabubruchs. Strumbel initiiert einen Wertewandel: In seiner Transformationskunst verschwin-den traditionelle Wertvorstellungen, ein verklärtes Heimatempfinden und die Wirklichkeit der individuellen Herkunft hinter einer Ästhetik, die zum Sinnbild von gesellschaftlichen Statussymbolen wird. Er demaskiert die Mechanismen einer Gesellschaft, die in ihrem Streben nach Status und Konsum allgegenwärtigen Reizen der Medien erliegt. Mit seinen Objekten schafft der Künstler eine Scheinwelt, die der gesellschaftlichen Realität als Spiegel dient. Das Konstrukt Heimat wird zur Metapher existenzieller Fragen nach der Identität: Wie definiere ich Heimat? Wie ist meine Selbstwahrnehmung? Was reflektiert mich nach außen? Wie und worüber definiere ich mich selbst?